Wirtschaft gestalten HAK III, Arbeitsbuch BW

202 ARBEITSAUFGABE 9: Fallstudie „Finanzierung für Göttin des Glücks empfehlen“ Lesen Sie die Fallstudie und bearbeiten Sie die folgenden Arbeitsaufgaben. Die „Göttin des Glücks“ wurde als Spaßprojekt unter dem Motto „Danke mir geht’s gut“ von Lisa Muhr, Igor Sapic, Monika Bledl, Dessi Stoytcheva – parallel zu ihrer eigenen Selbstständigkeit – ins Leben gerufen. Sie kauften einige Meter Stoff, nähten damit 60 Teile und bedruckten sie mit humorvollen, positiven Sprüchen und Grafiken. Die Reaktion der Kundinnen und Kunden war umwer- fend – die Teile waren binnen Tagen ausverkauft. Vom großen Erfolg beflügelt gründeten die vier zwei Jahre später die „Göttin des Glücks OG“ und produzierten ihre Mode von da an zu 100% nach fairtrade und Bio-Kriterien. Durch die Kooperation mit EZA-Fairer Handel, Österreichs größter Importgesellschaft für Produkte aus fairem Handel, konnte die Göttin des Glücks schlagartig auf eine lückenlose, kontrollierte und zertifizierte Produktionskette zugreifen – damals etwas vollkommen Neues. Obwohl der gesam- te Gewinn in das Unternehmen gesteckt wurde, blieb vieles handgestrickt: Die Schnitte der Kleidungsstücke wurden händisch hergestellt, es gab kein zusammenhängendes EDV-System für die Erfassung der Bestellungen, Webshop, Warenwirtschaft und die Kassabuchführung in den Geschäften wurden händisch durchgeführt. Fremdes Geld wird notwendig Den nächsten Schritt der Professionalisierung konnte das Team nicht aus eigenen Mitteln schaf- fen. Lisa Muhr: „Fremdes Geld in die Hand zu nehmen, war für uns eine sehr schwere Entschei- dung, weil wir unserenAufbau fünf Jahre ohne fremde Hilfe und ohne Schulden geschafft hatten und unabhängig und selbstbestimmt bleiben wollten.Aber wenn ein Unternehmen eine gewisse Größe erreicht hat und sich professionalisieren muss, geht es ohne fremde Hilfe nicht mehr. Daher entschlossen wir uns, einen Businessplan zu machen und fremdes Kapital für unserWachs- tum zu suchen.“ Statt Aufbruch kam Stillstand Der völlig unerwarteteTod einer der vier Grün- der/innen und der Ausstieg einer zweiten zwei Jahre später brachten das Projekt beinahe zum Erliegen, die finanzielle Situation war immer wieder prekär. „Oft haben wir nicht gewusst wie wir die laufenden Kosten abdecken sollen“, erzählt Lisa Muhr. Ein Bankkredit und der Ein- stieg von Investorinnen und Investoren ermög- lichten die Fortführung des Betriebs, die Ent- wicklung eines professionellenWebshops, eines zusammenhängenden EDV Systems – und den Aufbau von eigenen Shops. (Weiteres)Wachstum ist notwendig Trotzdem: Die „Göttin des Glücks“ muss noch weiter wachsen, um eine gesunde und stabile Größe zu erreichen. Lisa Muhr: „100% bio und fairtrade bedeutet für uns, dass wir 3- bis 4-mal so hohe Produktionskosten wie andere haben. Das können wir nicht eins zu eins an unsere Kun- dinnen und Kunden weitergeben, also müssen wir mit geringeren Spannen auskommen. Wir müssen eine große Menge anWare produzieren, weil auch im fairen Handel die Menge den Preis bestimmt. Und wir wollen einen Polster für Unwägbarkeiten schaffen.“ Die „Göttin des Glücks“ wurde in eine GmbH umgewandelt und ist nun auf der Suche nach Investorinnen und Investoren, die das weitere Wachstum finanzieren. Lisa Muhr: „Wir wollen in dieser Phase ganz bewusst Crowdfunding und auch an andere Finanzierungsvarianten denken.“ Ziel ist die Professionali- sierung des Unternehmens, die Eröffnung von weiteren Shops und der Aufbau eines Franchise- Konzeptes für Deutschland. „Dafür brauchen wir circa 100.000,00 Euro“, erklärt Muhr. Quelle: BusinessArt 3/14, adaptiert Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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