Impuls Chemie 4, Schulbuch
Natürlich künstlich 9 In der Papierfabrik entstehen riesige Papierrollen. Cellulose kommt in allen Pflanzen vor und ist die wichtigste organische Verbindung. Moderne Papiermaschinen arbeiten mit sehr hohen Geschwindigkeiten. 1 800 Meter pro Minute sind keine Seltenheit. Auch die Dimensionen sind gewaltig. Papiermaschinen sind Industrieanlagen, die 200 m lang und 12 m breit sein können. Papier besteht aus Zellstoff, Leim, Füllstoffen, Farbe und anderen Zusatzstoffen. Die Cellulose ist der Gerüststoff der Pflanzen! Cellulose ist der Hauptbestandteil der pflanzlichen Zellwand (Massenanteil 50 %). Sie ist damit mengenmäßig die wichtigste organische Verbindung der Erde. Cellulose besteht aus Riesenmolekülen mit der Formel (C 6 H 10 O 5 ) n . Das tiefgestellte „n“ bedeutet dabei, dass sich die Formel in der Klammer (Grundeinheit) sehr oft wiederholt. Ein Cellulosemolekül kann aus bis zu 10000 Glucoseeinheiten (Traubenzucker) bestehen. M Verschiedene Formen von Zellstoff OH OH OH OH OH OH OH OH HO HO HO HO O O O O O O O O n Cellulosemolekül (Ausschnitt) Cellulosemolekül (Ausschnitt) Cellulose ist in Wasser völlig unlöslich und relativ resistent gegen biochemischen Abbau. Cellulose ist der Hauptbestandteil der pflanzlichen Zellwand. Sie besitzt die Molekülformel (C 6 H 10 O 5 ) n . Kann man aus Holz wirklich Kleidung erzeugen? Der aus dem Holz gewonnene Zellstoff ist kurzfaserig und nicht zum Spinnen von Garnen geeignet. Man kann ihn aber technisch in längere Fasern umwandeln (Herstellung von halbsynthetischen Kunstfasern). Ein weit verbreitetes Verfahren ist das Viskoseverfahren . Beim Viskoseverfahren wird Zellstoff mit Natronlauge und dem giftigen und übelriechenden Lösungsmittel Kohlenstoffdisulfid (CS 2 ) versetzt. Es entsteht eine orangerote Masse, das Xanthogenat. Es lässt sich mit Natronlauge zu einer dunkelgelben, sirupartigen Flüssigkeit verarbeiten, die wegen ihrer Zähflüssigkeit als Viskose bezeichnet wird. Beim Spinnen wird die Viskose über Düsen mit feinsten Löchern in ein Bad, das Schwefelsäure und Natriumsulfat enthält, gedrückt. Durch die Wirkung der Schwefelsäure wird das Xanthogenat wieder in Cellulose zurückverwandelt. Es entsteht ein endloses Faserbündel, das verstreckt und auf die gewünschte Faserlänge geschnitten wird. Die anhaftenden Chemikalien werden ausgewaschen. Der in Flockenform (Watte) vorliegende Zellstoff wird getrocknet und in Ballen gepresst. Die Lenzing AG erzeugt Viskosefasern nach diesem Verfahren. Viskosefasern haben ähnliche Eigenschaften wie Baumwollfasern. Faserlängen (etwa 40 mm) und Faserfeinheit (etwa 0,01 bis 0,015 mm Durchmesser) sind etwa gleich. M 89 Nur zu Prüfzwecken O n – Eigentum des Verlags s öbv
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