sprachreif, Schreibkompetenztraining: Analytische und interpretatorische Textsorten

73 3. 3 — Textinterpretation Erklären Sie folgende Symbole in Goethes Gedicht: goldener Becher: Er leert’ ihn jeden Schmaus: Und warf den heiligen Becher / Hinunter in die Flut: — Deuten Sie die Symbolik der 3. Strophe („nicht zugleich“ meint hier: nicht so wie die Städte und alles andere): Und als er kam zu sterben, Zählt’ er seine Städt’ im Reich, Gönnt’ alles seinen Erben, Den Becher nicht zugleich. — Markieren Sie die sprachlichen Bilder in Eichendorffs Gedicht und erklären Sie ihre Bedeutung. — Erschließen Sie die Stimmung, das Gefühl des lyrischen Ich in der 4. Strophe. Erläutern Sie, warum das lyrische Ich die darin geäußerte Vorstellung als erstrebenswert ansieht. Erörtern Sie, inwieweit diese Situation mit der jener (männlichen) Jugendlicher vergleichbar ist, die heutzutage den Drang verspüren, in einen Krieg zu ziehen. Ich möcht als Reiter fliegen Wohl in die blutge Schlacht, Um stille Feuer liegen Im Feld bei dunkler Nacht. Das semantische Feld Durch die Erschließung des semantischen Feldes kann man Zusammenhänge und Gegensätze sichtbar machen und so die Stimmung des lyrischen Ich und sein Verhältnis zur Welt aufdecken: Mit gleicher Farbe markierte Begriffe bilden Gegensatzpaare: verschwunden – gewohnt; versprochen – gebro- chen; einen (Verlobungs- oder Hochzeits-)Ring überreichen – Ring springt entzwei (sprachliches Bild für das gebrochene Treueversprechen); liegen – fliegen; Bewegung des Mühlrads (gehen) – Stillstand (still) aufgrund des erwünschten Todes (sterben). Mit gleicher Farbe geschriebene Begriffe werden wiederholt oder gehören von der Bedeutung (semantisch) zusammen, sie bilden ein semantisches Feld: der Gang des Mühlenrads; der Spielmann, der Weisen (= Lieder) singt; Reiter, Schlacht, Feuer und Feld; der Gang des Mühlrads; die Liebste, am liebsten; kühler Grund, sterben, still. Die fett unterstrichenen Verszeilen „Ich möchte als Spielmann reisen“ und „Ich möchte als Reiter fliegen“ münden in der Feststellung: „Ich weiß nicht was ich will“ und in dem Resultat: „Ich möchte am liebsten sterben“. In einem kühlen Grunde Da geht ein Mühlenrad , Mein’ Liebste ist verschwunden, Die dort gewohnet hat. Sie hat mir Treu versprochen, Gab mir ein’n Ring dabei, Sie hat die Treu gebrochen, Mein Ringlein sprang entzwei. Ich möcht als Spielmann reisen Weit in die Welt hinaus Und singen meine Weisen Und gehn von Haus zu Haus. Ich möcht als Reiter fliegen Wohl in die blut’ge Schlacht , Um stille Feuer liegen Im Feld bei dunkler Nacht. Hör ich das Mühlrad gehen : Ich weiß nicht, was ich will – Ich möcht am liebsten sterben , Da wär’s auf einmal still! Ü15 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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