Deutsch – Mündliche Reifeprüfung, Maturatraining
2. 20 — Sprachentwicklung, Sprachwandel und sprachliche Varietäten Lösungsmöglichkeiten: ― Zuordnung einzelner Textabschnitte zu einer sprachlichen Varietät/ Begründung mittels ausge- wählter sprachlicher Besonderheiten/Wirkungsweise: DIE STEIRISCHE LIEBESGESCHICHTE: Parodie auf trivialen Heimatroman; schlichte, klischeehafte Handlung (Waschen im kalten Brunnenwasser, deftiges Frühstück mit Most, regelmäßige Wirts hausbesuche, zotenhafte „Männergespräche“ am Stammtisch, leicht verführbare Frauen …) Sprache karikiert-einfach (der fröhliche Hödlmoser, hat schon wieder großen Durst); klischeehaft- ländliche Signalwörter (rindvieh, kittelvolk …), dialektal gefärbt; auffallend: konsequente Klein schreibung. REGIEANWEISUNG ZUR SZENE HÖDLMOSER/FANI: parodiert Sprache der Kommunikationswissen schaft (vollzug creativen sich-in-die-augen-sehens, antizipieren, transzendieren, struktur, funktion, konforme intentionen…) VARIANTE ZUR REGIEANWEISUNG ZUR SZENE HÖDLMOSER/FANI: parodiert biblische Geschichte, Vertreibung aus dem Paradies: Eva = Fani isst Apfel vom verbotenen Baum. REGIEANWEISUNG ZU HÖDLMOSERS MEINUNG ÜBER DEN ZEITUNGSARTIKEL, BETREFFEND DEN KUMPITZER KINDESMORD: komplexe Sprache der Literaturkritik auf simplen Zeitungsartikel eines Lokalblattes angewendet. STEIRISCHE AGGRESSIONSGESCHICHTE: Kombination von Spracharmut und körperlicher Gewalt. REGIEANWEISUNG ZU HÖDLMOSERS REFLEXIONEN: juristische Fachsprache; komplexer Satzbau, fachspezifische Abkürzungen … als Gegenstück dazu der effektive Warnruf des Vaters. ― „Antiheimatroman“ : doppelte Darstellungsebenen – Handlungskapitel/einfache, naive Sprache versus Regieanweisungen/fachsprachliche Einschübe, komplexe Sprache; Parodie des Hei matromans: Überzeichnung des Geschehens durch sprachliche Unter- und Übertreibung, keine durchlaufende Handlung, kein erzähltechnischer Spannungsbogen, komisch überzeichnete Rol lenklischees, Einsatz unterschiedlicher Fachsprachen. Der triviale Heimatroman zeigt häufig die idyllischen Seiten des Landlebens und verschweigt Alkoholismus, Gewalt, Unterdrückung usw., auf die Gruber – wenn auch in satirischer Weise – durchaus hinweist. Tipps für die Weiterarbeit: Geschichte des Heimatromans – zu finden in vielen Werken der Literaturgeschichte. Eine Diplomarbeit der Univ. Wien zu diesem Thema finden Sie unter http://germanistik.univie.ac.at/fileadmin/user_upload/inst_germanistik/projekte/janke/Diplomarbeit_Rene_ Peinbauer_-_Zur%C3%BCck_in_die_Anti-Heimat_-_Das_Heimkehrmotiv_in_ausgew%C3%A4hlten_Werken_ von_Gerhard_Fritsch_-_Franz_Innerhofer_-_Robert_Menasse_und_Peter_Zimmermann.pdf; 11. 06. 2013. Knappe und übersichtliche Informationen zu Reinhard P. Grubers Roman „Hödlmoser“ finden Sie unter: http://www.literaturhaus.at/index.php?id=1236; 11. 06. 2013. TIPP . Verwendete Sekundärliteratur: Klaus Zeyringer und Helmut Gollner: Eine Literaturgeschichte: Österreich seit 1650. Innsbruck, Wien, Bozen: Studienverlag, 2012, S. 673–678. 76 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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