sprachreif, Schreibkompetenztraining: Analytische und interpretatorische Textsorten
85 3. 3 — Textinterpretation Schreibaufgabe Lesen Sie den in der Presse vom 07. 10. 2014 abgedruckten Leserbrief „Schulgaleere steuert auf Bildungs- katastrophe zu“. Verfassen Sie nun die Textinterpretation und bearbeiten Sie dabei folgende Arbeitsaufträge : — Fassen Sie den Inhalt des Leserbriefs zusammen. — Analysieren Sie Aufbau und sprachlich-stilistische Mittel des Leserbriefs. — Beurteilen Sie seine Absicht und Darstellungsweise. Schreiben Sie 450 bis 550 Wörter. Markieren Sie Absätze mittels Leerzeilen. AUFGABE In der folgenden Tabelle finden Sie in der linken Spalte eine mögliche Lösung und in der rechten Spalte inhaltli- che und sprachliche Hinweise. Die unterpunkteten Passagen sind in erster Linie interpretativ. Der Leserbrief von Dr. Bernhard Hölzl ist am 7. 10. 2014 in der Tageszeitung „Die Presse“ erschienen und gibt die Ansicht des Verfassers zum Thema Bildungs- politik wieder. Der Autor des Leserbriefs ist der Meinung, dass die Bildungsreformen der letzten Jahre und das kommende Lehrerdienstrecht zu einem „Qualitätsverlust des Unterrichts“, insbeson- dere des Deutschunterrichts führen werden. In diesem Zusammenhang kritisiert er auch die Berichterstattung der Medien, weil sie den Bildung- sexperten Platz für die Publikation ihrer Ideen einräumen/einräumten. Der Leserbrief von Dr. Bernhard Hölzl ist am 7. 10. 2014 in „der Presse“ erschienen → die Zeitung trägt den Titel „Die Presse“; möglich, aber weniger exakt ist auch: …ist in der „Presse“ erschienen. …und gibt die Ansicht des Verfassers zum Thema Bildungskatastrophe wieder. → Der Begriff „Bildungs- katastrophe“ gibt bereits die Meinung des Verfassers wieder. Nicht alle Menschen sehen Bildungsreformen als Katastrophe an. Benennen Sie daher Themen immer mit einem neutralen, übergeordneten Begriff! einräumen/einräumten → Da es eine Tatsache ist, dass die Medien über das Thema berichten, kann man den Indikativ verwenden. Will man darauf hinweisen, dass hier indirekte Redewiedergabe vorliegt, kann man auch den Konjunktiv einsetzen (indirekte Redewieder- gabe: K I, wenn dieser sich vom Indikativ nicht unter- scheidet: K II). Will man darauf hinweisen, dass man die Darstellung des Autors bezweifelt, muss man K II einsetzen. Ausdruck : Die anderen Teile des Leserbriefs geben vor allem die ganz persönliche Sichtweise des Autors wieder, sie zeigen, wie erzürnt und frustriert er ist: — Bildungsreform = Bildungskatastrophe — Berichterstattung in den Zeitungen = für Analphabeten, Zeitungen sind Klopapier — Bildungsexperten = Pseudoexperten, verdienen viel Geld mit populärwissenschaftlichen Büchern, beraten Politiker, die sich wiederum nach den Zeitungen richten — Österreichisches Fernsehen = Staatsfernsehen — Neues Lehrerdienstrecht = führt zu Qualitätsverlust des Unterrichts und zum Burn-out der jungen Lehrkräfte Besonders auffällig zeigt sich der Ausdruck, wenn der Autor die unpersönliche man-Ebene verlässt: „[…] mich nicht mehr betrifft“, „so wie ich“, „mir könnte es ja wurscht sein“. Appell : Der Leserbrief ist insgesamt ein Appell an die Leserinnen und Leser, etwas gegen die vermeintliche Katastrophe zu unternehmen. Vor allem der aus einer einzigen Frage bestehende vorletzte Absatz zielt darauf ab. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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