sprachreif, Schreibkompetenztraining: Analytische und interpretatorische Textsorten

16 3. 1 — Die Zusammenfassung Jahren der Einschüchterung durch Mitarbeiter der Forstbehörde. Den Leuten werde zum Beispiel damit gedroht, dass sie als Maoisten bezeichnet und verhaftet werden. Der nach dem Wegstreichen übriggebliebene Teil des Textes ist sprachlich zerstückelt und muss neu formuliert werden. Die vorhandenen Informationen werden in grammatikalisch korrekte Sätze zusammengefasst und dabei gleichzeitig zu übergeordneten Aussagen verdichtet. Ein mögliches Ergebnis der verkürzten Neuformulierung: Um den Tourismus zu fördern, wurden im ostindischen Similipal-Nationalpark in Odisha ehemalige Wohngebiete von Indigenen gegen deren Willen in ein Tigerreservat umgewandelt. Trotz mehrerer Vertreibungsversuche und wiederholter Einschüchterungsmaßnahmen der Forstbehörde beanspruchen die Menschen das Land weiterhin als ihr rechtmäßiges Wohngebiet, auch wenn sie dort in bitterer Armut leben. Fokussierung auf wesentliche inhaltliche Informationen durch den Einsatz von W-Fragen Lesen Sie das folgende Interview aus „Spiegel Online“ vom 11. Dezember 2014. Beantworten Sie anschließend die W-Fragen, die Sie in die unten angegebene Tabelle einfügen können. Bemühen Sie sich um möglichst klare und knappe Formulierungen. Ü3 Fünf Wochen lang glaubten Freunde und Fami­ lienmitglieder, dass Zilla van den Born, 25, durch Laos, Kambodscha und Thailand reist. Dabei wa­ ren alle Urlaubsbilder, die sie auf Facebook postete, ein digitaler Schwindel – die Studentin hatte zum Beispiel Bilder von sich vor exotische Hintergrün­ de montiert. Das „Fakebooking“ war Teil ihrer Ba­ chelorarbeit 1 im Fach Grafikdesign an der Kunsthochschule Utrecht. UniSPIEGEL: Wie reagierte Ihr Umfeld, als es von dem Betrug erfuhr? Van den Born: Meine Mutter hat eine Woche lang nicht mit mir geredet. Auch meine Großmutter war wütend. Ihr Ausspruch „Mein Gott, Zilla“ ist zum Titel meiner Bachelorarbeit geworden. UniSPIEGEL: Warum haben Sie das denn über­ haupt gemacht? Van den Born: Ich wollte zeigen, dass die ideale Welt, die wir uns im Internet erschaffen, nicht exis­ tiert. Wir wissen, dass Fotos von Models mit Pho­ toshop bearbeitet werden, aber wir sind uns nicht bewusst, dass alles, was wir täglich im Internet hochladen, ja auch irgendwie manipuliert ist. UniSPIEGEL: Inwiefern? Van den Born: Warum fotografiert niemand den Regen während des Urlaubs, das schmutzige Ho­ telzimmer oder die lange Warteschlange? Durch die Auswahl der Bilder wird eine geschönte Reali­ tät vorgegaukelt – ich habe das durch meine Arbeit auf die Spitze getrieben. UniSPIEGEL: Sie haben sehr viel Aufwand betrie­ ben, um Ihr Umfeld zu täuschen. Van den Born: Ich habe zum Beispiel meine Woh­ nung mehrmals im asiatischen Stil umdekoriert, um nachts mit meiner Familie zu skypen – der Zei­ tumstellung wegen. Ich habe Souvenirs verschickt, asiatisches Essen gekocht und war für einen dunk­ leren Teint im Solarium. Ich habe zur Tarnung so­ gar ein zweites BachelorarbeitsThema vorbereitet, weil meine Dozenten zunächst nicht Bescheid wis­ sen sollten. UniSPIEGEL: Haben Sie Ihre Wohnung überhaupt verlassen? Van den Born: Nur, wenn es unbedingt nötig war. Fake-Bilder auf Facebook: Urlaubslüge nach Thailand Auf Facebook reiste sie durch Asien, in Wahrheit saß Zilla van den Born nur in ihrem Zimmer in Holland. Mit gefälschten Fotos täuschte die Kunststudentin sogar ihre eigene Familie. Im Interview erzählt sie von ihrer wochenlangen digitalen Lüge. Das Interview führte Rebecca Erken 2 4 6 8 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 44 10 12 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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