sprachreif, Schreibkompetenztraining: Analytische und interpretatorische Textsorten

20 3. 1 — Die Zusammenfassung Davor sollten Sie sich allerdings noch die folgenden Übungen anschauen, die Ihnen verschiedene sprachliche Aspekte der Textsorte Zusammenfassung nahebringen. Die Wiedergabe wörtlicher Rede Bei Zusammenfassungen kann es vorkommen, dass wörtliche Reden aus dem Originaltext in indirekter Rede wiedergegeben werden müssen. Die indirekte Rede erfordert meist den Einsatz des Konjunktivs I (wenn der Konjunktiv I sich vom Indikativ unterscheidet) oder des Konjunktivs II (wenn die Formen des Konjunktivs I mit dem Indikativ zusammenfallen und nicht als Konjunktiv erkennbar sind). Konjunktiv II verwendet man auch, wenn man Zweifel an den wiederzugebenden Aussagen hat oder diese unrealistisch bzw. irreal klingen. Beispiel: Der Arzt behauptete, er käme zu jeder Tages- und Nachtzeit vorbei, um mir zu helfen. Die indirekte Rede wird mit einleitenden Verben des Sagens angezeigt: sagen, erzählen, versprechen, behaup- ten, bestehen auf, erklären, fragen, antworten, verweisen, anführen, meinen, folgern, … Die Auswahl des einleitenden Verbs beeinflusst die Lesart des Textes. Es macht einen Bedeutungsunterschied, ob man schreibt: „Er erklärte“ … „Er vermutete“ … „Er behauptete …“. Geben Sie die Aussagen der amerikanischen Journalistin Carrie Budoff Brown (tätig für die Tageszeitung „Politico“) über ihren Umgang mit Schreibblockaden in indirekter Rede wieder. Achten Sie dabei auf die korrekte Verwendung von Konjunktiv I und Konjunktiv II. Unterstreichen Sie die von Ihnen verwendeten Konjunktive mit Farbe. Carrie Budoff Brown: „Ich versuche, mich ein paar Schritte vom Computer zu entfernen und die Geschichte für eine kurze Weile ruhen zu lassen. Wenn ich so weit bin, tippe ich Notizen, einzelne Gedanken, ganze Absätze und Einstiegsideen in mein iPhone. Aus irgendeinem Grund fühle ich mich am iPhone weniger unter Druck als am Computer. Das Aufschreiben meiner Gedanken in das Telefon hilft mir oft, die Schreibblockade zu überwin- den, und wenn ich an meinen Computer zurückkehre, habe ich eine Vorstellung davon, wo ich mit meinem Text hinwill. Ein weiterer Trick: Ich suche einen neuen Ort zum Schreiben. Wenn ich Zeit für einen Text habe, setze ich mich statt an meinen Schreibtisch lieber in eines meiner Lieblingscafés. Der Perspektivwechsel und die gute Musik reichen in der Regel aus, um meine Gedanken wieder in Gang zu bringen. Kaffee und Tee leisten auch gute Dienste.“ : (Gekürzt und leicht verändert): http://www.journalist.de/ratgeber/handwerk-beruf/redaktionswerkstatt/schreibblockade-14-journalisten-erklaeren-was-sie-dagegen-tun. html; 18. 01. 2015 Wenn die Formen von Konjunktiv II ungebräuchlich sind und sehr veraltet klingen, dann kann man auf die Umschreibung mit „würde“ ausweichen (… er würde fahren/fliegen/schießen – statt: er führe/flöge/schösse …) Lesen Sie folgenden Text von Bastian Sick aus der Rubrik „Zwiebelfisch“ des deutschen Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“. Unterstreichen Sie die Sätze, in denen der Konjunktiv II verwendet wird, und jene, in denen er mit „würde“ umschrieben wird, mit unterschiedlichen Farben. Überlegen Sie, für welche Variante Sie sich beim Schreiben entscheiden würden, und begründen Sie Ihre Entscheidung. 3.1.5 – Ü7 Ü8 Vergnügt schlendern Vater und Sohn durch den Sprachzoo. Ehrfürchtig verharren sie vor dem Kä­ fig mit der Aufschrift „Genitiv – Bitte nicht er­ schrecken!“, spazieren weiter zum „Ph“Gehege, wo sie so selten gewordene Wörter wie „Photogra­ phie“ und „Telephon“ bewundern (…) und kom­ men schließlich vor dem Käfig mit dem Konjunk­ tiv an. „Der sieht immer so traurig drein“, sagt der Der traurige Konjunktiv Bastian Sick, 24. 11. 2004 Am Sonntag gehen Vater und Sohn regelmäßig in den Sprachzoo. Dort schauen sie sich vom Aussterben be- drohte grammatische Phänomene an. Am liebsten mögen sie den Konjunktiv. Gerne hülfen sie ihm, denn sie haben Angst, er stürbe aus. 2 4 6 8 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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