sprachreif, Schreibkompetenztraining: Analytische und interpretatorische Textsorten

30 3. 1 — Die Zusammenfassung Schreibaufgabe (Hausübung oder Schularbeit) Verfassen Sie eine Zusammenfassung. Situation: Sie haben sich mit dem Thema „Emotionale Entwicklung von Kindern“ in den Fächern Biologie, Psychologie und Deutsch beschäftigt und sollen nun für ein fächerverbindendes Portfolio eine Zusam- menfassung des Textes „Die Suche nach den Narben der Kindheit“ verfassen. Lesen Sie den vorliegenden Text. Schreiben Sie nun die Zusammenfassung und bearbeiten Sie dabei die folgenden Arbeitsaufträge : — Geben Sie wesentliche Inhalte des Zeitungstextes wieder. — Beschreiben Sie die darin vorgestellten Forschungsabsichten und die Ergebnisse der Experimente. — Erläutern Sie die Gründe dafür, warum die dargestellten Forschungsarbeiten auf großes Interesse von unterschiedlichen Seiten stoßen. Schreiben Sie 315 bis 385 Wörter. Markieren Sie Absätze mittels Leerzeilen. AUFGABE Niedlich sind sie, diese Strauchratten. „Rättchen“, sagt Anna Katharina Braun zu ihnen. Sie ist im Hessischen aufgewachsen und hat eine Vorliebe für Verkleinerungsformen. Die Tiere tollen munter durch den Käfig in der Magdeburger Ottovon­ GuerickeUniversität, und die Verhaltensbiologin schaut lächelnd zu. Manchmal schaut sie allerdings ein wenig nachdenklich drein. Denkt sie daran, dass sie ihren „Rättchen“ das Ge­ hirn herausnehmen muss, wenn sie Erkenntnisse sammeln will? Die hamsterähnlichen Nager mit den großen Oh­ ren sind ein Tiermodell für soziales Verhalten. Sie teilen viele Eigenschaften mit dem Menschen: Sie leben in Gemeinschaften und verständigen sich mit Lauten. „Auch der Mensch“, sagt Braun, „ist ein vokales Tier.“ Erwachsene Strauchratten gehen monogame 1 Beziehungen ein und kümmern sich gemeinsam um den Nachwuchs. Die Kleinen kön­ nen von Geburt an sehen, riechen und hören. An­ ders als typische Labortiere, zum Beispiel Mäuse, „kriegen sie von Anfang an alles mit – genauso wie die Menschenkinder“. Und da setzt Anna Kathari­ na Brauns Neugierde an. Sie will herausfinden, wie frühe emotionale Erfahrungen das kindliche Ge­ hirn beeinflussen. Die kleine Strauchratte hört die Fiepser ihrer Eltern, spürt ihre Wärme und weiß: Hier bin ich sicher. Sie lernt sehr schnell, wer ihre Eltern sind, und dieses Lernen ist mit guten Ge­ fühlen verbunden. „Filialprägung“ nannte es der Verhaltensforscher Konrad Lorenz, wenn sich tief in den Gefühlshaushalt des Tieres eingräbt, bei wem es geborgen ist. „Prägung“ deshalb, weil die­ ser Vorgang kaum mehr rückgängig zu machen ist. Aber welche Spuren hinterlässt dieser Prägungs­ vorgang im Gehirn? Anna Katharina Braun will beweisen, was der Alltagsverstand längst zu wissen glaubt: dass frühe traumatische 2 Erfahrungen das Verhalten eines Menschen sein ganzes Leben lang beeinflussen können. In der klinischen Psycholo­ gie wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts der Ver­ dacht geäußert, dass solche Traumata „Narben“ im Die Suche nach den Narben der Kindheit Anna Katharina Braun erforscht an Ratten, wie Gefühle das Gehirn formen. Schon wollen Lehrer und Psychologen die Erkenntnisse nutzen. Von Annette Lessmoellmann 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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