Deutsch – Mündliche Reifeprüfung, Maturatraining

2. 16 — Analyse und Interpretation von Reden 54 56 58 60 62 64 66 68 70 72 74 76 78 nicht in Richtung einer Ellbogen- und Spekulations- gesellschaft abdriftet, sondern das Ziel einer humanen und solidarischen Gesellschaft aufrecht bleibt. Spekulationen mit astronomischen Beträgen, verant- wortungsloser Umgang mit fremdem Geld und krimi- nelle Energie müssen entschieden bekämpft werden. Zu diesem Zweck hat es schon eine Reihe von Maßnahmen gegeben – sowohl auf österreichischer als auch auf eu- ropäischer Ebene. Aber weitere Schritte sind unerläss- lich. Z. B. wirksame und fest verankerte Bestimmungen gegen Spekulation mit öffentlichen Geldern – wie dies in Österreich derzeit vorbereitet wird – sowie verstärkte Kontrolle von riskanten Geschäftsmodellen. Unsere Bevölkerung hat nicht nur ein Recht auf sichere Grenzen und innere Sicherheit, sie hat auch ein Recht auf ein möglichst hohes Maß an wirtschaftlicher Stabi- lität und sozialer Sicherheit. Die Voraussetzungen zur Erreichung dieser Ziele sind gegeben. Wenn wir unsere Stärken und Chancen nützen und uns anstrengen, dür- fen wir zuversichtlich sein – sowohl für Österreich als auch für ein friedliches und solidarisches Europa. Liebe Österreicherinnen und Österreicher! Ich bin mir bewusst, dass das Jahr 2013 noch viele an- dere Aufgaben und Themen bereithält. Am 20. Jänner wird es eine Volksbefragung geben, ob in Österreich unser System der Wehrpflicht aufrecht bleibt oder ob wir auf ein Berufsheer umsteigen. Ich lade alle Wahlberechtigten ein, sich an dieser Ent- scheidung zu beteiligen. Unterschätzen Sie bitte nicht die Möglichkeit, durch die Abgabe Ihrer Stimme auf die politische Willensbildung Einfluss auszuüben. Darüber hinaus wird es heuer in Österreich noch mehrere Wah- len geben. Daher werden die politischen Parteien und die einzelnen Mandatare auch mehrfach Gelegenheit haben, ihre politische Reife unter Beweis zu stellen. Ich verstehe unter politischer Reife die Fähigkeit, kla- re politische Ziele zu definieren, politische Debatten in sachlicher und anständiger Weise zu führen und be- stimmte Grundprinzipien zu beachten. Zu diesen Prinzipien zählen jedenfalls persönliche Red- lichkeit, Rechtsstaatlichkeit, Menschenrechte, Fairness und Gerechtigkeit. Wir müssen bereit sein, aufeinander zuzugehen und unsere Mitmenschen zu achten: Das sollte ein besonders wichtiger Vorsatz für das neue Jahr sein. Denn – so heißt es in der Menschenrechtsdekla- ration der Vereinten Nationen: Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sollen einander im Geiste der Brüderlichkeit begegnen. Meine sehr geehrten Damen und Herren! In diesem Sinne darf ich Ihnen und Ihren Angehöri- gen für das Jahr 2013 gemeinsam mit meiner Frau alles Gute wünschen. Ich grüße auch die vielen Österreiche- rinnen und Österreicher, die sich derzeit im Ausland befinden, und bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit! quelle : http://www.bundespraesident.at/newsdetail/artikel/wehrpflicht-oder-berufsheer-entscheiden-sie-mit-am-20-jaenner/; 17. 05. 2013. 80 82 84 86 88 90 92 94 96 98 100 102 104 106 Zusatzinformation Zu Jahresbeginn hält das österreichische Staatsoberhaupt traditionell eine im ORF nach „Zeit im Bild 1“ ausge­ strahlte Rede. Tipps für die Weiterarbeit: Wenn Sie Reden analysieren und eventuell interpretieren müssen, hilft Ihnen die Einteilung in Informations-, Meinungs- und Feierrede. Mit der Art der Rede hängen die Auswahl der Inhalte, der Aufbau der Rede, der Sprech- und Sprachstil zusam­ men. In einer Informationsrede werden Sie z. B. zu einem Sachverhalt alle Informationen vorbringen, die Ihnen zur Verfügung stehen. Die Feierrede konzentriert sich hingegen überwiegend auf das Positive, das es über eine Person oder Institution zu sagen gibt. Die wichtigsten Aspekte der Analyse beziehen sich auf die Redesituation, den Inhalt, die mit der Rede verfolgte Absicht, die Gliederung, die verwendeten sprachlich-rhetorischen Mittel. Ein letzter Punkt kann sich mit der Wirkung der Rede und ihrer Bewertung (unter bestimmten Gesichtspunkten) beziehen. Rede-Texte sind leicht zugänglich: Wichtige Vertreterinnen und Vertreter unseres Staates veröffentlichen die gehaltenen Reden. Das gilt für den Bundespräsidenten genauso wie für den Bundeskanzler oder die National­ ratspräsidentin. TIPP . 64 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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