sprachreif, Schreibkompetenztraining: Argumentative und appellative Textsorten

80 3. 5 — Meinungsrede Meinungsrede Die Textsorte „Meinungsrede“ Bei der Meinungsrede handelt es sich um eine monologische Form der Kommunikation: Die Rednerin/Der Redner steht dem Publikum gegenüber und will auf die Zuhörenden einwirken, um sie zu neuen Einsichten zu führen und eventuell zu einem bestimmten Handeln zu bewegen. Wichtigste Mittel dafür sind eine sachorien- tierte Argumentation und damit verbundene Appelle. Rhetorische Mittel verstärken die Wirkung der Argumen- te, ersetzen diese aber nicht. Ein geschriebener Text entsteht, wenn die Rednerin/der Redner ein Manuskript verfasst, um dieses vorzutragen, oder wenn die Rede im Nachhinein veröffentlicht wird. Anforderungen an eine Meinungsrede im Rahmen der SRDP/Beurteilungsgrundlagen 3.5 – Situation Eine Meinungsrede zu schreiben, bedeutet immer, eine vorgegebene Situation zu berücksichtigen: Die Rednerin/Der Redner spricht aus einem konkreten Anlass heraus an einem festgelegten Ort vor einer bestimmten Zuhörerschaft zu einem vorgegebenen Thema. Adressatinnen und Adressaten Der Adressatenbezug spielt eine wichtige Rolle. Die Rede richtet sich an eine Gruppe von Zuhörerinnen und Zuhörern, die mit bestimmten Inhalten zu der Erkenntnis gebracht werden sollte, etwas für sich als wichtig zu empfinden. Inhalt Wie bei der Erörterung stammen die Themen für die Meinungsrede im schulischen Umfeld aus jenen Lebensbereichen, die für junge Menschen wichtig sind: „Erfahrun- gen mit der Schule“, „(Erwartungen an die) Arbeitswelt“, „Sport“, „Freizeit“, „Um- gang mit modernen Medien“ … Absicht Die Rednerin/Der Redner trägt an die Zuhörer/innen Informationen heran, die für diese neu sind oder zumindest eine neue Sichtweise auf einen Sachverhalt eröff- nen. Die wesentliche Funktion der Meinungsrede besteht dann darin, die Zuhörer/ innen dazu zu bewegen, neue Einstellungen zu übernehmen und gegebenenfalls bestimmte Handlungen zu setzen. (Mögliche) Gliederung Formal weist die Meinungsrede drei Abschnitte auf: den Einstieg in die Rede, den Hauptteil und einen Schluss. Der Einstieg stellt den Kontakt mit der Zuhörerschaft her, indem er ihre Neugier weckt und zum Thema hinführt. Es ist auch möglich, unmittelbar in die Rede einzusteigen und den direkten Kontakt zur Zuhörerschaft in Form einer Anrede erst später aufzunehmen. Der Hauptteil entwickelt die Argumentation der Rednerin/des Redners. Das wich- tigste Argument wird häufig am Ende angeführt. Um die eigene Argumentation zu stützen, können Gegenargumente vorgebracht und entkräftet werden. Der Schluss fasst häufig den Inhalt der Rede zusammen. Dabei bringt die Rednerin/ der Redner das Anliegen auf den Punkt. Andere Möglichkeiten des Schlusses sind die Formulierung eines Wunsches, Appells, der Blick in die Zukunft, die Bezugnahme auf den Einleitungsgedanken … Sprache Die Anschaulichkeit der Sprache ist besonders wichtig: Geben Sie daher Formulie- rungen im Aktiv den Vorzug vor Formulierungen im Passiv. Die Sätze sollten nicht zu lang sein – Satzgefüge mit Gliedsätzen dritten und vierten Grades sind daher zu vermeiden. Setzen Sie auch Stilfiguren in einem sinnvollen Ausmaß ein, sie sind kein Selbstzweck. Umfang Meistens zwischen 540 und 660 Wörter, selten zwischen 405 und 495 Wörter. Beispiele für verwandte Textsorten Offener Brief, Erörterung, Plädoyer, Gelegenheitsrede, Überzeugungsrede, Feier- rede, Ansprache, politische Rede, Aufruf. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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