sprachreif, Schreibkompetenztraining: Argumentative und appellative Textsorten

35 3. 1 — Leserbrief c) zu Einzelaussagen, die in einem Kommentar oder in einem Leserbrief geäußert wurden d) zur Sprache, in der ein Artikel oder ein anderer Leserbrief verfasst wurde e) zu einem allgemeinen Problem, zu einer Zeiterscheinung oder zu einem Thema, das in der Öffentlichkeit eine wichtige Rolle spielt oder nach Meinung der Leserbriefschreiberin/des Leserbriefschreibers eine wichtige Rolle spielen sollte. Ordnen Sie die folgenden Leserbriefe dem jeweiligen Typ a) bis e) zu. Ü1 Bei der Lektüre der Leserbriefe überfällt mich eine zunehmende tiefe Depression. Hier wird undifferenziert über Politik und Politiker geschimpft – und zwar meist auf einem Niveau, wie man es von der „Presse“-Leserschaft nicht erwarten würde. In meinen Augen sind das keine Wutbürger, sondern mieselsüchtige Meckeronkel und -tanten. Mehr Opti- mismus, Leute! Wir leben im zweit- reichsten Land der EU! Da wird wohl etwas Zuversicht angebracht sein. Dr. Wolfgang Reisinger, Wien Die Presse, 17. 09. 2013 Unter anderem beklagt die Autorin, dass in den Bundesländern zu viel Geld in sinnlose Spitalsbauten gesteckt werde. Beim Blick nach NÖ fragt die Kritikerin: „Wie fühlen sich zum Bei- spiel jene Landespolitiker, die Millionen Euro in eine neue, überdimensionierte Eingangshalle für ein Spital investieren, obwohl neue OP-Säle mit neuen Geräten einen Mehrwert für die Patienten gebracht hätten – um weit weniger Geld?“ Meine Antwort als einsamer Rufer in diversen NÖ-Landesgremien: Sie fühlen sich in ihrem Handeln mehr als bestätigt, weil die Bevölkerung sich bei Landeswahlen mit absoluten Mehrheiten bedankt! […] Dr. Wolfgang Geppert, Wien Die Presse, 07. 01. 2014 Das Parlament möge ein Gesetz beschließen, das festlegt, dass österreichische Staatsbürger, die als „Söldner“ in fremden Ländern tätig sind, die österreichische Staatsbürgerschaft verlieren. (Soviel ich weiß, wird der Verlust der Staatsbürgerschaft in der Schweiz und anderen Ländern so praktiziert.) OSR Franz Machl, Mettmach Die Presse, 12. 09. 2013 Wäre ich nicht grundsätzlich ein begeisterter „Pres- se“-Leser dieser Zeitung, würde ich aufgrund des Artikels von Kurt K. mein Abonnement kündigen. Herr K. behauptet, dass Kinder nicht nur aufgrund von Vorurteilen schlechter bei schulischen Leistun- gen abschneiden, sondern dies möglicherweise auf ihre Fehlernährung und Bewegungsmangel zurück- zuführen sein könnte. Neben sonstigem Unsinn in diesem Kommentar spricht er sehr abfällig von „einer immer fetter werdenden Gesellschaft“ und davon, dass der Körper ein Spiegel der Seele sei usw. […] Ich war Zeit meines Lebens übergewichtig und habe es trotz meiner scheinbaren Fehlernährung zu ei- nem positiven Studienabschluss geschafft, bin seit 25 Jahren selbstständig und habe mehrere Arbeits- plätze geschaffen. Sehr bedauerlich finde ich, dass eine seriöse Zeitung eine derartige Diskriminierung ihrer Leser zulässt. Mag. Christian Mitterlehner, Graz Die Presse, 12. 09. 2013 Es wird berichtet, dass unsere Nationalratsabgeord- neten einmütig die Forderung nach zusätzlichen Sportstunden in den Schulen unterschrieben haben. Über entsprechende Gesetzesvorhaben war noch nichts zu hören. Wer aber als Abgeordneter eine solche Forderung unterschreibt, muss eine Lösung suchen und sich dabei folgenden Fragen stellen: Soll die Zahl der Unterrichtsstunden erhöht werden (und wie wird dies finanziert)? Oder sollen andere Gegenstände gekürzt werden? Etwa der naturwis- senschaftliche Unterricht – in einem Land, in dem jeder eine feste Überzeugung in Sachen Atomkraft- werke oder Gentechnik besitzt, aber kaum jemand entsprechende Kenntnisse? Oder die Fremdspra- chen, in denen wir (noch?) ein sehr gutes Niveau erreichen? Öffentlichkeitswirksam unterschreiben ist das eine, einen Lösungsvorschlag erarbeiten (und zu den da- mit verbundenen Folgen stehen) das andere. Walter Jahn, Eisenstadt Die Presse, 20. 10. 2012 Nur zu Prüfzwecken – Eig ntum des Verlags öbv

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