sprachreif, Schreibkompetenztraining: Argumentative und appellative Textsorten

36 3. 1 — Leserbrief Lesen Sie den folgenden Zeitungsbericht aus der Tageszeitung „Die Presse“ vom 09. 10. 2012: Roswell/Wien. Fünf Jahre lang hat er sich vorbe- reitet, am Dienstag soll es so weit sein: Um 14 Uhr MESZ will der Salzburger Extremsportler Felix Baumgartner in einer Raumkapsel von Roswell, New Mexico, abheben und danach in 36.576 Meter Höhe abspringen. Der 43-Jährige will der Erste sein: Nur durch einen Raumanzug geschützt, soll er im freien Fall die Schallmauer durchbrechen und mit bis zu 1200 km/h zurück Richtung Erde rasen. Läuft alles wie geplant, könnte er knapp 4.300 Meter mit dem Kopf voran zurücklegen, bis er schließlich von dichterer Atmosphäre abge- bremst wird. Doch in der extremen Höhe lauern zahlreiche Ge- fahren. Verlässt Baumgartner die Raumkapsel 36 Kilometer über der Erdoberfläche, befindet er sich in der Stratosphäre – dort ist die Luft extrem dünn und bietet auch keinen Widerstand. Sein Rauman- zug dürfte ihn zwar vor der extremen Kälte von minus 60 Grad schützen, die größte Gefahr ist je- doch der „Flat Spin“, das sind unkontrollierte Dre- hungen im freien Fall. „Wenn man im Raum ohne Luftwiderstand eine Bewegung einleitet, dann setzt sie sich fort“, erklärt Wolfgang Köstler von der ös- terreichischen Akademie für Flugmedizin. „Das Drehen in eine Richtung ist eine extreme Belas- tung für Kreislauf und Hirn, die zur Bewusstlosig- keit und sogar zum Tod führen kann.“ Bewusstlos Richtung Erde Eine Kostprobe davon, was es bedeutet, mit einer Drehgeschwindigkeit von etwa 300 Kilometern die Stunde Richtung Erde zu rotieren, bekam der da- malige Testpilot der US-Airforce Joseph Kittinger bei Vorbereitungen zu seinem Sprung aus 31.333 Metern im Jahr 1960. […] Kittinger wurde ohn- mächtig, sein Fallschirm öffnete sich automatisch. Auch Baumgartners Schirm wird sich von allein öffnen, doch verhindert dies keine Langzeitfolgen durch den Spin. […] Die zweite große Gefahr ist, dass Baumgartners Raumanzug der Schallgeschwindigkeit nicht standhält: Das kleinste Loch im Material und Baumgartners Blut würde durch den geringen Luftdruck zu sieden beginnen. Ob der spezielle Raumanzug der Belastung durch die Geschwindig- keit standhalten wird, weiß niemand. Gigantisches Marketingprojekt „Baumgartner hat eine Fifty-fifty-Chance, dass al- les gut geht“, schätzt Köstler. „Er hat ein gutes Team, aber es gibt viele Unbekannte, die man nicht kalkulieren kann“, sagt der Experte. Über Red Bulls PR-Maschinerie wird zwar immer wieder betont, dass der Versuch wertvolle wissenschaftliche Er- kenntnisse für die Weltraumfahrt liefern könnte, doch handelt es sich in erster Linie um ein giganti- sches Werbe- und Marketingprojekt. Überlebt Baumgartner den Sprung, ist es der größte Erfolg in einer Reihe von Red-Bull-gesponserten Events rund um den Extremsport. „Es wäre eine Sensati- on“, sagt Köstler, „vor allem für Baumgartner.“ quelle: Die Presse, Print-Ausgabe, 09. 10. 2012; abrufbar unter: http://diepresse.com/home/panorama/welt/1298847/Stratos_Baumgartner-hat-FiftyfiftyChance?offset=0&page=1#kommentar0; 04. 10. 2013 Rekordversuch: „Baumgartner hat Fifty-fifty-Chance“ Die größten Risken bei Baumgartners Sprung aus 36 Kilometer Höhe sind mögliche Schäden am Raumanzug und unkontrolliertes Trudeln während des Falls. Der Extremsportler hat sich darauf fünf Jahre lang vorbereitet. VON SIOBHÁN GEETS 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 44 46 48 50 52 54 56 58 60 Über diesen Rekordsprung des Extremsportlers Felix Baumgartner wurde in allen Medien ausführlich berichtet. Der Artikel ist ein Beispiel dafür, dass auch Berichte viele Diskussionsbeiträge und Diskussionen auslösen können. Notieren Sie anhand des oben stehenden Zeitungsberichts jene Themen und Aspekte dieses Ereignisses, die Kritik und Zustimmung auslösen können. Ü2 Nur zu Prüfzwecken – Eig entum des Verlags öbv

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