sprachreif, Schreibkompetenztraining: Argumentative und appellative Textsorten

48 3. 2 — Erörterung Sprache: Die Erörterung verwendet eine verständliche, klare Sprache. Auffällig sind jene Verknüpfungswörter und Wendungen, die die Leserfreundlichkeit des Textes erhöhen, weil sie ein neues Argument ankündigen und auf dessen Bedeutung hinweisen („außerdem“, „Das wichtigste Argument ist allerdings …“). Beispieltext für eine dialektische Erörterung Thema: „Hotel Mama“. Aufgabenstellung: Setzen Sie sich mit der Frage auseinander, ob Jugendliche ihr Elternhaus mit Erreichen der Volljährigkeit verlassen sollen. Mit dem Erreichen der Volljährigkeit gehen für viele Jugendliche auf einmal mehr Türen auf als zuvor. Man fühlt sich von nun an viel erwachsener als vorher und denkt natürlich auch daran, ein eigenes Leben anzufangen, weg von den Eltern. Nicht unbedingt weit weg, aber eine eigene Wohnung wäre schon eine phantasti- sche Sache. Doch ist es wirklich so vorteilhaft, mit Erreichen der Volljährigkeit das Elternhaus zu verlassen, oder scheint es nur auf den ersten Blick so? Aus der Sicht der von nun an jungen Erwachsenen ist es einfach nur wundervoll, endlich eine eigene Wohnung zu haben, da man ab diesem Zeitpunkt seine Ent- scheidungen selbst treffen kann und somit mehr Freiheiten hat. Man kann selbst entscheiden, wann man nach Hause kommt oder was man sich zum Essen kauft. Natürlich erscheinen diese beiden Beispiele eigentlich mehr lächerlich, als dass sie Gründe dafür wären auszuziehen. Aber sind es nicht genau solche Kleinigkeiten, durch die es des Öfteren zum Streit mit den Eltern kommt? Dadurch, dass man nun für sich selbst entscheiden muss, wird man automatisch schneller selbstständig. Man muss selbst darauf schauen, wie viel Zeit und Geld man zur Verfügung hat. Dadurch fängt man an, viel mehr darauf zu achten, was wirklich wichtig für einen ist und was nicht. Solche positiven Entwicklungen bemerken die Eltern natürlich auch. Das ist wahr- scheinlich auch einer der Gründe dafür, warum junge Erwachsene, die nicht mehr zu Hause wohnen, ein ganz neues Verhältnis zu ihren Eltern aufbauen. Früher, als man noch bei seinen Eltern gewohnt hat, waren sie es, die sich beschwert haben, weil man z. B. wieder einmal zu spät nach Hause gekommen ist. Diese kleinen Streitereien gehören von nun an der Vergangenheit an. Da man wahrscheinlich ein besseres Verhältnis zu den Eltern aufgebaut hat, kann man diese vielleicht auch um eine kleine finanzielle Unterstützung bitten. Mit 18 Jahren geht man entweder noch zur Schule oder steckt gerade mitten in einer Aus- bildung und hat somit häufig wenig Geld zur Verfügung. Falls die Eltern einen in diesem Punkt nicht unterstützen wollen, weil sie z. B. mei- nen, dass es sowieso besser sei, wenn man mit 18 Jahren noch zu Hause wohnt, hat man ein Problem, das einem das Leben richtig schwer machen kann. Nicht nur, dass man nicht genug Geld hat, um sich eine eigene Wohnung leisten zu können, verliert man möglicherweise noch den Bezug zu seinen Eltern, weil man sich we- gen des Geldes häufiger streitet. Da ist es doch eigentlich viel einfacher, zu Hause zu bleiben, solange man selbst noch nicht genug Geld verdient, um sich eine Woh- nung leisten zu können. Die meisten jungen Erwachsenen gehen mit 18 Jahren ohnehin noch zur Schule oder machen gerade eine Ausbildung. Dadurch haben sie einfach nicht genügend Zeit, einen Job zu finden, der ausreichend Geld einbringt, um eine Wohnung zu finanzieren. Der naheliegende Gedanke, die Schule oder die Ausbildung aufzuge- ben und sich eine Arbeitsstelle zu suchen, wäre aber eine absurde Idee, da man ohne vernünftige Ausbildung oder erfolgreichen Schulabschluss heutzutage keine Chance hat, einen guten Job zu finden. 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 Einleitung: besteht aus dem Einleitungs- und Überleitungsgedanken sowie der Themafrage. Erstes Argument für das Verlassen des Eltern- hauses: Eigene Woh- nung sichert mehr Freiheit. Zweites Argument: Mehr zu treffende Entscheidungen bedeuten mehr Selbst- ständigkeit. Drittes Argument: Mehr Selbstständigkeit wirkt sich auf das Verhältnis zu den Eltern vorteilhaft aus. Viertes Argument: Besseres Verhältnis zu den Eltern bedeutet eventuell mehr finanzielle Großzügigkeit der Eltern. Überleitung zu den Argumenten, die gegen das Verlassen der Elternwohnung sprechen. Zweites Argument: Wenn man zuhause wohnt, kann man sich der Ausbildung widmen. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=