Wirtschaft gestalten HLW III, Arbeitsbuch BW

193 Endlich reisen – Tourismus ÚÚ Gefährdung von Tier- und Pflanzenwelt: Der Tourismus lässt der Natur häufig kaummehr Ruhepausen und trägt somit zur Gefährdung von vielen Pflanzen- arten bei. Die Vegetation ist z.B. durch den Einsatz von Schneekanonen oft gestört. „Schwammerltouristen“, die im großen Stil durch österreichische Wälder streifen und Pilze sammeln, tragen ebenfalls dazu bei, dass die Vegetation geschädigt wird. Für viele Tierarten werden die Rückzugsgebiete immer kleiner, da Skifahrer/ innen, Mountainbiker/innen und Paragleiter/innen ihren Lebensraum stören. Negative Auswirkungen auf die Gesellschaft in Tourismusregionen Eine große Zahl Touristen führt unweigerlich dazu, dass sich die regionale Kultur mit jener der Gäste vermischt und ein Teil der eigenen Kultur verloren geht. Auffällig ist dies vor allem in folgenden Berei- chen: ÚÚ Veränderung der Sprache: Wenn in der Heimatgemeinde die Muttersprache schon fast zur Fremd- sprache wird, stellt dies ein massives Problem dar. In manchen Tourismusgemeinden entfallen we- niger als 10% der Nächtigungen auf Inländer/innen. Die Notwendigkeit, sich an die ausländischen Gäste anzupassen, führt dazu, dass sich die Sprache der einheimischen Bevölkerung jener der Touristen anpasst (aus einem gespritzten Apfelsaft wird eine Schorle). Nach und nach geht damit ein Teil der eigenen Identität verloren. ÚÚ Veränderung der Sitten und Bräuche: Die allen bekannten Hüttenabende sollen als abschreckendes Beispiel ange- führt werden, wenn es darum geht, Kultur und Tradition zu kommerzialisieren. Österreicherinnen und Österreicher werden dabei gerne auf jodelnde Dirndl- und Lederhosen- träger reduziert. In Entwicklungsländern besteht dieses Problem in einem noch größeren Ausmaß. Hier kommt oft noch hinzu, dass gesellschaftliche Normen hinsichtlich des Verhältnisses der Geschlechter, des Umgangs mit Alkohol, des Umgangs mit religiösen Handlungen etc. aufgeschnürt werden. ÚÚ Häufig werden die Veränderungen von Sprache, Sitten und Bräuchen noch von Veränderungen des Lebensstils begleitet. Kleidungs- und Essgewohnheiten passen sich jenen der Touristen an. Besonders stark ist das in Ländern spürbar, die sehr schnell vom Tourismus erschlossen wer- den. Negative Auswirkungen auf die Wirtschaft in Tourismusregionen Für Tourismusregionen besteht generell die Gefahr, dass sie sich einseitig auf den Tourismus ausrichten und somit eine hohe Abhängigkeit entsteht. Vernachlässigt wird dabei die eigenständige Entwicklung anderer Wirtschaftszweige, die ebenfalls für Beschäftigung sorgen und oft weniger krisenanfällig als der Tourismus sind. Bei all diesen kritischen Anmerkungen soll allerdings nicht darauf vergessen werden, dass viele Einheimische im Tourismus direkt oder indirekt einen Arbeitsplatz gefunden haben. Die Abwande- rung aus manchen Regionen wäre ohne Tourismus viel größer und die Infrastruktur nicht auf diesem modernen Stand. Das Problem, das gelöst werden muss, ist also: Wie viel Tourismus ist notwendig, um die wirtschaft- liche Kraft einer Region zu stärken? Wie können die negativen Auswirkungen möglichst gering ge- halten werden, um auch langfristig vom Tourismus zu profitieren? Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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