sprachreif, Schreibkompetenztraining: Argumentative und appellative Textsorten

22 1. 2 — Bausteine erfolgreichen Schreibens Jedes Substantiv hat außerdem sein grammatisches Ge- schlecht, und die Verteilung ist ohne Sinn und Methode. Man muss daher bei jedem Substantiv das grammatische Geschlecht eigens mitlernen. […] Aufgrund meiner philologischen Studien bin ich davon überzeugt, dass ein begabter Mensch Englisch (außer Schreibung und Aussprache) in dreißig Stunden, Fran- zösisch in dreißig Tagen und Deutsch in dreißig Jahren lernen kann. quelle: Den vollständigen Text finden Sie unter http://www.alvit.de/vf/de/ mark-twain-die-schreckliche-deutsche-sprache.php 24 26 28 30 32 Mark Twains Ausführungen über die Schwierigkeiten der deutschen Sprache sind nach wie vor gültig. Allerdings entspricht seine satirische Schlussbemerkung über das Erlernen von Fremdsprachen vermutlich nicht ganz Ihren Erfahrungen: Wer in dreißig Stunden Englisch erlernt, muss sicher mehr als nur begabt sein. Ähnlich verhält es sich mit der (übertriebenen) Einschätzung Twains über die Dauer des Erwerbs der deutschen Sprache: dreißig Jahre sind für durchschnittlich engagierte Schüler/innen dazu sicher nicht erforderlich. Manche Stolpersteine der deutschen Sprache sind den Menschen, deren Erstsprache Deutsch ist, kaum bewusst: z. B. wissen sie, ganz ohne nachzudenken, welcher Artikel zu welchem Nomen gehört: der Löffel, die Gabel, das Messer (auch wenn sie vermutlich keine plausible Erklärung dafür haben). Wer jedoch Deutsch als Zweit- oder Fremdsprache erwirbt, muss anfangs viel Energie dafür aufwenden, den richtigen Artikel zum Nomen zu erlernen. Die englische Sprache hat nur einen bestimmten Artikel, die türkische Sprache kennt den bestimmten Artikel gar nicht. Aus dieser Verschiedenheit der Sprachen ergeben sich – je nach Herkunftssprache – zahlreiche mögliche Fehlerquellen beim Erlernen der deutschen Sprache, die nicht überraschen. Wer sich für Besonderheiten einer bestimmten Sprache interessiert, kann sich die „Sprachensteckbriefe“ des Bundesministeriums für Bildung und Frauen (BMBF) im Internet unter http://www.schule-mehrsprachig.at/index.php?id=285 anschauen. Mark Twain leidet besonders unter der deutschen Grammatik, zum Beispiel unter dem Genus, da das natürliche Geschlecht mit dem grammatikalischen Geschlecht im Deutschen oft nicht übereinstimmt. So wundert er sich darüber, dass „die Rübe“ einen weiblichen Artikel hat, „das Mädchen“ hingegen einen sächlichen. Die Kasusbildung von Nomen – vor allem in Kombination mit Adjektiven (mit bestimmtem oder unbestimmtem Artikel) – ist sicher eine der größten Schwierigkeiten beim Erlernen der deutschen Sprache (der schön-e Baum/ ein schön-er Baum/eines schön-en Baumes …). In der Fachliteratur werden als besondere grammatikalische Schwierigkeiten der deutschen Sprache u. a. angeführt: Verbstellung in unterschiedlichen Sätzen Das finite Verb steht im Hauptsatz an zweiter Stelle, im eingeleiteten Gliedsatz an letzter Stelle. Beispiel: „Die im peruanischen Amazonasgebiet gesprochene Sprache Yagua kennt fünf Grade der Vergangenheit, nach denen sich die Endungen der Verben unter- scheiden “. Bei Entscheidungsfragen steht das Verb an erster Stelle: „ Besuchst du auch die Abendschule?“ Ebenso bei Bitten und Befehlen: „Gib endlich Ruhe!“ Unübersichtliche Satzgefüge Beispielsatz: „In St. Jago, der Hauptstadt des Königreichs Chili, stand gerade in dem Augenblicke der großen Erderschütterung vom Jahre 1647, bei welcher viele tausend Menschen ihren Untergang fanden, ein junger, auf ein Verbrechen angeklagter Spanier, namens Jeronimo Rugera, an einem Pfeiler des Gefängnisses, in welches man ihn eingesperrt hatte, und wollte sich erhenken.“ (Heinrich von Kleist: Das Erdbeben in Chili) Trennbare und untrennbare Verben Zusammengesetzte Verben mit den Vorsilben z. B. an, ab, nach, vor usw. können im Satz getrennt werden: absagen : Sie sagt die Veranstaltung ab . nachschauen : Er schaut im Wörterbuch nach . Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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