Deutsch – Mündliche Reifeprüfung, Maturatraining

2. 2 — Analyse und Interpretation von Erzähltexten ― Analyse der erzähltechnischen und sprachlichen Mittel/triviale und hochwertige Literatur: Text 1: direkter Einstieg, Er/Sie-Erzähler, personale Erzählperspektive; gegen Ende des Kapitels vermehrt erlebte Rede. Gedankenwiedergabe in direkter Rede ( durch Kursivdruck hervorgeho- ben ). Erzählzeit und erzählte Zeit sind beinahe deckungsgleich, erzählt wird im Präsens, beide Stilmittel erzeugen den Eindruck der Unmittelbarkeit. Schauplatz (= Tatort) als Symbol der Kälte und des Todes („Ödland“): Natur bietet keinen Schutz, ist abweisend, hart, kalt, eisig, morastig, versteinert, tot. Rettung nur mehr von oben möglich, doch der rettende Engel erweist sich als Flugzeug und ist ebenso tote Materie („Maschinenengel“). Der Schauplatz ist von hell/dunkel dominiert, einziger Farbtupfer das Rot des Blutes. Der Verfolger bleibt im Dunkeln, er wird mit den Ersatzformen „er“, „Jäger“, „Untier“ benannt. Sichtbar ist nur seine Taschenlampe, die wird personalisiert: „gleißendes Auge“. Vorherrschende Stilmittel: Parataxe, Vergleich, klischeehafte Metaphorik, Asyndeton, oft als Ellipse, Wiederaufnahme, Wiederholung, Reihung, Häufung, Hendiadyoin (Zwillingsformel: z. B. klipp und klar; nach Lust und Laune), fast durchgängige (Mehrfach-)Attribuierung der Nomen, Attributsätze, adverbiale (Mehrfach-) Bestimmungen, superlativische Adjektive, Tautologie, Pleonasmus, formelhafte Wendungen. Der permanente und gleichzeitige Einsatz dieser Stilmittel führt zu Trivialstil. Der Inhalt beschränkt sich auf den Aufbau von Spannung, knüpft an bekannte Muster an, die Sprache ist auf Atemlosigkeit aus. Text 2: Beginn als Rückblende – mit Einstieg in die Perspektive/Gedankenwelt des Ermittlers. Er betreibt Rückblick, zieht ein Resümee. Der Text ist eine Mischung aus Erzählerkommentar und erlebter Rede. Diese zeigt sich durch die Fragen und durch an mündliche Sprache angelehnte Einschübe und Floskeln. Erzählt wird im Präteritum bzw. im davon abhängigen Plusquamper­ fekt. Text wird beherrscht durch Reflexion und Abwägen. Dies zeigt sich neben den Fragen an vielen Partikeln („eigentlich“, „überhaupt“, „schließlich“, „vielleicht“, „allerdings“, „ja“, „fast“). Die Überlegungen werden durch Bezugnahme auf Aussagen anderer unterstützt (Freud, „Viele“, die Tochter des Ermittlers, die Sozialarbeiterin ist, Zeitungen). Einleitender Schauplatz nicht als Tat­ ort wichtig, sondern als soziales Umfeld. Stilmittel: Variation der Satzlänge. Mehrere sehr lange Sätze mit Parenthesen, Redewiedergaben, Aufzählungen. Sprachliche Distanz: Es wird nicht von einem verrufenen Viertel gesprochen, sondern von „einem Sozialwohnungsgebiet, das die Zeitungen […] als ‚verrufen‘ bezeichneten“. Dazwischen kurze, auch elliptische Sätze. Literarische Verhandlung eines Problems, Anbindung an soziale, rechtliche und gesellschaftliche Verhältnis­ se. Sparsamer Einsatz von Stilmitteln (Ellipse, Asyndeton, rhetorische Frage). Analyse und Interpretation von Erzähltexten Thema: Analyse und Interpretation ausgewählter Aspekte der Erzählung „Die neuen Schuhe“ von Dimitré Dinev 2.2 – Text : Dimitré Dinev: Die neuen Schuhe Bearbeiten Sie dabei folgende Arbeitsaufträge: ― Fassen Sie den Inhalt der Erzählung mit einigen Sätzen zusammen. ― Erschließen Sie die mögliche Wirkung der von Ihnen festgestellten sprachlichen Auffälligkeiten auf die Leserin/den Leser. ― Erläutern Sie, worin für die junge Frau, die Protagonistin des Textes, das existentielle Problem besteht. ― Nehmen Sie unter Einbeziehung Ihres Wissens über das Thema „Migration in Österreich“ und des un­ ten angeführten statistischen Materials zu dem Unterschied Stellung, der sich zwischen den Hoffnun­ gen der jungen Frau auf ein besseres Leben und den möglichen Schwierigkeiten in Österreich auftun könnte. Aufgabe 17 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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