sprachreif, Schreibkompetenztraining: Analytische und interpretatorische Textsorten

51 3. 2 — Die Textanalyse Wenn Sie ein Gedicht metrisch analysieren wollen, achten Sie auf folgende Aspekte 1 : — Strophenform — Anzahl der Verse — Reime — Hebungen pro Vers — Abfolge von Hebungen und Senkungen — betontes oder unbetontes Ende der Verszeile Grundbegriffe zur Analyse lyrischer Texte auf einen Blick — Kommunikationssituation — lyrisches Ich — Stilfiguren — Verszeile/Strophe(nform) — Metrum — Versfuß oder -takt — Zeilenstil/Enjambement/Hakenstil — Reim(arten) — Rhythmus Benennen Sie die Erzählform, die Sie im folgenden Romananfang beobachten können. Sammeln Sie alle Informationen, die Sie über den Erzähler erhalten. Erläutern Sie, was das für den möglichen Inhalt des Romans bedeutet. Anne-Laure Bondoux: Die Zeit der Wunder (2011) Ich heiße Blaise Fortune und ich bin Bürger der Franzö­ sischen Republik. Das ist die reine Wahrheit. An dem Tag, als die Zollbeamten mich hinten im Lastwagen fan­ den, war ich zwölf Jahre alt. Ich roch so schlecht wie Ab­ delmaliks Müllhäuschen, und ich konnte nur immer wieder diesen einen Satz sagen: „Ichheißebläsfortünun­ tichbinbürgaderfranzöschenrepublikdasisdiereinewa­ heit.“ Ich hatte fast all meine wertvollen Dinge unter­ wegs verloren. Zum Glück war mein Reisepass noch da. Gloria hatte ihn an der Tankstelle tief in meine Jackenta­ sche gesteckt. Die Angaben darin besagten, dass ich am 28. Dezember 1985 in MontSaintMichel geboren wur­ de, direkt am Ärmelkanal, Seite 16 im grünen Atlas. Da stand es, schwarz auf weiß. Das Problem war mein Foto: Es war herausgerissen und später wieder eingeklebt wor­ den. Obwohl Monsieur Ha sich alle Mühe gegeben hatte, den offiziellen Stempel auf dem Foto wiederherzustellen, glaubten die Zollbeamten nicht, dass ich ein echter klei­ ner Franzose war. Ich hätte ihnen gerne alles erklärt, aber dafür war mein Französisch zu schlecht. Also zogen sie mich am Kragen meines Pullovers aus dem Lastwa­ gen und nahmen mich mit. Q : Anne-Laure Bondoux: Die Zeit der Wunder. Hamburg: Carlsen 2011, S. 5 Beschreiben Sie die formalen und sprachlichen Auffälligkeiten des folgenden Gedichtes. Andreas Gryphius: Abend (um 1650) Der schnelle Tag ist hin / die Nacht schwingt ihre Fahn / Vnd führt die Sternen auff. Der Menschen müde Scharen Verlassen feld und Werck / wo Thier und Vögel waren Traurt itzt die Einsamkeit. Wie ist die Zeit verthan! Der Port naht mehr und mehr sich / zu der Glider Kahn. Gleich wie diß Licht verfil / so wird in wenig Jahren Ich / du / und was man hat / und was man siht / hinfahren. Diß Leben kömmt mir vor als eine RenneBahn. Laß höchster Gott/mich doch nicht auff dem Laufplatz gleiten/ Laß mich nicht Ach / nicht Pracht / nicht Lust nicht Angst verleiten! Dein ewigheller Glantz sey vor und neben mir/ Laß / wenn der müde Leib entschläfft / die Seele wachen Und wenn der letzte Tag wird mit mir Abend machen / So reiß mich aus demThal der Finsternüß zu dir. Q : Karl Otto Conrady: Der Große Conrady. Das Buch deutscher Gedichte. Düsseldorf: Artemis&Winkler 2008, S. 171. Ü5 Ü6 2 4 6 8 10 1 Vgl. Alo Allkemper, Norbert Otto Eke: Literaturwissenschaft. Paderborn: UTB 3 2010, S. 154. 12 14 16 18 20 22 2 4 6 8 10 12 14 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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