sprachreif, Schreibkompetenztraining: Argumentative und appellative Textsorten
64 3. 3 — Kommentar Verfassen Sie nun unter Zuhilfenahme der kompletten Tabelle einen dialektischen Kommentar. Übernehmen Sie dabei möglichst wenig wortwörtliche Passagen aus den beiden Standpunktkommentaren. Greifen Sie bei der Gegenüberstellung der Argumente auf folgende gegenüberstellende (adversative) Verknüp- fungen, Konjunktionen und Adverbien zurück: Auf der einen Seite … auf der anderen Seite; zum einen … zum anderen; doch; jedoch; einerseits … andererseits; demgegenüber; dagegen; dennoch. Die Sprache von Kommentaren Zeitungskommentare weisen bestimmte sprachliche Eigenheiten auf. Diese Eigenheiten sollen für einen sprachlich dichten Text sorgen sowie Aussagen hervorheben und betonen. Folgende grammatische Muster kommen immer wieder vor: a) Eine Hauptsatzreihe (= mindestens zwei Hauptsätze, die durch eine nebenordnende Konjunktion oder nur durch Beistrich miteinander verbunden sind) wird in Hauptsatz und Ellipse zerlegt: Hauptsatzreihe: „Vor 100 Jahren begann der Erste Weltkrieg. Zu feiern gibt es nichts, (aber) zu bedenken gibt es sehr viel.“ Hauptsatz. Ellipse: „Vor 100 Jahren begann der Erste Weltkrieg. Zu feiern gibt es nichts. Zu bedenken sehr viel.“ b) Elliptische Kurzsätze: Ein ganzer Satz wird zu einem unvollständigen Satz verkürzt: Ganzer Satz: „Österreichs Politiker tönen: ‚Österreich muss gentechnikfrei bleiben!‘ Diese Forderung stimmt nicht. Österreich kann es höchstens wieder werden.“ „Österreichs Politiker tönen: ,Österreich muss gentechnikfrei bleiben!‘ Stimmt nicht. Österreich kann es höchstens wieder werden.“ c) Ausklammerung eines Satzgliedes in Form eines elliptischen Satzes, d. h. das Satzglied, das man betonen möchte, hebt man aus dem Satz heraus und schließt es an den Satz an. Entweder als Apposition oder als Ellipse: Gliedsatz, Hauptsatz: „Wenn man die Reifeprüfung bestanden hat, soll man ohne weitere Aufnahmetests studieren dürfen.“ Gliedsatz, Hauptsatz, Apposition: „Wenn man die Reifeprüfung bestanden hat, soll man studieren dürfen, und zwar ohne weitere Aufnahmetests.“ Gliedsatz, Hauptsatz. Ellipse: „Wenn man die Reifeprüfung bestanden hat, soll man studieren dürfen. Ohne weitere Aufnahmetests.“ d) Verblose Kurzsätze als Satzeinleitung, meist in Verbindung mit Doppelpunkt: „Keine Frage: Die Matura ist kein Honiglecken.“ e) Dass-Sätze stehen oft zu Beginn des Satzgefüges: Hauptsatz, Gliedsatz: „Es ist skandalös, dass monatelang vergiftetes Fleisch verkauft werden konnte.“ Gliedsatz, Hauptsatz: „Dass monatelang vergiftetes Fleisch verkauft werden konnte, ist skandalös.“ f) Rhetorisches Mittel der Verdopplung: Das letzte Satzglied eines Satzes wird in einer anschließenden Ellipse wiederholt und genauer beschrieben: „Österreich braucht gute Lehrkräfte, die Kinder begeistern können.“ „Österreich braucht gute Lehrkräfte. Lehrkräfte, die Kinder begeistern können.“ g) Nebenordnende Konjunktionaladverbien stehen manchmal zwischen zwei Hauptsätzen alleine mit Doppel- punkt: „Es gibt Menschen, die Tag für Tag hart arbeiten, dennoch können sie sich keine Wohnung leisten.“ „Es gibt Menschen, die Tag für Tag hart arbeiten. Dennoch: Sie können sich keine Wohnung leisten.“ h) Unterordnende Konjunktionen stehen manchmal alleine mit Doppelpunkt. Anschließend folgt ein Hauptsatz, obwohl ein Gliedsatz folgen müsste: Hauptsatz, unterordnende Konjunktion + Gliedsatz: „In Kommentaren werden solche Satzkonstruktionen verwendet, obwohl sie grammatikalisch nicht korrekt sind.“ Hauptsatz. Unterordnende Konjunktion: Hauptsatz „In Kommentaren werden solche Satzkonstruktionen verwendet. Obwohl: Grammatikalisch korrekt sind sie nicht.“ Ü7 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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