sprachreif, Schreibkompetenztraining: Analytische und interpretatorische Textsorten

40 3. 2 — Die Textanalyse Wie das? Gibt es einen moralischen Anspruch auf Durchkommen bei der Matura? Für wen? Warum ertönt sofort der Tenor „Diese Matura muss zu schwer oder falsch sein, wenn unsere Kinder nicht durchkommen“? Die republikanische „Blindheit“ der „Zentralma­ tura“ hat unzweifelhaft viele Vorteile. Gerechtigkeit ist einer davon. Denn die erbrachte Leistung – in Österreich nur in einem Teilbereich – wird unab­ hängig von Faktoren wie Schule, Status, Lehrern, die ihren Schülern, deren Eltern und sich selbst, sagen wir, den letzten Schritt an der Schwelle ins „reife“ Leben nicht unnötig erschweren wollen, be­ urteilt. Die Matura ist ein singuläres Ereignis, ein (frag­ würdiger) Übergangsritus. Sie ist vor allem symbo­ lisches Kapital – mit sinkendem Marktwert. Als automatischer Türöffner zur Universität hat sie an­ gesichts immer neuer Aufnahmeverfahren ausge­ dient. Die Aussagekraft eines Maturazeugnisses für ein Studium ist ohnehin höchst beschränkt. Haben oder nicht haben, war hier die Frage. Wer also die „alte“ Matura nicht ganz abschaffen will, muss ihr neuen Sinn geben und ihren Wert steigern. Ande­ renfalls kann man sie sich und den nachfolgenden Generationen auch ersparen. : http://derstandard.at/2000009833137/Zentralmatura-Reif-am- Tag-X-und-dann; 30. 12. 2014 32 34 36 38 40 42 44 46 48 50 52 54 56 Die Struktur eines Sachtextes grafisch darstellen Mit Hilfe grafischer Darstellungen können Sie wichtige Elemente eines Textes veranschaulichen und im Zusam- menspiel verdeutlichen. Der Wechsel der Darstellungsart zwingt Sie, sich intensiv mit dem Inhalt und der Struktur des Ausgangstextes auseinanderzusetzen. Folgende Aspekte eignen sich besonders gut für eine optische Darstellung 1 : — Begriffsdefinitionen — Darlegung eines Sachverhalts — Erörterung eines Problems — Strukturen dramatischer und epischer Texte Bestimmte Gliederungsmuster finden Sie vor allem in Sachtexten häufig: — chronologische Struktur — Reihung — Ursache-Wirkung-Prinzip — Pro-und-Kontra-Struktur — vom Ganzen zu den Teilen Beispieltext Für den Sachtext „Das Geheimnis der Freundschaft“ (vgl. S. 35–36) bietet sich folgende Darstellung an: 3.2.3 – Freundschaft: Nennung eines konkreten Beispiels Ursachen Physische Nähe Befriedigung emotionaler Bedürfnisse Praktische Überlegungen Auswirkungen Freunde machen stark Freunde schützen vor Stress Freunde erhöhen Lebensqualität Zuerst nennt der Text ein konkretes Beispiel für eine lebenslange Freundschaft. Anschließend behandelt er Gründe, warum Menschen miteinander Freundschaft schließen. Im Schlussabschnitt thematisiert er Auswirkun- gen einer Freundschaft auf Betroffene. 1 Vgl. Martin Hussong, Artur Schütt, Brigitte Stuflesser: Textanalyse optisch. Düsseldorf: Schwann 3 1977, S. 11–16. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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