sprachreif, Schreibkompetenztraining: Argumentative und appellative Textsorten

88 3. 5 — Meinungsrede – Die Wortwahl soll verständlich und klar sein. Abwechslung des Ausdrucks ist bei vielen Textsorten eben- falls eine Qualität, die die Adressatenfreundlichkeit eines Textes erhöht. – Der Satzbau wird bei den meisten Textsorten, die bei der schriftlichen Reife- und Diplomprüfung verlangt werden, von Hypotaxen bestimmt sein, weil schwierigere Sachverhalte dargestellt und erklärt werden müssen. Dies sollte aber kein Vorwand für lange, verschachtelte Satzkonstruktionen sein. Gliedsätze dritten Grades in einem Satz sollten die Ausnahme und nicht die Regel sein. – Die Adressatenfreundlichkeit eines Textes erhöhen sinnvoll eingesetzte Verknüpfungswörter zwischen Satzteilen und Sätzen. Sie stellen inhaltliche Zusammenhänge sprachlich dar und tragen somit bei, dass die Leserin/der Leser den Text leichter versteht und nicht Missverständnissen aufsitzt. – Eine ähnliche Funktion haben so genannte metakommunikative 1 Signale . Sie fassen Geschriebenes in einer Wendung zusammen, weisen auf das Folgende hin (z. B.: „wie ich weiter oben dargelegt habe“, „Der folgende Abschnitt setzt sich mit den Nachteilen dieser Entwicklung auseinander.“). — Korrektheit im Bereich der normativen Sprachrichtigkeit ist ein wichtiger Wert. Bei bestimmten Textsorten und in bestimmten Situationen kann der richtige Gebrauch der Sprache einen besonders hohen Stellenwert innehaben – etwa bei einem Bewerbungsschreiben. — Die Länge eines Textes spielt für die Adressatenfreundlichkeit dann eine Rolle, wenn zwei Textversionen z. B. einer Aufgabenstellung mit einem vergleichbaren Informationswert vorliegen. In diesem Fall darf als Faustregel gelten, dass der kürzere Text adressatenfreundlicher als der längere ist. (Vgl. Schmidt 2011). 1 Der Schreiber/Die Schreiberin spricht über die eigene Vorgehensweise beim Schreiben. Schreibaufgabe (Hausübung oder Schularbeit) Verfassen Sie eine Meinungsrede ausgehend von einem literarischen Text (Hartmann von Aue: Der arme Heinrich. Mittelhochdeutsch/ Neuhochdeutsch. Stuttgart 2006 = RUB 456). Situation: Die Aufgabenstellung setzt voraus, dass die Schüler/innen diesen bekannten Roman in Versform (= Epos) aus der Zeit um 1200 gelesen haben. (Er ist als zweisprachige Reclam-Ausgabe erhältlich.) Sie bezieht sich auf das Geschehen, das um Vers 880 dargestellt wird: Der Ritter Heinrich ist vom Aussatz befallen und kann nur durch das Herzblut einer sich freiwillig opfernden Jungfrau gerettet werden. Eine Bauern- tochter will das Opfer auf sich nehmen. Die Eltern haben sich vorerst dem Willen ihrer Tochter gebeugt und sind damit einverstanden. Als sie in ihrer Kammer sitzen und die Absicht der Tochter überdenken, ent- schließt sich die Mutter, noch einmal auf die Tochter einzureden, damit sie von ihrem Entschluss ablässt. Lesen Sie die Verserzählung bis zum Vers 880. Verfassen Sie nun die Meinungsrede aus der Perspektive der Mutter und bearbeiten Sie dabei die folgenden Arbeitsaufträge : — Beschreiben Sie die Situation, vor deren Hintergrund die Rede erfolgt. — Begründen Sie das Anliegen der Mutter bzw. der Eltern. — Appellieren Sie an die Tochter, von dem geplanten Opfertod Abstand zu nehmen. Schreiben Sie zwischen 270 und 330 Wörter. Markieren Sie die Absätze mittels Leerzeilen. AUFGABE Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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