Deutsch – Mündliche Reifeprüfung, Maturatraining

2. 25 — Schritt für Schritt zur Beantwortung einer ausgewählten Aufgabenstellung Aufgabe 3) Interpretation des Selbstbildes und Kritik an Medien : – Überlegen Sie zuerst, welches Image die beworbenen Zeitungen in der Öffentlichkeit haben. Ordnen Sie z. B. die jeweiligen Zeitungen den Begriffen Boulevardzeitung bzw. Qualitätszeitung zu. – Deuten Sie dann, wie die jeweilige Zeitung aufgrund ihrer Eigenwerbung gesehen werden will, d. h. welche Intention sie mit ihrer Werbung verfolgt. – Ziehen Sie zu Ihrer Interpretation ihre Ergebnisse zu Aufgabe 1) und 2) heran. Interpretieren Sie also, was die jeweilige Zeitung über sich und ihre Vorzüge mit dem jeweiligen Slogan (in Verbindung mit dem Bild) verkündet. – Formulieren Sie wesentliche Kritikpunkte, die in Verbindung mit Medien immer wieder geäußert werden. Nennen Sie jene Kritikpunkte, die von den Werbungen direkt oder indirekt aufgegriffen werden. Erschließen Sie abschließend, an welche Medien und Konkurrenzprodukte sich diese Kritik richtet. Standard: Präsentiert sich als Zeitung, die Information und Meinung klar trennt, auch was das Layout betrifft: Die letzten drei Seiten sind der Meinung gewidmet. Der Standard tritt gegen die Vermischung von Information und Meinung, gegen Meinungsmache etc. auf. Boulevardblätter betreiben oft Meinungsjourna­ lismus, Meinungsfeldzüge, Campaigning (siehe z. B. Kronen Zeitung, die oft tagelang dasselbe Thema in der Schlagzeile behandelt) … Krone: Die Krone verweist darauf, dass täglich erfahrene und glaubwürdige Journalisten in ihr schreiben. Re­ cherche und Wahrheit werden der Manipulation gegenübergestellt. Die Krone kehrt mit dieser Werbung den Vorwurf um: Gerade das, was der Kronen Zeitung gerne zugeschrieben wird, wird hier (den anderen) Medien bildlich-plakativ vorgeworfen, während die Kronen Zeitung sich als Schutzschild anpreist … Österreich: Mit neuer Zeit ist wohl das Zeitalter der „neuen Medien“ gemeint, worauf das Bild hinweist. Die Tageszeitung „Österreich“ wird – in der Mitte gefaltet – als Notebook abgebildet, an ihr ist auch eine Maus angeschlossen. Die Internetadresse ist groß abgedruckt. So wird darauf hingewiesen, dass „Österreich“ immer aktuell ist, eine Einheit mit dem Internetauftritt bildet und so den Erfordernissen unseres „Informa­ tionszeitalters“ entspricht. Verfallsdatum vs. Aktualität durch Nutzung von Online-Auftritt. Die Titelseite von Österreich reißt bereits viele Themen an, wie eine Internetseite, von der aus man dann weiterklicken kann/ muss. Falter: Aufgrund der Konzentration im österreichischen Pressewesen (Mediaprint) gibt es laut Falter nur mehr Mainstream und Meinungsmonopol. Die Anspielung auf die Dschungelshow lässt die Assoziation zu, dass Mediaprint-Zeitschriften genauso niveaulos sind wie Reality Shows im Fernsehen. Der Falter dagegen steht für eine Berichterstattung und Meinung abseits des Mainstreams … SN: Ähnlich wie der Standard („Die Zeitung für Leser“) sehen sich die SN als Retter der Lesekultur, als Zei­ tung, die viel Lesestoff bietet und noch nicht der Bilderflut verfallen ist. Das richtet sich indirekt auch gegen Boulevardzeitungen und Illustrierte, in denen Bilder vorherrschen. Vgl. dazu auch den Werbespot der Krone: „Schau in die Krone!“ Es richtet sich aber auch gegen den Vorwurf, dass Medien oberflächlich, die Wirklich­ keit verzerrend und die Sprache beschädigend seien. Presse: Es wird gesagt, dass die Presse als Qualitätszeitung mehr weiß, daher den Durchblick hat bzw. diesen den Leserinnen und Lesern verschafft. Offen gelassen wird, um wessen Erfolg es geht. Das können die Leser/innen für sich nur ergänzen: ist es ihr (beruflicher etc.) Erfolg, oder ist es der Erfolg der Presse. Die Presse verlängert das Hirn der Leser/innen, v. a. am Wochenende, wo sonst die „Kronen Zeitung“ dominiert. Aufgabe 4) Kritische Stellungnahmen zu einzelnen Werbeseiten : – Zur Bearbeitung dieser Aufgabe können Sie sich z. B. mit folgenden Punkten auseinandersetzen: - Erörtern Sie, wie weit Sie die Aussage(n) dieser beiden Werbungen teilen. - Erläutern Sie, wie gelungen Sie die Gestaltung beider Werbungen finden. Mögliche Stellungnahmen: Im Standard gibt es zwar eine klare räumliche Trennung zwischen Information und Meinung, denn man kann auch beim Standard eine Blattlinie – und damit Meinung – erkennen (durch Auswahl und Umfang der Berichte, Schreibweise …) Gerade die Kronen Zeitung ist bekannt für ihre Konstruktion der Wirklichkeit, für einseitige Berichterstattung … Die Verschmelzung von Print und Online funktioniert so nicht; die Frage ist viel eher, wie weit sich Printausga­ ben noch halten können bzw. Online-Ausgaben kostenpflichtig werden … Das vom Falter eingesetzte Bild ist selbst eine Bildmontage und gibt so ein einseitiges Bild der österreichischen Presselandschaft wieder. Die Titelseite der SN besteht selbst aus einem sehr formatfüllenden Bild. Die Presse ist dennoch weit nicht so erfolgreich wie die Kronen Zeitung. 91 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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