sprachreif, Schreibkompetenztraining: Argumentative und appellative Textsorten
84 3. 5 — Meinungsrede Nach diesem ersten Teil der Rede leitet Ziegler zum zweiten Abschnitt über – den Salzburger Festspielen, ihrem Publikum und der Illusion, Kunst könne die Welt verändern. Als Schluss zitiert er eine Stelle aus einem Drama Bertolt Brechts, wo von der Utopie einer Welt die Rede ist, in der die Menschen in Freiheit und Würde leben. Sprache: Auffällig an der Sprachverwertung des Redners sind einerseits zahlreiche geografische Bezeichnungen und Zahlen, andererseits die rhetorischen Mittel wie Personifikation („Sie [i. e. die Kunst] wühlt den Zuhörer, Zuschauer in seinem Innersten auf, durchdringt auch die dickste Betondecke des Egoismus, der Entfremdung und der Entfernung. Sie trifft den Menschen in seinem Innersten, bewegt in ihm ungeahnte Emotionen.“), Wiederholung („das Geld fehlt … Das Geld fehlt“), Antithese („Es geht nicht um seine Emotionen, sein Wissen, seine Gefühle. Es geht um die strukturelle Gewalt des Kapitals.“), Klimax („Ihre Arme baumeln kraftlos am Körper. Ihre Gesichter gleichen Greisen. Dann folgt der Tod.“), rhetorische Frage („Was ist mein Traum?“) und Personifikation und Steigerung („Die Dürre tötet. Diesmal wird sie viele Zehntausende töten.“), Metapher („kannibalistische Weltordnung“), sprachliches Bild („Defensivmauer seiner Selbstgerechtigkeit“), Metonymie (die „Schönen und Reichen“). Wichtige Teilkompetenzen für das Schreiben einer Meinungsrede Sie können … — zu einem bestimmten Thema einen sachlich korrekten Redebeitrag entwickeln — auf das Vorwissen und die Erwartungen der Zuhörerschaft Rücksicht nehmen — den Redebeitrag der Sache und der Zuhörerschaft entsprechend angemessen gliedern — überzeugende Argumente einsetzen — wirkungsvolle Appelle vorbringen — den Text verständlich und adressatenorientiert formulieren — rhetorische Mittel einsetzen, um die angestrebte Wirkung der Rede zu unterstützen Erklärungen und aufbauende Übungen zur Textsorte Meinungsrede Eine Meinungsrede mithilfe des Fünfsatzes gliedern Der Fünfsatz stellt ein gängiges Muster zur Gliederung von Reden oder schriftlichen Texten dar, die vor allem Klärungs- und/oder Appellfunktion haben. Mit den „fünf Sätzen“ sind zumindest fünf Sätze gemeint, häufiger aber fünf Abschnitte, aus denen ein Text bestehen kann. Sie erfüllen die Funktionen von Einleitung, einem mehrgliedrigen Hauptteil und Schluss: Die Einleitung legt die Ausgangssituation dar, der Mittelteil umfasst die Argumentation, und der Schluss-Satz – auf ihn ist der gesamte Fünfsatz ausgerichtet – nennt das Ziel des Fünfsatzes (= Zielsatz bzw. Zwecksatz). Je nach Gegenstand und Absicht der Rednerin/des Redners können diese Abschnitte unterschiedlich angeordnet sein. Im Folgenden finden Sie in Texten häufig anzutreffende Fünfsatzmodelle mit entsprechenden Formulie- rungsvorschlägen für die einzelnen gedanklichen Abschnitte: Die Kette entwickelt den Sachverhalt streng chronologisch oder nach logischen Gesichtspunkten: Das Anliegen meiner Klasse besteht darin, dass … Der erste Grund, der dafür spricht, … Weiters … Besonders hinweisen möchte ich … Daher sollte … Die Kompromiss-Variante leitet den Zwecksatz aus der Gegenüberstellung zweier Positionen her. Dabei sollen Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Standpunkten herausgearbeitet und ein Kompromiss angestrebt werden: A meint … B wendet ein … Meiner Ansicht nach haben beide Standpunkte etwas gemeinsam: … Dies könnte der Ansatz für eine Lösung des Problems sein, denn … Deswegen sollten wir … Nur zu Prüfzweck n – Eigentum des Verlags öbv
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