sprachreif, Schreibkompetenztraining: Argumentative und appellative Textsorten

61 3. 3 — Kommentar — Der Kommentar regt zum Nachdenken an. Er beantwortet die strittige Frage, ob Lehrer Eltern klagen dürfen, prinzipiell mit „Ja“, stellt aber zur Diskussion, dass gerade die Schule ein sensibler Bereich ist. Schüler/innen sollen z. B. lernen, Konflikte gedeihlich auszutragen und Kompromisse eingehen zu können. Lehrer/innen und Eltern sollten hier ein Vorbild sein. Gliederung: — Kommentare können so beginnen, dass eine Meinung geäußert wird (direkter Einstieg). Das ist hier der Fall, und zwar in einer abwägenden Weise: Prinzipiell ist es in Ordnung, wenn Lehrer einen Vater klagen, aber es ist keine gute Lösung. — Ein Kommentar muss in der Einleitung informieren, worum es geht, was der konkrete Anlass für den Kommentar ist. Das passiert hier in den ersten beiden Absätzen. — Im Hauptteil werden Aussagen und Argumente zur strittigen Frage angeführt. — Der Schluss endet mit einem Appell in Form eines Wunsches. Die Leserin/Der Leser kann sich jetzt überle- gen, ob sie/er sich der Meinung der Autorin anschließt oder zu eigenen Schlüssen kommt. Sprache: — Der Kommentar kommt ohne „ich“ aus. Stattdessen verwendet die Autorin – das Personalpronomen „es“: Die Autorin schreibt nicht: „Ich finde es legitim, …“, sondern sie schreibt: „Es ist legitim …, es muss …“ – das Indefinitpronomen „man“: Die Autorin schreibt nicht: „So eine Reife würde ich mir wünschen“, sondern sie schreibt: „So eine Reife möchte man sich … wünschen.“ – rhetorische Stilmittel: „Die Schule sollte idealerweise einen Boden bieten, auf dem junge Menschen gedeihen können. Einen Boden , der (1) sie auch in Krisen trägt, der (2) so fest ist, dass er Sicherheit bietet, und (3) so elastisch, dass er zum Trampolin für hochfliegende Träume wird.“ Wiederholung/Parallelismus: einen Boden. Einen Boden. Trikolon: drei Eigenschaften werden aufgezählt: (1) tragfähig, (2) fest und (3) elastisch. Ellipse/unvollständiger Satz: Einen Boden, der … statt: Das sollte ein Boden sein, der … Zitieren Sie jeweils ein weiteres Beispiel für die drei genannten sprachlichen Muster in dem Kommentar. Wichtige Teilkompetenzen für das Schreiben eines Kommentars Sie können … — verschiedene Formen von Kommentaren unterscheiden — Argumente gegenüberstellen — sprachliche Besonderheiten des Kommentars analysieren — einen Kommentar beurteilen und überarbeiten Verschiedene Formen von Kommentaren Es gibt mehrere Typen von Kommentaren. Die zwei wesentlichen Typen sind a) der Standpunktkommentar : Der Kommentar vertritt einen klaren Standpunkt. Pro-Argumente unterstützen diesen Standpunkt. Ein Kontra-Argument wird nur angeführt, um es zu widerlegen (vgl. lineare Erörterung, S. 47). b) der dialektische Kommentar : Dieser Kommentar heißt auch „Einerseits-Andererseits-Kommentar“. Er bringt Argumente für und gegen eine Sache und möchte so zu einer differenzierten Sichtweise aufrufen. Dieser Kommentar entscheidet sich nur sehr zögerlich oder gar nicht für eine bestimmte Meinung, weil er v. a. das Problem einer Entscheidung aufzeigen möchte (vgl. dialektische Erörterung, S. 48). Ü1 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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