Deutsch – Mündliche Reifeprüfung, Maturatraining

2. 17 — Faktoren kommunikativer Prozesse 26 28 30 32 34 Sie Soll ich meinen eigenen Augen ...? Er Misstraue lieber deinem Misstrauen Sie Schade, ich glaubte, du hättest mich ... Er Aber natürlich verstehe ich dich kurze Pause Sie Vielleicht habe ich mich doch ... Er Siehst du, wie vernünftig du sein kannst? Sie Bist du mir ...? Er Aber, Liebes, jetzt, wo du wieder vernünftig bist. quelle : Eleonore Zuzak: Die Unvollendete. In: Die Rampe. Dramolette, hg. v. Land Oberösterreich, Nr. 3/2004. Tipps für die Weiterarbeit: Kommunikationsmodelle und Ausführungen zum Thema Kommunikations- und Diskussionsverhalten von Frauen und Männern in: Roland W. Wagner: Mündliche Kommunikation in der Schule. Paderborn: Schöningh UTB 2006. Frauensprache, Männersprache „War doch nur ein Vorschlag, kein Auftrag!“ Ein Interview von Silke Lode mit Helmut Ebert, Professor am Institut für Germanistik der Universität Bonn zum Thema, ob es unterschiedliche Sprachstile von Männern und Frauen gibt. Abrufbar unter: http://sz.de/1.494644; 10. 06. 2013. Tipps für Frauen und Männer: http://www.stil.de/knigge-thema-der-woche/details/artikel/schluss-mit-missverstaendnissen-so-kommunizieren- frauen-und-maenner-auf-einer-wellenlaenge.html; 10. 06. 2013. TIPP . Lösungsmöglichkeiten: ― Im Interview getroffene Aussagen: Für die Psychologin Dr. Wlodarek unterscheiden sich Frauen und Männer in der Kommunikation. Frauen kommunizieren eher über Erlebnisse und Gefühle, Männer über Sachthemen. Sie nennt Faktoren in der Erziehung, Einflüsse der Peergroup und die Medien als Ursache für Tradierung von unterschiedlichen Kommunikationsmustern und Klischees. Männer seien zwar um nichts weniger emotional, hätten aber das Reden über Gefüh­ le nicht erlernt. Die letzten drei Antworten sind Verhaltensanweisungen für Frauen, wie sie mit männlich dominanten Redemustern umgehen können: verständnisvoll zuhören, Körpersprache beobachten, Generalaussagen vermeiden, konkrete Bedürfnisse äußern. ― Kommunikationssituation und sprachliche Muster im Text „Die Unvollendete“: SIE kann nicht ausreden, weil ER immer unterbricht, auch deswegen, weil ER immer schon IHRE Bedürfnisse kennt und daher weiß, was SIE sagen will. ER kann ausreden, stellt Fragen, die nicht wirklich Interesse an IHR zeigen, sondern großteils rhetorisch sind. ER befindet über IHR Befinden. SIE möchte die Situation besprechen, aber ER kennt die Wahrheit, SIE möchte eine Metakommu­ nikation führen, ER macht sich aber zum Herrn der Begriffe: Sensibilität ist gut, aber nur, wenn sie IHM passt, ansonsten wird sie für IHN zum Starrsinn, Begriffe werden gegen SIE gewendet: Misstraue lieber deinem Misstrauen. ― Interpretation möglicher Aussagewirkungen der sprachlichen Muster und Deutung des Titels und des Endes: Der literarische Text führt anhand eines fiktiven Gesprächs zwischen Frau und Mann, prototypisch mit SIE und ER bezeichnet, vielfach festgestellte Kommunikationsmus­ ter zwischen den Geschlechtern vor Augen. Die Frau kommt mit der Sachebene nicht durch und wird vom Mann in die Beziehungsebene gedrängt, während er die Sachebene für sich in Anspruch nimmt. Eine Selbstkundgabe der Frau ist daher nicht möglich, das verunmöglicht der Mann mit seiner Selbstkundgabe und dem Appell, dass die Frau doch „vernünftig“ sein soll, d. h. nachgeben und seine Sicht der Dinge übernehmen soll. Der Titel hat einen Anklang an mu­ sikalische Werke ( → Schubert), meint aber hier konkret, dass die Frau nur unvollendete Sätze äußern kann und damit eigentlich selber eine Unvollendete ist (die Frau ist nicht perfekt, der Mann dagegen schon). Am Ende lenkt die Frau – im Sinne der Beziehungsharmonie – ein, der Mann setzt seine Sichtweise durch und schafft daher über die Kommunikation auch Fakten. So ist es paradoxerweise dem Mann möglich zu „verzeihen“ und die Frau nunmehr als „vernünftig“ zu beurteilen. Denn solange sie ihre Sichtweise eingebracht hat, war sie „unvernünftig“. Damit vertritt die Frau die subjektive Seite und der Mann die objektive Seite. Das Dramolett kann als Kritik an einem „typisch männlichen“ Redeverhalten gesehen werden. 68 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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