sprachreif, Schreibkompetenztraining: Analytische und interpretatorische Textsorten

48 3. 2 — Die Textanalyse — Distanz der Erzählerin/des Erzählers — Einstellung der Erzählerin/des Erzählers zum Erzählten — Zeitbehandlung — Funktion des Raumes Dramatische Texte Das Wesen des Dramas besteht darin, dass verkleidete Menschen auf einem Schauplatz eine Handlung darstel- len. Der Dramentext kann in Vers oder Prosa verfasst sein. Den Haupttext sprechen die Figuren, der Nebentext besteht aus den Regieanweisungen. Da im Drama üblicherweise keine Erzählerin/kein Erzähler vorhanden ist, wendet die Autorin/der Autor be- stimmte Kunstkniffe an, um die Zuschauerinnen/Zuschauer über bereits (an einem anderen Ort) Geschehenes zu informieren: Ein Mittel ist die so genannte Mauerschau (Teichoskopie). Dabei sprechen Figuren miteinander. Die eine ist von der anderen aufgefordert worden zu berichten, was sie etwa vor dem Tor einer Burg erblickt. Ein anderes gebräuchliches Mittel stellt der Botenbericht dar. Dabei stellt eine Botin/ein Bote auf der Bühne ein Geschehen dar, das sich woanders ereignet hat. Vor oder nach der eigentlichen Handlung können in Prologen und Epilogen Kommentare der Handlung erfolgen. Eine Kommentierung von Geschehnissen auf der Bühne kann auch mithilfe von Transparenten und Videoein- spielungen erfolgen (episches Theater). Das Grundelement der Struktur eines Dramas ist der Akt oder Aufzug . Dessen Beginn und Ende signalisieren das Heben und Senken des Bühnenvorhangs. Die Szene stellt eine Untereinheit des Aktes dar. Der Beginn einer neuen Szene ist häufig mit dem Auftritt bzw. Abgang einer Figur verknüpft. Das klassische Drama weist eine Gliederung in fünf Akte auf. Wichtige Fachbegriffe im Zusammenhang damit sind die Exposition, das erregende Moment, die steigende Handlung, die Peripetie (Wendung, Umkehr) der Handlung sowie die fallende Handlung und das retardierende Moment. Ein weiteres Merkmal des klassischen Dramas ist die Einheit von Or t, Zeit und Handlung : Eine Handlung wird auf einem Schauplatz zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang dargestellt. Um die Struktur eines Dramas charakterisieren zu können, sollten Sie folgende Unterscheidungen wissen und anwenden können (Details finden Sie in allen gängigen Literaturgeschichten): — analytisches und synthetisches Drama — offenes und geschlossenes Drama Zentrales Element der meisten Dramen, die Sie im Deutschunterricht kennen lernen werden, ist der Dialog, der die Handlung trägt. Wenn Sie Dialoge analysieren , können Sie folgende Aspekte besonders genau betrachten: — Verteilung der Redeanteile — Häufigkeit des Sprecherwechsels — Länge einer Äußerung — mögliche Unterbrechungen — Funktion der Äußerungen (Ausdruck, Appell, Darstellung) Im Vergleich dazu haben die Monologe eine geringere Bedeutung. Ihr Adressat ist eigentlich das Publikum, dem damit bestimmte Informationen übermittelt werden. Figuren monologisieren vor allem in Entscheidungssitua- tionen und offenbaren damit ihre Handlungsmotive sowie Charakterzüge. Wenn sich eine Figur in der Anwesenheit anderer Figuren an das Publikum wendet und mit diesem spricht, ohne dass die anderen Figuren das hören, handelt es sich um das Beiseite-Sprechen . Die Figuren eines Dramas können Typen verkörpern oder Individuen darstellen. Sie können durch Charakter- eigenschaften, äußere Merkmale oder die Lebensumstände charakterisiert werden. Die Informationen über die Figuren werden explizit oder implizit gegeben. Eine Auseinandersetzung mit den Figuren eines Dramas kann Sie auch zu der Frage führen, wie viele Figuren in einem Drama auftreten, wie diese Figuren gruppiert sind und welche Figur eventuell in welchem Akt dominiert. Handlungen erfolgen auf der Bühne sichtbar (= offen) oder verdeckt. Die Darstellung folgt meist entsprechend der zeitlichen Abfolge der einzelnen Ereignisse. Wenn Vor- oder Rückgriffe notwendig sind, so geschieht das u. a. durch das Beiseite-Sprechen. Wenn Sie die Kategorie Raum in einem Drama analysieren müssen, können Sie zwischen dem Raum als Zu- schauerraum, Bühne und Schauplatz unterscheiden. Folgende Arten des Dramas sollten Ihnen geläufig sein: Tragödie, Komödie, das bürgerliche Trauerspiel, das epische Theater und das absurde Theater. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=