sprachreif, Schreibkompetenztraining: Analytische und interpretatorische Textsorten

37 3. 2 — Die Textanalyse — Von der Obligationsfunktion eines Textes spricht man dann, wenn sich die Senderin/der Sender damit verpflichtet, eine bestimmte Handlung zu vollziehen (Beispiele für solche Texte: Verträge, Gelöbnisse). — Der Hauptzweck einer SMS oder einer Karte aus dem Urlaub besteht in der Kontaktfunktion . — Wer jemandem eine Vollmacht ausstellt, ein Zeugnis überreicht, schafft für diese Person in einem Teilbereich ihres Lebens oder existentiell eine neue Realität (das Reifeprüfungszeugnis ist Voraussetzung für ein weiterführendes Studium und macht aus Schülerinnen und Schülern Studentinnen und Studenten). Eine solche Funktion des Textes wird als Deklarationsfunktion bezeichnet. — Texte, in denen die Unterhaltungsfunktion dominiert, sind prinzipiell fiktional und erheben den Anspruch, der Rezipientin/dem Rezipienten einen ästhetischen Reiz zu bieten. Hierher gehört der ganze Bereich der poetischen Literatur. Kommunikationsform: Damit sind Entstehungszeit und -ort des Textes gemeint, der Umstand, ob es sich um einen schriftlichen oder mündlichen Text handelt und mit welchem Medium (Telefon, Computer …) er weiterge- leitet wurde. Handlungsbereich: Texte können an die Öffentlichkeit gerichtet sein – denken Sie nur an einen offenen Brief, sie können aber auch Privates zwischen zwei Menschen thematisieren. Sie haben offiziellen Charakter , wenn es sich um den Erlass einer Behörde handelt. Behandlung (= Entfaltung) des Themas und Textstruktur: Die meisten Texte gehören einem der vier folgenden Grundmodelle an, wenn es um die Art und Weise geht, wie sich darin das Thema entwickelt: — Beschreibende Entfaltung: Die Teilthemen eines Themas sind meist in den Kategorien Raum und Zeit geord- net (z. B. bei einem Zeitungsbericht, der ein aktuelles Ereignis behandelt, das sich in unmittelbarer Vergan- genheit an einem konkreten Ort ereignet hat). Besonders häufig ist die beschreibende Entfaltung des Themas in journalistischen Texten, in Anleitungen, Gesetzestexten, Verträgen usw. — Erzählende Entfaltung: Erzählende Texte orientieren die Leserin/den Leser am Beginn über die Situation, in der die Handlung der Erzählung angesiedelt ist. Sie führen dazu Angaben zu Zeit, Ort sowie den Figuren an. Die Komplikation umfasst die Darstellung eines ungewöhnlichen Erlebnisses. Die Auflösung am Schluss bringt meistens den Ausgleich zwischen dem in der Eingangssituation Dargestellten und der Komplikation. — Erklärende Entfaltung: Das zu Erklärende wird aus bestimmten anderen Sachverhalten logisch abgeleitet. Der erklärende Abschnitt besteht aus der Darstellung von Bedingungen und Gesetzmäßigkeiten, die die Erklärung für das jeweilige Phänomen liefern (denken Sie an die Beschreibung eines Versuches im Chemie- unterricht). — Begründende Entfaltung: Dabei wird am Beginn in einem Satz (damit kann auch ein gedanklicher Abschnitt gemeint sein) eine Behauptung formuliert. Die anschließenden Beispielsätze begründen die Behauptung und führen (gegebenenfalls) entsprechende Beispiele an, um die Behauptung zu illustrieren. Der Wiederho- lungssatz greift den Einleitungsgedanken in abgewandelter Form auf und rundet somit das Argument ab. — Formal lässt sich die Gliederung eines Textes am besten mit den Begriffen Einleitung, Hauptteil und Schluss benennen. Diese Bezeichnung sagt aber nichts über die Funktion des jeweiligen Abschnittes aus. Einleitun- gen führen meistens zum Thema hin, wecken die Neugier der Leserin/des Lesers, klären einen Begriff … Satzbau: Hilfreich ist die Unterscheidung zwischen eher parataktischem (Parataxe = Satzreihe) und eher hypotaktischem (Hypotaxe = Satzgefüge) Satzbau. Bestimmte Textsorten weisen umfangreiche Satzglieder mit manchmal mehreren Attributen auf, andere wiederum – etwa Märchen – charakterisieren bestimmte Satzbau- muster (Aneinanderreihung von Sätzen, die mit „und“ verbunden sind). Ein rechtsverzweigender Satzbau (auf den Hauptsatz folgen Gliedsätze) deutet eher auf einen erklärenden Text hin, der linksverzweigende eher auf einen Text, der Spannung erzeugen und die wichtigste Information am Schluss nennen will. Wortwahl: Auffälligkeiten im Bereich der Wortwahl haben mit dem gehäuften Auftreten einer Wortart (Verb, Nomen, Adjektiv) ebenso zu tun wie mit veralteten oder neu gebildeten Ausdrücken. Der Text kann Umschrei- bungen oder Wörter bzw. Wendungen enthalten, die in einem übertragenen Sinn verstanden werden müssen. Bestimmte Wörter können die Stilebene eines Textes prägen, indem sie als derb oder besonders gehoben empfunden werden. Fremdwörter oder fachsprachliche Ausdrücke können das Verständnis des Textes erschwe- ren. Bestimmte Wörter (einer Wortart) lassen sich möglicherweise einem gemeinsamen Sinnbezirk zuordnen. Nützen Sie die folgende Tabelle für die Textanalyse. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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