Deutsch – Mündliche Reifeprüfung, Maturatraining

2. 3 — Analyse und Interpretation von Gedichten Lösungsmöglichkeiten: ― Situationen und Stimmungen in den Gedichten: Text 1: klare und leise Mondnacht; Ruhe, Frieden, Einklang, Idylle, Sanftheit, Traum, Sehnsucht, Entgrenzung, Übereinstimmung mit der Natur, Einssein mit der Schöpfung. Text 2: Erinnerung und Sehnsucht nach den Zeiten, als es noch Natur gab, am Ende aber Ärger („Shut up“) über die Erinnerung; Resignation, Abfindung mit der Situation, dass die Natur verschwunden ist. ― Sprachliche und formale Mittel: Text 1: drei (Volkslied-)Strophen zu vier Zeilen, dreihebiger Jambus, Kreuzreim, alternierend stumpf und klingend, tragende Rolle des Konsonanten sch (für Stille, Rauschen) und v. a. der stimmhaften Konsonanten l, m, w. Beginn und Ende mit Konjunk­ tiv II, dazwischen Indikativ. Wortinventar: Nomen bezeichnen überwiegend Naturphänomene, Adjektive vorwiegend adverbiell gebraucht, in Zusammenhang mit Verben, die in Strophe 1 und 2 alle Bewegung wiedergeben. Auffällig die Rahmung durch Vergleiche im ersten („als hätt der Himmel“) und im letzten Vers („Als flöge sie“). Ebenso Rahmung durch Stille im zweiten und im vorletzten Vers. Dazwischen, in der Mittelstrophe, sanfte Bewegung: nicht Wind, nicht Sturm, sondern nur „Luft“, „sacht“, „leis“. Enjambement („Seele spannte / weit“). Text 2: Einleitung mit Wenn-Satz, das „Wenn“ steht sowohl für Folge als auch für die Zeit. Kein Reim, Versmaß. Eine 14-zeilige Langstrophe und eine zweizeilige Kurzstrophe. Die erste Strophe enthält zuerst zwei dreizeilige Sätze (Bestandsaufnahme) und dann einen sehr langen Satz, der der Erinnerung dient. Dann folgt der Strophenwechsel, der die Erinnerung abrupt unterbricht („Shut up“), danach kein vollständiger Satz, nur mehr Ellipsen. Gegensätzliches Wortmaterial: Natur – Amt, Bäume – Sterben, erinnern – Legenden, Monster – Engel, Himmel – Rauch, Vögel – Autobahn. Auffällig die konkreten Erläuterungen in Klammern. ― Naturdarstellung und Verhältnis zwischen Mensch und Natur: Text 1: Natur als Sehnsuchtsort, seinen Frieden zu finden. Am Ende auch Einklang mit der Natur bzw. mit der Natur als etwas Höherem. In der ersten Strophe Einklang in der Natur = Einklang mit der Schöpfung (Verbin­ dung zwischen Erde und Himmel), in der letzten Strophe das Gefühl des Einklangs zwischen der Seele des lyrischen Ichs und dem Himmel. Text 2: Natur ist ebenfalls Sehnsuchtsort, aber nur mehr in der Erinnerung an die Vergangen­ heit. Natur existiert nur mehr in der Vorstellung und als tote, museale Materie. ― Typische Kennzeichen der romantischen Lyrik: romantische Lyrik als Stimmungslyrik, Natur als Sehnsuchtsort, Aufhebung der Entfremdung, teilweise auch Entgrenzung, Musikalität, Synäs­ thesie, Volkslied(ton), Wohlklang, Assonanz, Regelmäßigkeit in der Form (siehe Aufgabe 2) ... ― Mögliche Interpretationshypothese Das Gedicht gibt einen Ausblick auf die Zukunft, in der die Natur, wie wir sie kennen, tot ist. Es gibt keine Bäume, kein Wasser, keine natürliche Nahrung, keine Vögel (Tiere?). Es spricht davon, dass wir heute an der Kippe zu dieser Zukunft stehen: Noch sehen wir den Himmel, aber er ist voller Rauch; wir haben die Landschaft verbaut (Autobahnen), aber es gibt noch Vögel. Noch gab/gibt es Hoffnung (Engel), aber die Bedrohung ist da (Monster). 22 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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