Wirtschaft gestalten HLW III, Arbeitsbuch BW

177 Endlich reisen – Tourismus Im Sommer ist Lena meist in Spanien oder Griechenland, den Winter verbringt sie in Südafrika. „Im Ausland zu arbeiten war für mich schon etwas Besonderes. Man lernt fremde Kulturen und Menschen kennen. Das ist echt spannend.“ Zu ihren Haupttätigkeiten zählt die Veranstaltung von Informations- veranstaltungen und Sprechstunden. Außerdem kümmert sie sich um Transfers vom und zum Hotel, organisiert Ausflüge und versucht, alle Probleme der Gäste zu lösen. „Ich verdiene zwischen 80,00EUR und 120,00EUR pro Tag plus Trinkgeld. Allerdings werden die Gäste immer sparsamer. Provisionen erhal- te ich, wenn ich Ausflüge und Mietwagen vermittle.“ Sie ist freie Dienstnehmerin bei einem großen Reiseveranstalter und muss selbst für ihre Sozialversicherung sorgen. Planungssicherheit hinsichtlich ihres Einkommens gibt es kaum hat. Keine Gäste bedeuten auch kein Einkommen. „In der Hochsaison arbeite ich meist 50 bis 60 Stunden pro Woche – und das oft ohne freien Tag. Da bleibt das Privatleben schon mal auf der Strecke.“ Strandverkäufer in Kenia: Jamal ist einer von vielen Strandverkäufern, die in Kenia versuchen, ihre Waren an den Mann bzw. an die Frau zu bringen. Fast die Hälfte der Kenianer ist arbeitslos und schlägt sich als Marktfrau, fliegender Händler oder Schmuckverkäufer durch. Jamal verkauft den für seinen Stamm typischen Schmuck, Schnitzereien und Speere. „Die Tage hier sind kein Spaß. Die Konkurrenz ist stark und die Touristen reagieren oft gereizt. Das Feilschen um den Preis gehört auf alle Fälle dazu. Manche Touristen wollen aber so wenig bezahlen, dass für mich nichts mehr übrig bleibt.“ Jamal versucht immer höflich und nie auf- dringlich zu sein. „Ich kann nicht sagen, wie viel ich verdiene. Es reicht für mich und ich kann manchmal meiner Familie ein wenig Geld ge- ben.“ Seine Familie lebt 200 km im Landesinneren von der Viehzucht und wohnt in einer Hütte ohne Strom und fließendes Wasser. Seinen Kindern möchte er eine gute Schulausbildung ermöglichen. „Ich möchte am Strand so viel verdienen, dass meine Kinder eine gute Schule besuchen können.“ Jamal möchte als Händler sein Geld verdienen – andere junge Männer haben einen anderen Weg gewählt. „Manche versuchen, eine weiße Freundin zu haben, mit der sie den Urlaub verbringen und die dann Geld schickt.“ Golfcaddie in Phuket (Thailand): Mae-Ying ist 20 Jahre alt und eine von 300 weiblichen Caddies, die ein Golfclub auf Phuket beschäftigt. Ihre Aufgabe besteht darin, Gol- fern aus aller Welt die 10 bis 15 kg schwere Golftasche cirka vier Stunden über den Platz zu tragen und sie bei der Schlägerwahl zu beraten. „Ich bekomme 5,00USD pro Golfrunde. Damit verdiene ich viel mehr als in der Landwirtschaft. Leider habe ich keine Festanstel- lung und in der Nebensaison gibt es immer wieder ein paar Wochen, in denen ich gar nichts verdiene.“ Mae-Yings monatliches Einkom- men beträgt im Durchschnitt rund 60,00USD. Caddie kann man in Thailand meist nur bis maximal 40 Jahre sein – dann wird man einfach gegen jüngere und hübschere Frauen ausge- tauscht. „Bei meinem Golfclub gibt es Vorschriften, wie groß und schwer ich sein darf. Bin ich zu alt oder zu dick werde ich einfach er- setzt.“ Ihre Familie hat einen Großteil des Farmlandes an Investoren der Golfplätze verkauft. Derzeit lebt ihre Familie fast ausschließlich von ihrem Einkommen als Caddie. Einige der Platzarbeiter und der Caddies leiden unter Reizungen der Haut, der Augen und der Lunge, weil am Golfplatz Schädlingsbe- kämpfungsmittel eingesetzt werden. Die wenigsten verfügen über eine ausreichende Krankenversi- cherung. Als die Caddies eine Gewerkschaft gründen wollten, hat das Management des Clubs damit gedroht, sie nicht mehr weiter zu beschäftigen. „Wir werden vom Management des Clubs angehalten, auf alle Wünsche unserer Kunden einzugehen. Wir müssen immer gehorsam, willig und freundlich sein und sollen uns immer hübsch zurechtmachen.“ Rund um die Golfplätze breitet sich das Sexgewerbe in Thailand immer stärker aus. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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