sprachreif, Schreibkompetenztraining: Argumentative und appellative Textsorten

21 1. 2 — Bausteine erfolgreichen Schreibens Schreiben Sie gern mehrere Versionen? Sind Sie mit bereits geschriebenen Formulierungen oft unzufrieden und schreiben Sie dann einzelne Passagen oder längere Textteile mehrfach neu? Dann zählen Sie zum Typus des „Versionenschreibers“/ der „Versionenschreiberin“ . Vorteilhaft an dieser Schreibweise ist die Schritt- für-Schritt-Annäherung an einen immer besseren Text, der klarer und präziser ausdrückt, was man mitteilen möchte. Die Auswahl der richtigen Version kann aber auch zur Last werden: der Schreibprozess wird dadurch verzögert. Schreibt man am Computer, so sieht man dem Endprodukt die vielen erprobten und doch wieder verworfenen Schreibvarianten nicht an. Schreibt man mit der Hand, dann ist der Text übersät mit Durchstrei- chungen, Einfügungen und Verweisen (Pfeile, Sternchen, Fußnoten, Textverschiebungen…). Der Blick auf den Textzusammenhang wird dadurch getrübt. Solche Texte sind für die Leser/innen optisch eine Herausforderung. Planen Sie ausreichend Zeit für Ihre Textüberarbeitungen ein. Ein klarer Schreibplan ist eine gute Hilfestellung. Seien Sie nicht übertrieben perfektionistisch – nicht jede neue Version übertrifft die vorherige an Qualität. Bei umfangreicheren Schreibprojekten (Vorwissenschaftliche Arbeiten, Portfolios …) findet man auch „Patchworkschreiber/innen“ . Diese schreiben – je nach Befinden und Wissensstand – einmal an dieser oder jener Stelle (in verschiedenen Abschnitten/Kapiteln) weiter. Das Scheiben folgt ihren Gedanken und Einfällen. Wenn sie eine gute Idee haben, springen sie in den entsprechenden Abschnitt und ergänzen den Text. Die einzelnen Textteile wachsen so parallel nebeneinander an. Auf diese Art kann man schwierigen Textpassagen eine Zeitlang ausweichen, indem man andere vorantreibt. Das mindert auch die Angst vorm Schreiben eines längeren Textes. Nachteilig bei diesem Vorgehen ist, dass aufgrund der Unterbrechungen des Schreibflusses manchmal Gedanken nicht konsequent zu Ende gedacht werden. Diese Schreibstrategie funktioniert – auch aufgrund der zu erwartenden Textlänge – natürlich am besten am Computer. Eigenen Sie sich einen sicheren Umgang mit Ihrem Textverarbeitungsprogramm an, um unterstüt- zende Funktionen für das Gliedern der einzelnen Kapitel und ihr rasches Auffinden zu trainieren. Weichen Sie auch schwierigen Textpassagen nicht zu schnell aus – diese bewältigt zu haben, ist ein gutes Gefühl. Erfahrungsgemäß kommen Schreibtypen meist nicht in Reinform vor. Zudem erwerben Schüler/innen im Laufe ihrer Schreibentwicklung unterschiedliche Schreibstrategien. Die ihrer Erfahrung nach besonders erfolgreichen Strategien werden naturgemäß lieber angewendet und sind häufig automatisiert. Schreibstrategien sind von der zu verfassenden Textsorte, der Aufgabenstellung, der jeweiligen Schreibphase, der Schreibsituation und vielem mehr abhängig. In einem Tagebuch schreiben vermutlich alle Schreibtypen spontan und ungeplant, eine umfangreichere Arbeit (z. B. Vorwissenschaftliche Arbeit/Diplomarbeit) ist ohne Planung kaum vorstellbar. Beim Verfassen eines Werbeslogans oder Gedichtes wird man vermutlich mehrere Versionen verfassen, bis man mit dem Ergebnis zufrieden ist. Sich als Schreiber/in mit den bevorzugten Schreibstrategien richtig einzustufen, kann eine große Hilfe sein. quellen : Sennewald 2012, S. 116-118 Scheuermann 2012, S. 51-60 „Die schreckliche deutsche Sprache“ oder die Tücken des Schreibens in der Zweitsprache Deutsch Der amerikanischen Schriftsteller Mark Twain, der mit den Abenteuern von Tom Sawyer und Huckleberry Finn weltberühmt wurde, hielt sich im Jahre 1878 auf seiner Reise durch Europa auch längere Zeit in Deutschland auf und schreibt über die „schreckliche deutsche Sprache“: TIPP TIPP 1.2.11 – Es gibt ganz gewiss keine andere Sprache, die so unor- dentlich und systemlos daherkommt und dermaßen je- dem Zugriff entschlüpft. Aufs Hilfloseste wird man in ihr hin und her geschwemmt, und wenn man glaubt, man habe endlich eine Regel zu fassen bekommen, die im to- senden Aufruhr der zehn Wortarten festen Boden zum Verschnaufen verspricht, blättert man um und liest: ‚Der Lernende merke sich die folgenden Ausnahmen‘. Man überfliegt die Liste und stellt fest, dass es mehr Ausnah- men als Beispiele für diese Regel gibt. Es gibt zehn Wor- tarten in der deutschen Sprache, und alle machen Ärger […]. Personalpronomen und Adjektive sind eine ewige Plage in dieser Sprache, und man hätte sie besser weggelassen. Das Wort „sie“ zum Beispiel bedeutet sowohl „you“ als auch „she“ als auch „her“ als auch „it“ als auch „they“ als auch „them“. […] ImDeutschen beginnen alles Substantive mit einem gro- ßen Buchstaben. Das ist nun wahrhaftig mal eine gute Idee, und eine gute Idee fällt in dieser Sprache durch ihr Alleinstehen notwendigerweise auf. […] 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 Nur zu u Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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