sprachreif, Schreibkompetenztraining: Analytische und interpretatorische Textsorten
4 1. 1 — Texte verstehen Zusammenfassen, Analysieren und Interpretieren von Texten Der zweite Band Schreibkompetenztraining der Reihe sprachreif beschäftigt sich mit den Textsorten Z usammen- fassung, Textanalyse und Textinterpretation . Im Rahmen der kompetenzorientierten schriftlichen Reife- und Diplomprüfung aus Deutsch (SRDP) wird jede dieser drei Textsorten Bezug auf einen oder mehrere Ausgangstexte nehmen müssen. Als Grundlage dafür dienen sowohl Sachtexte als auch literarische Texte. Daher wird Ihnen der erste Abschnitt dieses Bandes einige Hilfestellungen zum Textverstehen und Lesen anbieten. Daran schließen die Erläuterungen zu den einzelnen Textsorten des Bandes an. Dabei wird die Gliederung des ersten Bandes beibehalten: Eine Textsorte wird zuerst vorgestellt, anschließend folgen ein Beispieltext und entsprechende Übungen. Texte verstehen „Verstehen“ hat laut DUDEN (Band 7, S. 741–742) etwas mit „erkennen“, „geistig auffassen“, „wahrnehmen“ zu tun. Sie müssen sich also, wenn Sie sich auf einen unbekannten Text einlassen, von Ihrem geistigen Standort aus auf etwas Neues zubewegen und sich damit auseinandersetzen. Obwohl das Verstehen von Sachtexten und literarischen Texten eine Reihe von Ähnlichkeiten aufweist, unter- scheiden wir im Folgenden zwischen dem Verstehen von Sachtexten und literarischen Texten. Wichtige Unterschiede zwischen Sachtexten und literarischen Texten: Sachtexte — beziehen sich auf die reale Welt — streben zumeist Eindeutigkeit an — informieren, klären etwas, appellieren … Literarische Texte — entwerfen vielfach eine erfundene Welt — sind oft mehrdeutig und unbestimmt — entwickeln Gegenwelten zur Realität — zeichnen sich durch eine besondere formale und sprachliche Gestaltung aus Texte verstehen – welche Kompetenzen sind dafür notwendig? Einen Sachtext oder literarischen Text zu verstehen, bedeutet für die Leserin und den Leser zunächst einmal, Buchstaben, Wörter und Sätze zu erkennen und ihnen – unter Zuhilfenahme des eigenen Vorwissens – eine Bedeutung beizumessen. In weiterer Folge werden mehrere aufeinander folgende Sätze verknüpft und themati- sche Zusammenhänge hergestellt. Abschließend erfolgt das für alle Abschnitte des Textes. Damit erfassen Lesende die Teilthemen des Textes und sein übergreifendes Thema. Vor- und Weltwissen der Leserin und des Lesers leisten dabei einen wichtigen Beitrag. Kompetente Leserinnen und Leser sind schließlich in der Lage, den konkreten Text einer Textsorte zuzuordnen und vorhandene sprachlich-stilistische Mittel zu erkennen. Beispiel: Sobald Sie an dem unten angeführten Text gemerkt haben, dass es sich um einen Zeitungsbericht handelt, werden Sie auf Grund Ihrer Textsorten-Kompetenz die Schlagzeile und die fett gedruckte Zusammen- fassung besonders intensiv lesen, weil Sie wissen, dass Sie dort alle wichtigen Informationen finden. Die weiteren Ausführungen führen nur noch Details an. 1 Literarische Texte laden wegen ihrer Mehrdeutigkeiten und Unbestimmtheiten zu einem weiteren Schritt ein – zur Bedeutungszuweisung, die über die Wiedergabe des Wortsinns und der Inhaltsebene hinausgeht (= Inter- pretation). Die im Rahmen der Textanalyse erkannten Strukturen sind eine geeignete Ausgangsbasis dafür. 1 1.1 – 1.2 – 1 Diese Hinweise orientieren sich an: Jürgen Baurmann: Sachtexte lesen und verstehen. Seelze: Friedrich Verlag 2009, S. 41–45. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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