sprachreif, Schreibkompetenztraining: Analytische und interpretatorische Textsorten

11 3. 1 — Die Zusammenfassung seine Dienste. Für eine Niere bietet er 2.500 Pfund (3.000 Euro) und behauptet, dass die Operation in­ nerhalb von zehn Tagen durchgeführt werden kön­ ne. Was wie ein schlechter Scherz klingt, hat Hoch­ konjunktur: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass jährlich 10.000 Organe am Schwarzmarkt verkauft werden – also jede Stunde eines – und schlägt Alarm. Laut dem Artikel reisen Patienten aus der ganzen Welt für Transplantationen nach China, Indien oder Pakistan, wo sie für eine Niere bis zu 160.000 Euro bezahlen. Die Menschen, die sich ihre Niere entnehmen lassen, bekommen dafür oft nur einen Bruchteil. Für die Organhändler und operierenden Ärzte hingegen ist es ein lukratives Geschäft – noch dazu, wo die Nachfrage nach Nieren auf­ grund von Krankheiten wie Diabetes und Blut­ hochdruck international steigt. Steigende Nachfrage Diese Entwicklung habe sich allerdings erst in den vergangenen Jahren wieder verstärkt, sagt der Arzt Luc Noel, Leiter jener WHOAbteilung, die die Entwicklung bei legalen und illegalen Transplanta­ tionen beobachtet. „Der illegale Handel ging 2006/2007 weltweit zurück, der Transplantati­ onsTourismus nahm ab“, so Noel gegenüber dem „Guardian“. Es gebe jedoch Anzeichen dafür, dass der Organhandel nun wieder zunehme. „Es gibt eine wachsende Nachfrage nach Organen, und der Profit, der damit gemacht werden kann, ist riesig“, so Noel. Zudemwürden in einigen Ländern Gesetze fehlen, um gegen den Organhandel vorge­ hen zu können, oder die Gesetze würden nicht vollzogen. Somit hätten diejenigen leichtes Spiel, die armen Menschen finanzielle Anreize bieten, wenn sich diese von einer Niere trennen. Nur zehn Prozent des Bedarfs Noel schätzt, dass Nieren rund 75 Prozent der weltweit illegal gehandelten Organe ausmachen. Nach WHOAngaben wurden 2010 in 95 Mit­ gliedsstaaten rund 107.000 Organe (legal und ille­ gal) transplantiert. Knapp 69 Prozent davon waren Nieren. Mit diesen Operationen konnten aber nur zehn Prozent des weltweiten Bedarfs gedeckt wer­ den. Noel schätzt, dass eines von zehn Organen von Schwarzhändlern beschafft wird. In China sind Transplantationen für Geld zwar verboten, trotzdem gab es in den vergangenen Jah­ ren einen deutlichen Anstieg an derartigen Opera­ tionen. Personen aus dem Nahen Osten, Asien, aber auch Europa würden zwischen 80.000 und 160.000 Euro für eine Transplantation bezahlen. Transplantationen in Militärspitälern Dabei herrscht in China ein enormer Mangel an Spendernieren: Laut dem nationalen Nierentrans­ plantationsRegister bräuchten rund eine Million Menschen eine Niere, aber nur 5.253 haben im Jahr 2011 eine bekommen. Patienten haben somit jedes Jahr eine Chance von nur 0,5 Prozent, ein Spenderorgan zu erhalten. Zum Vergleich: In Großbritannien liegt die Chance bei 43 Prozent. Gerüchten zufolge sollen in China illegale Trans­ plantationen sogar in Militärspitälern durchge­ führt werden. Harsche Kritik von Menschenrechtsaktivisten ern­ tet China auch dafür, dass Organe von zum Tode Verurteilten entnommen werden. Im Jahr 2011 waren das 4.000 Menschen. Laut dem chinesischen Gesundheitsministerium will man diese Praxis bis 2017 einstellen unter anderem aber auch deshalb, weil die Organe der Verurteilten anfälliger für In­ fektionen seien. Jim Feehally, Professor an der Universitätsklinik Leicester, fordert, dass China umdenken und die Gesetze verschärfen müsse. Das Hauptthema bei illegalen Organverkäufern ist seiner Meinung nach die Ausbeutung: Reiche könnten sich nicht nur Or­ gane kaufen, sondern auch eine weitere medizini­ sche Versorgung leisten. Die Organspender dage­ gen würden eine entsprechende Nachbehandlung oft nicht erhalten. Niere für iPad Um den illegalen Organhandel in den Griff zu be­ kommen, plädiert WHOArzt Luc Noel dafür, die Versorgung mit Organen von lebenden und ver­ storbenen Spendern zu erweitern, die sich freiwil­ lig dazu bereiterklären. Außerdem fordert er, die Menschen generell zu einem gesünderen Lebens­ stil zu animieren, damit diese keine Krankheiten wie Diabetes bekommen. Welche skurrilen Formen der Verkauf von Orga­ nen manchmal annimmt, zeigt der Fall eines chi­ nesischen Jugendlichen, der seine Niere im April für ungefähr 2.700 Euro verkaufte, um sich ein iPad 2 leisten zu können. 1 Guardian: britische Tageszeitung : derStandard.at, 30.05.2012; http://derstandard.at/1336698138449/ Schwarzmarkt-Illegaler-Organhandel-boomt-Bis-zu-160000-Euro-fuer- eine-Niere; 08. 12. 2014 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 44 46 48 50 52 54 56 58 60 62 64 66 68 70 72 74 76 78 80 82 84 86 88 90 92 94 96 98 100 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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