sprachreif, Schreibkompetenztraining: Argumentative und appellative Textsorten

27 2. 2 — Argumentieren In diesem Text steht die Aussage am Schluss (immer weniger junge Männer gehen zum Heer), die Begründung steht zum Beginn (… weil sie lange Zeit niedrige Dienste für die Vorgesetzten leisten müssen), gefolgt von Beispielen (Küchendienst, Bürodienst …). In einem Satz ausgedrückt: Variante 1: „Es ist kein Wunder, dass junge Männer lieber Zivildienst statt den Grundwehrdienst ableisten, da sie im Heer oft zu niedrigen Diensten für die Vorgesetzten wie Tellerwaschen, Büroarbeit usw. vergattert werden.“ Variante 2: „Da Grundwehrdiener oft zu niedrigen Diensten für die Vorgesetzten wie Tellerwaschen, Büroarbeit usw. vergattert werden, melden sich junge Männer oft lieber zum Zivildienst statt für den Grundwehrdienst.“ Schreiben Sie zum Thema „Sitzenbleiben abschaffen?“ Pro- oder Kontra-Argumente nach dem Muster a) bis g). Schritte zum Kompetenzaufbau: Spielen Sie bei jedem neuen Schreibauftrag unterschiedliche Muster der Argumentation durch. Ü5 Grundwehrdiener müssen oft monatelang niedrige Dienste für die Vorgesetzten leisten: Sie werden in den Heeresgroßküchen zum Tellerwaschen vergat- tert, in den Amtsstuben mit lästigem Bürokram eingedeckt oder in den tarnfarbenen Fahrzeugen als Chauffeure benutzt. Es ist daher kein Wunder, dass immer weniger junge Männer den Grund- wehrdienst ableisten, sondern sich lieber zum Zivildienst melden. Vgl. Der Standard, 31. 01. 2012; http://derstandard.at/1326504152268/ Grundwehrdienst-Befehl-zum-Abmarsch; 01. 04. 2014 2 4 6 8 3) Beleg: dient zur Unterstützung des Arguments; Belege können sein: ein Beispiel, ein Zitat, Zahlen aus einer Statistik usw. Ein gutes Beispiel kann aber auch schon ein Argument sein (siehe oben: Faktenargument). „Auch als Fußgänger/in sollte man das Rotlicht bei Kreuzungen unbedingt beachten. Denn das Fehlverhalten von Fußgängern führt zu besonders schweren und vielen Unfällen mit Personenschaden. Von 2007 bis 2011 kamen in Wien 13 Menschen durch die Nichtbeachtung roter Ampeln ums Leben, 2789 wurden verletzt.“ quelle: Die Presse, 10. 12. 2013 Hier unterstützen die Zahlen das Argument, dass es bei Missachtung des Rotlichts zu schweren und vielen Unfällen kommt. Die Zahlen könnten aber auch alleine als Argument für die Beachtung von Ampelsignalen stehen: „Auch als Fußgänger/in sollte man das Rotlicht bei Kreuzungen unbedingt beachten. Allein von 2007 bis 2011 kamen in Wien 13 Menschen durch die Nichtbeachtung roter Ampeln ums Leben, und 2789 wurden verletzt.“ Im Normalfall wird man die vollständige Argumentationskette selten anwenden, sondern sich darauf konzen- trieren, dass man seine Meinung formuliert (Behauptung) und dann entsprechende Argumente (Begründungen) dazu anführt. Beispiele werden sich nicht immer finden lassen, außerdem muss man beachten, dass ein einzelnes Beispiel wenig aussagekräftig ist. Man kann die Behauptung aber auch wortwörtlich oder in abgewandelter Form wiederholen, um sie zu beto- nen. „Mehr politische Bildung würde unserer Demokratie gut tun, denn informierte Bürger/innen sind politisch mündige Bürger/innen, die aktiv in die Politik eingreifen können. Mehr politische Bildung würde unserer Demokratie aber auch deswegen gut tun, weil …“ Argumentationen müssen weiters nicht die Reihenfolge Behauptung – Begründung – Beispiel aufweisen. Ein Beispiel: g. Logischer Schluss Aus zwei Fakten wird eine Aussage logisch abgeleitet Lehrkräfte sind verpflichtet, in jedem Fach politische Bildung zu vermitteln. Es ist aber schwierig für angehende Lehrkräfte, sich ausreichend dafür zu qualifizieren, wenn im Studium keine entsprechen- den Lehrveranstaltungen angeboten werden. Daher müssen in allen Lehramtsstudien Seminare für Politische Bildung angeboten werden. Nur zu Prüfzweck n – Eigentum des Verlags öbv

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