Wirtschaft gestalten HLW III, Arbeitsbuch BW

150 2.6 Lean Management, fraktale Unternehmen und Global Sourcing Vom Fordismus zum Lean Management Das Produktionsmodell der standardisierten Massenproduktion „Fordis- mus“ war das Wachstumsmodell der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die modernen Industriestaaten sind durch diese Massenproduktion und die Art der Fertigung geprägt. Ab Mitte der 1960er-Jahre geriet der Fordismus in eine Krise: Verlangsamung des Wirtschaftswachs- tums, Rückgang der Kapitalrentabilität und Demokratisierung der Arbeitswelt („Humanisierung des Arbeitsplatzes“) erschwerten die unternehmerischen Tätigkeiten. In dieser Zeit gelang der japanischen Automobilindustrie der Aufstieg. Die Ölkrise von 1973 verschaffte den japanischen Automarken, die kleinere und im Treibstoffverbrauch sparsamere Modelle anboten, den Durchbruch am europäischen und auch am nordamerikanischen Markt. Mit den Erfolgen begannen die japanischen Autoproduzenten (allen voran Toyota), die Abläufe der Produktion und die betriebliche Organisation weiter zu verbessern und zeigten mit Lean Manage- ment neue Wege auf. Lean Management übernimmt Kernstücke des Fordismus (z. B. Fließband, Standardisierung, Arbeits- pläne) und ergänzt sie durch neue Elemente, wie Just-in-time, Teamarbeit, CAD und KVP/PDCA . ÚÚ Just-in-time-System (JIT) Darunter versteht man die Bereitstellung von Material und Waren in der richtigen Menge zur rich- tigen Zeit am richtigen Ort. Das Just-in-time-System stützt sich auf eine enge Zusammenarbeit zwischen Lieferanten und Abnehmern: Über eine ständige Kommunikation der Computersysteme von Lieferanten und Abnehmern wird ein sofortiger Datenaustausch ermöglicht, sodass der Zulie- ferbetrieb unmittelbar erfährt, was er wann zu liefern hat. Toyotismus bzw. Lean Management hat zum Ziel, durch „schlankere Strukturen“ neue Produkti­ vitätsquellen zu erschließen. Merkmale des Lean Managements sind: • Ausweitung der Verantwortungsbereiche der Mitarbeiter/innen durch den Teamgedanken • damit verbunden eine flachere Hierarchie • Beschleunigung des Entscheidungsprozesses • Erhöhung der Flexibilität in der Produktion • Steigerung der Entwicklungszyklen neuer Modelle, damit rascher auf Veränderungen am Markt reagiert werden kann • Reduktion der Kosten bei gleichzeitiger Steigerung der Wertschöpfung Just-in-time und die Autofahrer/innen Ein Auto besteht aus vielen tausend Einzeltei- len, deren Zahl durch die gestiegenen Ansprü- che der Konsumenten an Sicherheit und Kom- fort ständig gewachsen ist. Gleichzeitig wünschen sich die Kunden „individuelle Lö- sungen“, das eigene Auto soll sich von den an- deren unterscheiden. Für die Produktion verschiedener Modelle und Typen müssten demnach bis zu 100 000 ver- schiedene Teile gelagert und schließlich verar- beitet werden. Lager bindet Kapital, daher ist ein Abbau der Lagerbestände und eineVerkür- zung der Produktionszeit durch die Auslage- rung von Produktionsteilen (z.B. von Motoren, Getrieben, Spiegelsystemen etc.) wünschens- wert. Beim Just-in-time-System werden Rohstoffe und Vorprodukte von den Zulieferbetrieben zum richtigen Zeitpunkt gleich direkt ans Fließband geliefert. Dies erfolgt häufig durch spezialisierte Speditionsunternehmen, die ne- ben der Zustellung auch noch die mengenmä- ßige Prüfung derWare sowie die Zwischenlage- rung übernehmen können. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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