sprachreif, Schreibkompetenztraining: Analytische und interpretatorische Textsorten

15 3. 1 — Die Zusammenfassung ben außerhalb des Waldes, unter elendigen Bedin­ gungen, ohne Häuser, nur unter Plastikplanen.“ Die Menschen berichteten ihr von vielen Jahren der Einschüchterung durch Mitarbeiter der Forst­ behörde. Den Leuten werde zum Beispiel damit gedroht, dass sie als Maoisten 4 bezeichnet und ver­ haftet werden. Von Forstbehörde getäuscht Eigentlich erkennt das indische Forstgesetz das Recht von Indigenen an, ihr Land weiterhin zu be­ wohnen und zu nutzen, auch wenn es zu einer Na­ turschutzzone umgewidmet wird. Viele Indigene wissen jedoch nicht einmal, dass sie diese Rechte besitzen. Die indische Forstbehörde lockt viele In­ digene auch mit falschen Versprechungen von de­ ren Land. So wurden einer Gemeinschaft im Vor­ jahr Dokumente zum Unterschreiben vorgelegt, die in Oriya verfasst waren. Eine Sprache, die sie nicht lesen oder schreiben können. Ein adäquates Ersatzgebiet haben sie nie erhalten. „Den rund 120 Menschen wurde nur knapp ein Quadratkilometer Land gegeben“, sagt Bayer. Es ist zu klein, damit sie sich weiterhin selbst versorgen können. Währenddessen sehen sie täglich hunder­ te Fahrzeuge mit Touristen durch das Land fahren, in dem ihre Familien seit Generationen lebten. In den Zonen, aus denen sie vertrieben wurden, ent­ stehen Hotels und Straßen für die Busse. Indiens Behörden scheinen im ganzen Land unbe­ wohnte Tigerreservate schaffen zu wollen. Dabei leben viele Indigene seit Generation Seite an Seite mit den Raubkatzen. Eine mögliche Erklärung fin­ det sich im indischen Gesetz, sagt Bayer: Demnach kann ein Nationalpark nur Förderungen bekom­ men, wenn es keine menschliche Besiedelung auf dem Gebiet gibt. „Die Regierung argumentiert, dass das alles zum Schutz der Tiger passiert. Es gibt jedoch keine Belege, dass Indigene den Tieren je geschadet haben“, sagt die SIMitarbeiterin. Im Ge­ genteil: Laut einer Untersuchung der Weltbank 5 aus dem Jahr 2011 haben die Indigenen eine Schlüsselrolle im Naturschutz: Demnach ist die Entwaldung in jenen Gebieten am geringsten, in denen sie leben. Sie stellen illegale Jäger oder kon­ trollieren Waldbrände. Nach einer Umsiedlung steigen hingegen Wilderei und illegale Abholzung. Eure Wildnis, unser Zuhause „Der SimilipalNationalpark ist kein isolierter Fall“, betont Bayer. Weltweit gibt es Millionen von Indigenen, die Naturschutzflüchtlinge sind. Mit der Kampagne „Eure Wildnis, unser Zuhause“ macht Survival International darauf aufmerksam. „Es ist Zeit, dass sich die Naturschutzindustrie ge­ gen diese Ungerechtigkeit erhebt“, sagt SIDirektor Stephen Corry. Indigene werden in Indien aus Tigerschutzreserva­ ten vertrieben. Stattdessen fahren Kolonnen an Jeeps mit Touristen – wie hier im Tigerreservat Bandhavgarh – durch das Gebiet. : Julia Schilly, Der Standard, 28. 10. 2014; http://derstandard.at/2000007275478/Vertreibung-von-Indigenen-fuer-Naturschutz-in-Indien 1 Indigene: „Indigen“ bedeutet „in ein Land geboren“ zu sein; indigene Völker sind die Nachkommen der Erstbesiedlerinnen/Erstbesiedler eines Gebietes. 2 NGO: Eine NGO (= Non Governmental Organisation) ist eine private, unabhängige, nicht gewinnorientierte Organisation, die einen sozialen oder gesell- schaftspolitischen Zweck verfolgt. 3 Survival International (SI): Survival International ist eine internationale Nichtregierungsorganisation, die indigene Völker weltweit unterstützt. 4 Maoisten: Anhänger einer politischen Strömung, die sich auf die Schriften des kommunistischen chinesischen Revolutionärs Mao Zedong stützt. In Indien kämpfen sie mit terroristischen Mitteln gegen die Regierung für die Rechte der Armen. 5 Weltbank: Die Weltbank bezeichnet im weiten Sinne die in den USA angesiedelte Weltbankgruppe bzw. im engen Sinne die Internationale Bank für Wieder- aufbau und Entwicklung als Teil dieser Gruppe. Die Weltbankgruppe hatte ursprünglich den Zweck, den Wiederaufbau der vom Zweiten Weltkrieg verwüste- ten Staaten zu finanzieren. (Definitionen: siehe u. a. Wikipedia) 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 44 46 48 50 52 54 56 58 60 62 64 66 68 70 72 Wenn Sie diese Übung im Rahmen des Deutschunterrichts in Einzelarbeit durchgeführt haben, können Sie nun eventuell Ihr Ergebnis mit Ihrer Sitznachbarin oder Ihrem Sitznachbarn besprechen. Überlegen Sie gemeinsam, welche Informationen erhalten bleiben sollen. Lösungsvorschlag für die Wegstreichmethode im ersten Absatz: Odisha – Es ist ein besonderer Nervenkitzel: Im offenen Jeep werden Touristen durch das Tigerreservat im Similipal­ Nationalpark in Odisha in Ostindien gefahren. Wenn sich eine der Großkatzen tatsächlich im Dickicht zeigt, ist die Be­ geisterung groß. Bereits 1973 wurde das Gebiet zum Tigerreservat erklärt. Das hatte jedoch dramatische Konsequenzen für die dort seit Generationen ansässigen Indigenen: Zwischen 1987 und 2013 gab es mehrere Vertreibungen. Bewohner der drei verbliebenen Dörfer Jamunagarh, Kabatghai und Bakua weigern sich noch umzusiedeln. Alice Bayer von der NGO Survival International (SI) war vor Ort und berichtet: „Die Familien leben außerhalb des Wal­ des, unter elendigen Bedingungen, ohne Häuser, nur unter Plastikplanen.“ Die Menschen berichteten ihr von vielen Nur zu Prüfzwecken – Eigentum de s Verlags öbv

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