Deutsch – Mündliche Reifeprüfung, Maturatraining

2. 9 — Österreichische Literatur dem Weg in die Moderne, ohne die traditionellen Wertvorstellungen zu missachten. Er ver­ stärkt durch die Auseinandersetzung mit fremden Kulturen den Blick auf das „Eigene“; führt zu differenzierter Betrachtungsweise der eigenen Kultur. Der Textausschnitt vermittelt auch sprachlich einen hohen ästhetischen Anspruch. Österreichische Literatur Thema: Zeitgenössische österreichische Literatur 2.9 – Text: Manfred Wieninger: 223 oder Das Faustpfand Sprechen Sie über folgende Aufgabenstellung: ― Geben Sie den Inhalt der Textstelle wieder. ― Untersuchen Sie die gewählte Erzählstrategie (Erzählform sowie Erzählhaltung) und deren mögliche Auswirkungen auf die Leserin/den Leser. ― Analysieren Sie wesentliche sprachliche Kennzeichen des Textes. ― Beurteilen Sie, inwiefern das in der Textstelle angesprochene Thema als typisch für die österreichische Literatur der Gegenwart angesehen werden kann. Ausgewählte Teilkompetenzen , die Sie für die Lösung der Aufgabe benötigen: Sie können … ― den Begriff der österreichischen Literatur reflektieren ― Besonderheiten der österreichischen Literatur anhand von Texten nachvollziehen: Sprachvarietäten, Themen, Genres ― Sprachreflexion und Erzählproblematik als Themen der österreichischen Literatur verstehen ― wichtige Vertreter/innen und Texte der österreichischen Literatur nennen ― wichtige Texte österreichischer Literatur analysieren und interpretieren Aufgabe Text: Manfred Wieninger: 223 oder Das Faustpfand (2012) 2 4 6 8 10 12 14 Inhalt: Im Frühjahr 1945 marschieren hunderte jüdische Zwangsarbeiter aus Ungarn nach Mauthausen in Oberöster- reich. Obwohl der Krieg schon verloren ist, überfällt ein SS-Kommando ihr Lager in Persenbeug und ermordet 223 Juden. Der stellvertretende Postenkommandant Franz Winkler ermittelt in dem Fall. Der 55-jährige Mediziner Dr. Henrik Weisz, der als Hilfsarbeiter in der Shell-Ölraffinerie in Wien-Florids- dorf seit Monaten schwerste Zwangsarbeit zu leisten hat, hat am 7. April 1945 gerade mal 10 Minuten Zeit, um seine Habseligkeiten zu packen und sich marsch- fertig zu machen. Dann jagen Militär und Waffen-SS ihn und über 600 Leidensgenossen, darunter auch seine Gattin Olga, seine ältere Schwester Szeréna Weisz und seine jüngere Schwester Paula Precz-Weisz mit ihren 5 Kindern Lilli, Éva, Erszébet, Béla und György aus dem Zwangsarbeiterlager in der Mengergasse 33 im 21. Wiener Gemeindebezirk. Unter Geschrei und Gebrüll, Stock- und Kolbenhieben formiert sich eine große Marschkolonne, die Richtung Westen getrieben wird. Am Abend des ersten Marschtages, an dem keiner der Arbeitssklaven auch nur ein Stück Verpflegung, einen Bissen Essen erhält, wird die Kolonne von Gendarmen übernommen. Die Beamten bemühen sich in den fol- genden Marschtagen, auf dem Weg Lebensmittel für ihre Gefangenen aufzutreiben, aber das ausgeblutete Land gibt nicht allzu viel her, schon gar nicht für Juden. Jeden Tag können ein paar der rasch schwächer wer- denden Marschierenden nicht mehr weiter und werden von den Wachen einfach zurückgelassen, in Auen und Wäldern, Dörfern und Weilern, auf und neben Land- straßen und Wegen. Am 10. April 1945 erreicht die Marschkolonne Krems und wird dort am Abend im Gefängnis sehr gedrängt untergebracht. Auch der aus 16 18 20 22 24 26 28 39 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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