Deutsch – Mündliche Reifeprüfung, Maturatraining

2. 3 — Analyse und Interpretation von Gedichten Text 1: Joseph von Eichendorff: Mondnacht (1837) (Text in alter Rechtschreibung) Es war, als hätt der Himmel Die Erde still geküßt, Daß sie im Blütenschimmer Von ihm nun träumen müßt. Die Luft ging durch die Felder, Die Ähren wogten sacht, Es rauschten leis die Wälder, So sternklar war die Nacht. Und meine Seele spannte Weit ihre Flügel aus, Flog durch die stillen Lande, Als flöge sie nach Haus. quelle : Joseph von Eichendorff: Mondnacht. In: Karl Otto Conrady (Hg.): Lauter Lyrik. Der kleine Conrady. Eine Sammlung deutscher Gedichte. Düsseldorf: Artemis & Winkler 2008, S. 239. 2 4 6 8 10 12 Text 2: Christoph Meckel: Andere Erde (1974) Wenn erst die Bäume gezählt sind und das Laub Blatt für Blatt auf die Ämter gebracht wird werden wir wissen, was die Erde wert war. Einzutauchen in Flüsse voll Wasser und Kirschen zu ernten an einem Morgen im Juni wird ein Privileg sein, nicht für Viele. Gerne werden wir uns der verbrauchten Welt erinnern, als die Zeit sich vermischte mit Monstern und Engeln, als der Himmel ein offener Abzug war für den Rauch und Vögel in Schwärmen über die Autobahn flogen (wir standen im Garten, und unsre Gespräche hielten die Zeit zurück, das Sterben der Bäume flüchtige Legenden von Nesselkraut). Shut up. Eine andere Erde, ein anderes Haus. (Ein Habichtflügel im Schrank. Ein Blatt. Ein Wasser.) quelle : http://www.lyrik-projekt.de/ProjektZieleIntertextualitaetAnspielung.htm ; 31. 03. 2013. 2 4 6 8 10 12 14 16 Zusatzinformation Christoph Meckel , geb. 1935 in Berlin. Nach Reisen durch Europa, Afrika und Amerika studierte er Grafik an der Kunstakademie in Freiburg und München. Er veröffentlichte Radierzyklen sowie zahlreiche Prosa- und Gedicht­ bände. Auszeichnungen u. a.: Rainer-Maria-Rilke-Preis für Lyrik und Georg-Trakl-Preis. Lebt in Berlin und Frank­ reich. Tipps für die Weiterarbeit: Gedichtinterpretationen können Sie üben. Erlernen müssen Sie den Umgang mit verdichteter Sprache, d. h. ungewöhnlicher Wortstellung, nicht alltäglichen Konnotationen, dichter Metaphorik, symbolischer Sprache bzw. Sprachmitteln, Häufung von Stilmitteln, formalen Gestaltungsmitteln der Lyrik. Am besten üben Sie, indem Sie viele Gedichte (mehrmals!) lesen und Sprache, Symbolik und Gedankenwelt auf sich wirken lassen und Ihre Gedanken formulieren. Lesen Sie zur Hilfe auch unterschiedliche Interpretationen, z. B. in: Marcel Reich- Ranicki (Hg.): 1000 Deutsche Gedichte und ihre Interpretationen, 10 Bde. Frankfurt: Insel 1994. Anleitungen zu Gedichtinterpretationen gibt es viele, z. B. Hans D. Gelfert: Wie interpretiert man ein Gedicht? (Kompaktwissen): Für die Sekundarstufe. Stuttgart: Reclam 1990. Knüpfen Sie an dieses Beispiel an, lesen und interpretieren Sie weitere Gedichte der Romantik, Naturgedichte und „Neue Naturgedichte“. TIPP . 21 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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