sprachreif, Schreibkompetenztraining: Analytische und interpretatorische Textsorten
57 3. 2 — Die Textanalyse Schreibaufgabe (Hausübung oder Schularbeit) Verfassen Sie eine Textanalyse. Situation: Sie üben das Verfassen einer Textanalyse. Lesen Sie die Erzählung „Die Haare“ von Jenny Erpenbeck. (Ausgangstext: siehe S. 53 f.) Verfassen Sie nun die Textanalyse und bearbeiten Sie die folgenden Arbeitsaufträge : — Beschreiben Sie die wichtigsten Handlungslinien der Erzählung. — Erläutern Sie die Bedeutung der einzelnen Figuren für die Ich-Erzählerin. — Untersuchen Sie, wie die Erzählerin von ihren Haaren spricht. — Setzen Sie hinsichtlich der Befindlichkeit der Ich-Erzählerin Beginn und Ende der Geschichte zueinan- der in Beziehung. Schreiben Sie zwischen 540 und 660 Wörter. Markieren Sie Absätze mittels Leerzeilen. AUFGABE Kommentierung der Aufgabe Beschreibung der wichtigsten Handlungslinien der Erzählung: Die Ich-Erzählerin erzählt von ihrem Werdegang: Der Bogen spannt sich von den Erinnerungen an die Zeit im Mutterleib bis zum Aufbruch in den ersten gemeinsamen Urlaub mit dem ersten Freund. Die Zeitspanne umfasst mehr als 16 Lebensjahre. Stationen: erste Empfindungen im Mutterleib; Erinnerungen an bestimmte Verhaltensweisen von Vater und Mutter in der Zeit als Kleinkind; einschneidendes Erlebnis: Mutter stutzt vor einem ersten Mai – dem Tag der Arbeit – der Ich-Erzählerin die Haare; Erinnerungen an die Schulzeit, die erste vergebliche Liebe, den ersten Freund mit 16 Jahren; wichtig: alle Erinnerungen sind mit Aussagen über die Haare der Ich-Erzählerin gekoppelt . Bedeutung der einzelnen Figuren für die Ich-Erzählerin: Vater: schmückt Haare der Ich-Erzählerin mit Zöpfen aus Gras Mutter: Bauch der Mutter: schwarze Haare; Mutter pflegt die Haare der Ich-Erzählerin; später schneidet sie der Ich-Erzählerin – diese ist zu diesem Zeitpunkt fünf Jahre alt – die Haare ab, Ich-Erzählerin fühlt sich dadurch lächerlich gemacht Cousine: wird mit ihren Zöpfen zum Vorbild für die Ich-Erzählerin. Punk: ein folgenloses Treffen mit ihm; Frisur ändert sich: Haare werden offen getragen Freund: Ich Erzählerin trennt sich von ihren langen Haaren Untersuchen Sie, wie die Erzählerin von ihren Haaren spricht: Personifizierung der Haare: kapitulieren, fliegen davon (vgl. Z. 5; Haare werden häufig verglichen: „wie Wasser, das aus einem Rohr kommt“ (Z. 11); an der Pflege des Haares können politische Veränderungen abgelesen werden: Westen verfügt Jahre vor dem Osten über Haarbürste mit Plastikborsten; Haare werden zu einem elementaren Bestandteil der Identität der Ich-Erzählerin („Schatz“, Z. 94), die sich sogar mit dem biblischen Samson vergleicht, dessen gewaltige Stärke im ungeschorenen Haupthaar begründet ist. Aufbegehren gegen die Erwachsenenwelt erschöpft sich bei der Ich-Erzählerin in der Entscheidung für eine neue Haarmode: trägt die Haare offen. Selbstfindung am Ende der Erzählung bedeutet Entscheidung, die Haare abschneiden zu lassen – Ende der „Verwirrung“. Setzen Sie hinsichtlich der Befindlichkeit der Ich-Erzählerin Beginn und Ende der Geschichte zueinander in Beziehung: Entwicklung vom ungeborenen Kind im Bauch seiner Mutter zur jungen Frau, die weiß, was sie will. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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