sprachreif, Schreibkompetenztraining: Argumentative und appellative Textsorten

74 3. 4 — Offener Brief Schreibaufgabe Verfassen Sie einen offenen Brief und wenden Sie dabei dieses partnertaktische Schema auf andere Situationen an. Z. B.: Liebe Radfahrer/innen! (Gegen rücksichtslose Flitzer.) Liebe Mitschüler/innen! (Zur Gewinnung für Handlungen jeglicher Art, z. B. Sauberhaltung der Klasse usw.) Liebe Hausmeister/innen! (Gegen Schimpfen und Schikanen.) Liebe Schulpolitiker/innen! Usw. Schreiben Sie zwischen 270 und 330 Wörter. Markieren Sie die Absätze mittels Leerzeilen. AUFGABE Leserbrief oder offener Brief? Es gibt Themen, die werden in der Öffentlichkeit und in den Medien besonders heftig diskutiert werden, weil sie besonders aktuell, besonders bedrohlich wirken oder als besonders wichtig angesehen werden. Beispiele dafür sind ein Unfall in einem Atomkraftwerk (z. B. Fukushima), eine aktuelle politische Debatte (z. B. eine Volksab- stimmung) oder eine Maßnahme in der Bildungspolitik (z. B. die Förderung der Ganztagsschule). Manche Leserbrief-Schreiber/innen richten sich in so einem Fall gerne an die Öffentlichkeit. Eine große Öffentlichkeit erreicht man aber mit der Veröffentlichung eines Leserbriefs. In bestimmten Fällen ist ein solcher Leserbrief auch ein offener Brief. Lesen Sie den folgenden Leserbrief aus der Tageszeitung „Die Presse“ vom 25. 09. 2013: Am Sonntag dürfen viele Jugendliche das erste Mal wählen. Aber es stellt sich auch für diese die Frage: „Wen soll ich wählen?“ Viele sind unzufrieden mit der Politik, dessen ungeachtet interessieren sie sich wenig dafür und gehen wahrscheinlich nicht ein- mal zur Wahl. Das ist genau die falsche Einstel- lung. Denn gerade wenn man unzufrieden ist, soll- te man sich mit demThema auseinandersetzen. Man sollte sich auf jeden Fall die Fernsehduelle an- sehen und nicht nur auf die Redegewandtheit, son- dern auch auf den Inhalt achten. Außerdem kann man sich über die einzelnen Wahlprogramme auf der jeweiligen Parteiwebsite informieren. Vor al- lemwenn man mit der jetzigen Politik unzufrieden ist, gibt es einige gute Alternativen, indem man beispielsweise die Kleinparteien genauer betrach- tet, die neuen Schwung in das Parlament bringen könnten. Falls man jedoch mit keiner Partei zufrieden ist, stellt sich die Frage, ob man dann das kleinere Übel wählen soll oder ob man ein Zeichen setzt und „weiß wählt“, also einen ungültigen Wahlzettel ab- gibt. Wenn etwa alle Nichtwähler „weiß wählen“ würden, wäre das ein sehr kräftiges Zeichen in Richtung Politiker, dass sie etwas ändern müssen. Vor allem in der jetzigen Zeit, die von Politskanda- len geprägt ist, ist es vielleicht die einzige Alterna- tive, um aufzuzeigen, dass etwas falsch läuft. Auf jeden Fall sollten die Jungwähler zur Wahl ge- hen, da es nicht selbstverständlich ist, dass man überhaupt wählen darf. In anderen Ländern kämp- fen und sterben die Menschen für ihr Wahlrecht; in Österreich geht man nicht zur Wahl, weil es ein zu großer Aufwand ist, ins Wahllokal zu fahren. Ein anderes Motiv für Nichtwähler ist oftmals die Unzufriedenheit über die politische Situation. Wobei das genau die falsche Reaktion ist. Denn so signalisiert man, dass sich nichts zu ändern hat, da man mit der aktuellen Lage zufrieden ist. Daher mein Appell: Es ist nicht egal, wer dieses Land re- giert. Also machen Sie sich Gedanken darüber, in- formieren Sie sich. Scheuen Sie auch nicht davor zurück, einen ungültigen Wahlzettel abzugeben. Aber gehen Sie auf jeden Fall zur Wahl! Stefan Rohshap, (17) 1100 Wien Appell an Erstwähler: Gehen Sie zur Wahl! Zur Nationalratswahl am Sonntag 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 44 Kreuzen Sie die zutreffenden Aussagen zu diesem Leserbrief an: Der Verfasser äußert seine Meinung zu einem wichtigen (und damals aktuellen) Thema. Der Verfasser bezieht sich auf Aussagen oder Meinungen in einem ganz bestimmten Artikel. Ü9 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des V rlags ö v

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