Deutsch – Mündliche Reifeprüfung, Maturatraining

2. 4 — Analyse und Interpretation von Dramentexten Analyse und Interpretation von Dramentexten Thema: Urs Widmer: Top Dogs - Analyse und Interpretation eines Textausschnitts 2.4 – Text: Urs Widmer: Top Dogs Sprechen Sie über folgende Aufgabenstellung: ― Geben Sie die äußere Handlung des Dramenausschnitts wieder. ― Analysieren Sie das Verhalten der beiden Figuren in dem Gespräch. ― Setzen Sie deren berufliche Tätigkeit in Beziehung zu ihrem Sprachverhalten. ― Begründen Sie, welche Art(en) von Dialog(en) zwischen den Dramenfiguren stattfindet/stattfinden. Ausgewählte Teilkompetenzen , die Sie für die Lösung der Aufgabe benötigen: Sie können … ― Dramenszenen interpretieren ― Elemente und Strukturen des Dramas erkennen ― Figurenkonstellation und Konfliktentwicklung aufzeigen ― die sprachlichen Auffälligkeiten eines Textes erkennen, benennen und hinsichtlich ihrer möglichen Wirkung auf die Leserin/den Leser analysieren Aufgabe Text: Urs Widmer: Top Dogs (1997) 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 Inhalt des Dramas: Das zeitgenössische Drama stellt die Reaktionen erfolgreicher Manager/innen (diese meint der Titel Top Dogs) auf die eigene Kündigung in den Mittelpunkt. Der Manager Dodo Deér hat einen Termin bei der New Chal- lenge Company. Deér meint, das Treffen diene Überlegungen, wie zwischen seiner Tätigkeit und jener der Führungsetage seines Unternehmens Einsparungsmöglichkeiten erzielt werden könnten. Frau Wrage, seine Gesprächspartnerin, klärt ihn über den tatsächlichen Grund des Gesprächs auf. WRAGE Sie sind entlassen worden! Herr Deér! Entlassen! [...] DEÉR Entlassen? – Hören Sie. Das hätte man mir gesagt. WRAGE Man hat es Ihnen gesagt! DEÉR Wer? Wann? WRAGE Sie haben es nicht gehört. [...] DEÉR Aber das gibt es doch nicht, dass einer das nicht hört. Dass er entlassen worden ist. WRAGE Doch. Oft. Kopf hoch, Herr Deér. Wir haben bis heute noch jeden Klienten vermittelt. Sozusagen jeden. DEÉR Ich will Ihnen mal was sagen, liebe Frau Wrage. Natürlich hat sich die Swissair verändert in den knapp dreißig Jahren, die ich nun mal dabei bin. Ich sehe auch, was bei der Swissair läuft. Was wollen Sie? Eine Airline muss interna- tional kompetitiv sein, ohne Heimatsentimentalität. Aber, Frau Wrage! Für uns langjährige Mitarbeiter ist die Swissair trotzdem so was wie die Schweiz selber. Immer noch. Kennen Sie das nicht, das Herzklopfen, wenn Sie in Bangkok plötzlich das Schweizerkreuz auf dem Flugfeld sehen? Die Swissair, das sind wir. Sie und ich. Das ist wie ein Körper. Ich bin die Hand oder das Bein, das können Sie nicht einfach so wegamputieren. Wer bei der Swissair ist, der ist daheim. Der arbeitet zu Hause, im eigenen Haus, für das Land, für uns alle. Wir sind eine Familie. Wir gehören alle zusammen. […] Einer wie ich ist bei der Swissair sein Leben lang. Sie können ja auch nicht sagen, der Vater, die Mutter, die Ge- schwister, die sind jetzt nicht mehr meine Familie. Die sind Ihr Schicksal. WRAGE Herr Deér. Jede Entlassung ist auch eine Chance. […] DEÉR Im guten wie im bösen. WRAGE Die Unternehmen entlassen nicht nur, sie suchen auch. Verzweifelt! Mit der Lupe oft! Leistungsorientierte, flexible und belastbare Mitarbeiter. Mobil. Begeisterungsfähig. Wie Sie, Herr Deér. Wie ein jeder und eine jede hier. DEÉR Als ich anfing, flogen wir noch mit der Constellation. Wir waren Jahr für Jahr die airline number one. In meiner Zeit wurden die Destinationen nach Afrika und Fernost massiv ausgebaut. WRAGE Jetzt müssen wir das Vertrauen entwickeln, dass es für Sie in dem Maße leichter wird, Ihre Karrierefortset- zung erfolgreich zu gestalten, wie Sie sich durch den emotionalen Prozess der Enttäuschungsverarbeitung durcharbei- ten. Verstehen wir uns, Herr Deér? 23 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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