Wirtschaft gestalten HLW V, Arbeitsbuch BW

19 Mit Controlling planen und steuern ÚÚ Bei den Kennzahlen bestehen Zielkonflikte : z.B. wünschen sich Unternehmer einen hohen Gewinn und somit eine hohe Rentabilität bei gesicherter Liquidität. Hohe Liquiditätsreserven mindern je- doch die Rentabilität. ÚÚ Kennzahlen werden häufig aus veröffentlichten Jahresabschlüssen errechnet. Hinter den Publika­ tionen stehen jedoch durchaus unterschiedliche Bilanzpolitiken und Bilanzierungsvorschriften – z.B. nach UGB, deutschem HGB, IAS/IFRS (International Accounting Standards/International Financial Reporting Standards) und US GAAP (insb. bei internationalen Konzernen; General, accounted, ac- cepted principles). Während die Rechnungslegungsvorschriften lt. UGB „sicherheitsorientiert“ für Gläubiger bestimmt sind, sind die Vorschriften im Rahmen der IFRS und US GAAP auf Investoren ausgerichtet. Diese enthalten auch unterschiedliche Informationsquellen: z.B. muss lt. IFRS und US GAAP ein Cashflow-Statement (= Vergleich der Ein- und Auszahlungen) und eine Eigenkapitalverän- derungsrechnung veröffentlicht werden. ÚÚ Für die Errechnung (insb. von Rentabilitäts-)Kennzahlen können unterschiedliche Gewinngrößen verwendet werden. Mögliche Gewinngrößen Betriebsergebnis  (betriebliche) Erträge – (betriebliche) Aufwände Ergebnis gewöhnlicher Geschäftstätigkeit  Betriebsergebnis + Finanzergebnis (z. B. Wertpapiererträge, Fremdkapitalzinsen) Jahresüberschuss/- fehlbetrag  Ergebnis gewöhnlicher Geschäftstätigkeit + außerordentliches Ergebnis (z. B. Grundstücksverkäufe) – Steuern aus Einkommen und Ertrag (z. B. KÖST) Bilanzgewinn/-verlust  Jahresüberschuss/-fehlbetrag + Rücklagenauflösung (–Rücklagenbildung) +/– Gewinn-/Verlustvortrag aus Vorperioden Um eine (internationale) Vergleichbarkeit herzustellen, werden bei neueren Berechnungen Zinsen, Steuern (und Abschreibungen) nicht berücksichtigt, um das Problem unterschiedlicher Steuern, Fremdkapitalanteile und Gestaltungsmöglichkeiten zu umgehen: EBIT (Earnings Before Interests and Taxes) Gewinn vor Zinsen und Steuern EBIT-Varianten werden auch bei der modernen Kreditvergabe (Basel II) herangezogen. EBITDA (EBIT, Depreciations and Amortization) Gewinn vor Zinsen, Steuern & Abschreibungen ÚÚ Kennzahlen vergleichen oft Bestands- und Veränderungsgrößen (z.B. Vermögen und Gewinn) – des- halb müssen hierbei Bestandsgrößen in Durchschnittswerte umgewandelt werden (z. B. durch- schnittliches Vermögen). Praxis: Bilanz eines Auto-Konzerns nach deutschem HGB und IAS/IFRS Bilanz nach dt. HGB in Mio. EUR Bilanz nach IAS/IFRS in Mio. EUR AV = 35.436 EK = 11.521 AV = 37.124 EK = 22.245 UV = 45.932 FK = 70.072 UV = 58.828 FK = 74.025 Anlageintensität = 43% Anlageintensität = 39% EK-Quote = 14% EK-Quote = 23% In den beiden Bilanzen sind deutliche Abweichungen zu erkennen, die auf die Kennzahlen erheb- lichen Einfluss besitzen. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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