sprachreif, Schreibkompetenztraining: Argumentative und appellative Textsorten

59 3. 3 — Kommentar Kommentar Die Textsorte „Kommentar“ Der Kommentar ist eine journalistische Textsorte und zählt zu den so genannten meinungsbetonten Formen. Kommentare werden in der Regel von Journalistinnen und Journalisten verfasst. Manche Zeitungen drucken aber auch Leserkommentare und Gastkommentare von Personen des öffentlichen Lebens ab. „Im Gegensatz zur Nachricht nimmt der Kommentar eine Wertung vor, er ist also nicht bloß Information, sondern vertritt eine Meinung. Aufgabe des Kommentars ist es, ein Ereignis, ein Geschehen zu werten, einzu- ordnen: Ist das, was passiert ist, gut oder schlecht, richtig oder falsch, warum ist es passiert, wie konnte es dazu kommen, was kann daraus entstehen, was hat es für Folgen? Der Kommentar bereitet ein Ereignis für den Leser auf, provoziert ihn zum Nachdenken, zur eigenen Meinungsbildung, gibt ihm für Diskussionen Argumente in die Hand. Der Kommentar macht aber auch den Leser mit dem Standpunkt des Journalisten, der Zeitung, bekannt.“ ( quelle: Pürer 1996, 178) Anforderungen an einen Kommentar im Rahmen der SRDP/Beurteilungsgrundlagen 3.3 – Situation Sie haben einen Artikel zu einem aktuellen gesellschaftlichen oder politischen Thema gelesen. Sie verfassen einen Kommentar, der sich mit wichtigen Meinungen bzw. Argumenten zu diesem Thema auseinandersetzt und der Ihren Standpunkt dazu darlegt. Ihr Kommentar soll in einer Schülerzeitung erscheinen, als Gastkom- mentar in einer Zeitung abgedruckt oder in einem Blog veröffentlicht werden. Adressatinnen und Adressaten Ein Kommentar richtet sich an die Leserschaft des (Print-)Mediums, in dem der Kommentar veröffentlicht wird. Die Leser/innen sollen dazu angeregt werden, ihren eigenen Standpunkt zu überdenken oder zu präzisieren. Inhalt Der Kommentar greift ein (aktuelles) gesellschaftliches oder politisches Thema auf. Er präsentiert argumentativ untermauert einen Standpunkt zu diesem Thema. Er schafft damit einen Anreiz zur Meinungsbildung der Leserschaft. Absicht Ein Kommentar beabsichtigt ein Eingreifen in den Meinungsbildungsprozess. Die Leser/innen sollen sich in der eigenen Meinung bestärkt fühlen, sich der Meinung des Kommentars anschließen oder zum Widerspruch herausgefordert werden. Gliederungselemente/ textsortenspezifische Muster Einleitung: Knappe Darlegung des Sachverhalts/Problems. Ein direkter Einstieg (z. B. durch Eröffnung mit einer Aussage, Meinung, Behauptung, These) ist möglich, wenn notwendige Informationen nachgeliefert werden. Hauptteil: Darlegung des Standpunktes, unterstützt durch Argumente und Beispiele. Schluss: Eine Schlussfolgerung, ein Fazit, ein Appell bekräftigt die im Hauptteil ausgeführten Gedanken und provoziert die Leser/innen zum (Weiter-)Denken. Sprache – Vermeidung von Ich und Wir-Perspektive, stattdessen Verwendung von man, es, Passiv und Infinitivkonstruktionen – die Leser/innen werden nicht direkt angesprochen – Einsatz von Stilmitteln – Vermeidung allzu langer Sätze, bewusst eingesetzte Ellipsen und Ausklamme- rungen möglich, ebenso bewusst eingesetzter Kurzsatzstil – Deutliche Gliederung durch Konjunktionen und Konjunktionaladverbien – Tendenz zur Zuspitzung Umfang 270 bis 330, 405 bis 495 oder 540 bis 660 Wörter. Die Wortanzahl muss eingehalten werden. Zu kurze Kommentare sind eher Glossen und bieten zu wenig Auseinander- setzung mit dem Thema, zu lange Kommentare kommen nicht auf den Punkt. Beispiele für verwandte Textsorten Glosse, Leitartikel, Rezension, Kolumne, Leserbrief, Erörterung, Leserkommentar, Blog. Nur zu Prüfzw cken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=