Deutsch – Mündliche Reifeprüfung, Maturatraining

2. 14 — Literaturmarkt und Lesekultur Lösungsmöglichkeiten: ― Mittel der Vermarktung auf der Homepage: Grundlegende Informationen: Cover, Klappentext, Informationen zur Autorin, Termine für Lesungen; Werbung mittels positiver Zitate aus Rezensi­ onen; Werbung im so genannten Medienverbund: Leseprobe als pdf, Hörprobe als MP3, Videos mit der Autorin und Verlinkung mit den meisten gängigen social media: facebook, twitter, Xing … ― Werbestrategie und Interessen von amazon: amazon zitiert Pressestimmen aus dem Feuilleton großer deutscher Qualitätszeitungen (übernommen vom Verlag), gebracht werden aber nur die positiven Stimmen, die oft auch aus dem Zusammenhang gerissen werden. Kritische Passagen aus Literaturkritiken werden nicht gebracht. Wichtig ist nicht die Auseinandersetzung mit dem Roman, sondern der Verkaufserfolg. ― Thuswaldners Kritikpunkte: Kritik am „Rummel“ um die Autorin, der für Thuswaldner andere Ursachen als die Qualität des Romans hat. Deutschland könne mit der Autorin seine Probleme mit der Geschichte und Migration abarbeiten. Die Autorin kommt aus einer jüdischen Familie, ist Immigrantin und bestens integriert. Das nimmt die Literaturkritiker/innen für die Auto­ rin ein, das sieht Thuswaldner als unprofessionell an. Denn für ihn zählt nur die Qualität des Textes; und die ist für ihn nicht immer gegeben, weil der Roman Klischees aufweist, z. B. bei der Schilderung der Vorgänge in Bergkarabach, bei der Figurenzeichnung und bei der Darstel­ lung des Deutschen als Typus des faschismusgefährdeten, ausländerfeindlichen Kleinbürgers. Weiters übt er Kritik an der Sprache der Dialoge. ― Aufgabe(n) der Literaturkritik: Verlag und Buchhandel geht es um Auflagen und Absatz, daher Vermarktung auch der Autorin(biographie). Literaturkritik bespricht literarische Neuerschei­ nung und ist so Vermittlerin zwischen Buch und Leserinnen und Lesern. Literaturkritiken sollten über den Inhalt informieren, Interpretationsmöglichkeiten anbieten und ein Urteil (die eigentliche Kritik) abgeben. Dieses muss und kann nicht mit dem aller Leserinnen und Leser übereinstimmen. Strittig ist, wie weit ein Urteil sachlich ist (sein soll) oder nur von persönlichen Vorlieben der Rezensentinnen bzw. Rezensenten getragen ist. Was Thuswaldner kritisiert, ist das Phänomen, dass Literaturkritik auch immer mehr zur Mitspielerin der Ver­ marktung wird bzw. sich selber vermarktet. Man kann argumentieren, dass das zur Förderung der Lesekultur und der Schriftstellerinnen und Schriftsteller ist, Thuswaldner u. a. sehen darin eine problematische Entwicklung. 59 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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