sprachreif, Schreibkompetenztraining: Argumentative und appellative Textsorten
71 3. 4 — Offener Brief Aussage – unterstützt durch Fakten Wie Sie wissen, setze ich mich als Bundesverbraucherministerin mit Nach- druck dafür ein, dass der Schutz personenbezogener Daten im Internet ge- währleistet wird. Privates muss privat bleiben – ich denke, ich spreche hier für viele Internet-Nutzer. Leider achtet Facebook diesen Wunsch nicht, was auch durch die jüngste Studie der „Stiftung Warentest“ belegt wurde. Face- book schneidet hier schlecht ab. Im Umgang mit Benutzerdaten und bei Nutzerrechten ist jeweils die Note „mangelhaft“ vergeben worden. Bei der Datensicherheit hat sich Facebook nicht in die Karten blicken lassen – dafür gab es ebenfalls die Note 5. Umso erstaunlicher ist es, dass Facebook nicht gewillt ist, die bestehenden Mängel imDatenschutz abzustellen, sondern stattdessen noch weitergehen- de Eingriffe vornimmt. Mit solchen Entscheidungen kann ein Unterneh- men auf Dauer kein Vertrauen gewinnen. Ich erwarte von Facebook, die Datenschutzrichtlinie umgehend zu über- arbeiten. Facebook muss sicherstellen, dass die persönlichen Daten aller Mitglieder umfassend geschützt werden. Geplante Änderungen der Nutzungsbedingungen müssen allen Mitglie- dern klar und deutlich bereits vor jeder Änderung mitgeteilt werden. Grundsätzlich dürfen persönliche Daten nicht ohne Einwilligung automa- tisch an Dritte zu kommerziellen Zwecken weitergeleitet werden. Eine Wei- terleitung und Kommerzialisierung privater Daten darf nur mit Zustim- mung der betroffenen Personen erfolgen. Gerade weil besonders jungen Nutzern meist nicht bewusst ist, dass ihre persönlichen Profile zu kommer- ziellen Zwecken genutzt werden sollen, kommt Unternehmen wie Facebook eine besondere Verantwortung zu. Sollte Facebook nicht bereit sein, seine Firmenpolitik zu ändern und die eklatanten Missstände zu beheben, sehe ich mich gezwungen, meine Mit- gliedschaft zu beenden. Mit freundlichen Grüßen Ilse Aigner 05. 04. 2010 (365 Wörter) quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/offener-brief-an-zuckerberg-privates-muss-privat-bleiben- a-687280.html; 04. 05. 2014) 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 44 Grußformel und Unterschrift Appell mit Berufung auf andere Internet-Nutzer/innen Ausdruck der Verwunderung (siehe auch Einleitungssatz) über das Verhalten des Adressaten Ankündigung der folgenden Appelle Aufzählung der Appelle Forderung 1 Forderung 2 Forderung 3 Argument für die Forderungen; Appell an das Verantwortungs- bewusstsein des Adressaten; verstärkt durch Adverb „gerade“ Darlegung von (persönlichen) Konsequenzen Hinweise zum Beispieltext „Offener Brief an Facebook-Chef Mark Zuckerberg“ Situation: Die deutsche Ministerin für Konsumentenschutz schreibt an den Chef von Facebook einen offenen Brief, weil sie den Datenschutz im sozialen Netzwerk gefährdet sieht. Adressatinnen und Adressaten: Die Verfasserin wendet sich direkt an Mark Zuckerberg. Gleichzeitig veröffent- licht Sie den offenen Brief auf Spiegel online, der Webseite des größten und wichtigsten Nachrichtenmagazins Deutschlands. Damit erreicht sie eine sehr hohe Zahl von Menschen, die digitale Medien nützen. Inhalt: Die Verfasserin protestiert gegen Pläne des sozialen Netzwerks Facebook, Nutzerdaten automatisch an Dritte weiterzugeben. Absicht: Die Verfasserin möchte erreichen, dass Facebook seine Datenschutzrichtlinie überarbeitet. Gleichzeitig will sie dokumentieren, dass sie sich für die Interessen der User/innen von sozialen Netzwerken einsetzt. Nu r zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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