sprachreif, Schreibkompetenztraining: Analytische und interpretatorische Textsorten
58 3. 3 — Textinterpretation Textinterpretation Die Textsorte „Textinterpretation“ Die Textinterpretation ist die schriftliche Ausarbeitung der Deutung (Interpretation) eines Textes basierend auf der Untersuchung auffälliger Textmerkmale. Anforderungen an eine Textinterpretation/Beurteilungsgrundlagen 3.3 – 3.3.1 – Situation Im Rahmen der schriftlichen Reife- und Diplomprüfung in Deutsch sollen Sie nachweisen, dass Sie fähig sind, Sachtexte und literarische Texte zu interpretieren, indem sie mögliche Bedeutungen, Intentionen und Wirkungen dieser Texte erarbei- ten und die Interpretation schriftlich ausführen. In manchen Fällen kann eine Situation vorgegeben sein, dass sich die Textinterpretation an ein bestimmtes Publikum wendet. Adressatinnen und Adressaten Eine Textinterpretation richtet sich in den meisten Fällen an die korrigierende Lehrkraft. In Fällen, in denen eine spezifische Situation vorgegeben ist, muss das damit verbundene Lesepublikum berücksichtigt werden (z. B. Mitschülerinnen und Mitschüler, Lesende von Literaturzeitschriften etc.). Eine Interpretation literarischer Texte richtet sich jedoch fast immer an ein literarisch grundlegend gebildetes Publikum. Inhalt Eine Textinterpretation legt dar, wie die Verfasserin, der Verfasser einen Sachtext oder literarischen Text versteht und interpretiert. Absicht Eine Sachtextinterpretation soll Ihr Wissen über Sprache, Rhetorik, Texte und Kommunikationssituationen zeigen und im Idealfall das Textverständnis der Leserinnen und Leser erweitern. Eine Literaturinterpretation soll Ihre literarische Bildung und Ihre Kompetenzen im Umgang mit Literatur zeigen. Dazu legen Sie Ihr Verständnis eines literarischen Textes gegenüber anderen Leserinnen und Lesern dar. Im Idealfall erweitern Sie deren Sichtweise. Gliederungselemente/ textsortenspezifische Muster Einleitung: Textbeschreibung, d. h. kurze Darlegung von Inhalt bzw. Thematik („Worum geht es?“) Hauptteil: Formulierung einer Interpretationshypothese („Worum geht es wirklich?“); Begründung durch inhaltliche und formale Belege aus dem Text, Hinweise auf Kontexte integrieren und mit dem Weltwissen verknüpfen. Schluss: eventuell Beurteilung des vorliegenden Textes nach sprachlicher oder poetischer Qualität. Sprache Informieren, klären; Fachbegriffe kennen und richtig anwenden; Textbelege integrieren. Umfang Meistens 540 bis 660 Wörter, selten 405 bis 495 Wörter. Die Mindestwortanzahl ist unbedingt einzuhalten. Literarische Texte lassen vielseiti- ge Betrachtungsweisen zu, daher ist es bei einer Unterschreitung der Wortanzahl kaum möglich, die Interpretationshypothese gut zu begründen. Eine Überschreitung der Wortanzahl ist weniger riskant, solange man nicht abschweift oder sich in Details verliert, die für die eigentliche Interpretationshypothese nicht relevant sind. Beispiele für verwandte Textsorten Textanalyse, Redeanalyse, Buchbesprechung, Buchkritik, Rezension, literarischer Essay, Literaturblog … Nur zu Prüfzw cken – Eigentum des Verlags öbv
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