Wirtschaft gestalten HAK II, Arbeitsbuch BW
219 Erfolgreich durch Logistik und Materialwirtschaft ARBEITSAUFGABE 10: Fertigung bei Fronius: Informationsfluss darstellen Lesen Sie das Fallbeispiel. Was wird unter dem Prinzip der Eigen- verwaltung verstanden? Zeichnen Sie eine Grafik mit dem Infor- mationsfluss zwischen Erzeuger, Elektro-Supermarkt, Lager, Trans- port und Verbraucher. Webtipp: Fronius Unternehmensfilm Die Fronius International GmbH ist ein österrei chisches Unternehmen mit Firmensitz in Petten bach und weiteren Standorten in Wels, Thalheim und Sattledt. Das Unternehmen ist in den Berei chen Batterieladesysteme, Schweißtechnik und Solarelektronik tätig. Über 90% der produzier tenWaren werden exportiert. Von der Gewinnung neuer Kunden (Verkauf) bis zurVertragserfullung (=Auslieferung von Produk ten) liegt meist ein langerWeg, bei dem viele Hin dernisse auftreten können. Deshalb ist es sehr wichtig, den Ablauf vom Kundenauftrag bis hin zur Kundenbelieferung möglichst zu verbessern. Im Bereich der Fertigung kann das folgenderma ßen geschehen: Das Unternehmen Fronius ver sucht ein Fertigwarenlager zu vermeiden. Fertig waren werden erst produziert, wenn der entsprechende Kundenauftrag im Haus ist. Diese Fertigung aufgrund eines genauen Kundenauftra ges nennt man in der Fachsprache „Build to Or der“. Das Gegenteil wäre „Build to Stock“, d. h., ein Unternehmen produziert seine Waren ohne ge nauen Kundenauftrag und legt dieWaren auf La ger, wo diese dann auf einen Auftrag warten, um schlussendlich an einen Kunden ausgeliefert zu werden. Wesentliche Gründe fur eine „Build to Order“- Fertigung sind: 1. Die hohe Anzahl an Produktvarianten: z. B. gibt es bei Fronius für eine Produktreihe ca. 17.600 unterschiedliche Ausfuhrungen. Durch dieseVielfalt ist es beinahe unmöglich, alle un terschiedlichen Varianten auf Lager zu produ zieren. 2. Kundenwünsche und Sonderausfuhrungen: Trotz der Vielfalt an Varianten, die ein Kunde bei den Produkten von Fronius wählen kann, ermöglicht ein „Build to Order“ auf spezielle Kundenwünsche zu reagieren. 3. Aktualität: Bei „Build to Order“ ist gewähr leistet, dass der Kunde immer den aktuellen technischen Letztstand des Produktes erhält. Bestände alter Versionen sind somit ausge schlossen. 4. Hohe Lagerkosten: Ein Fertigwarenlager verur sacht hohe Kosten (man benötigt mehr Platz, Licht, Heizung …). Diese Kosten sollen mög lichst vermieden werden. Fronius hat seine Fertigung in Bereiche eingeteilt. Diese sind: Mechanik (Blechbearbeitung, Be schichtung), Elektronik, Kabel & Komponenten, Vervielfältigung (Erstellung von Bedienungsanlei tungen) und Endfertigung (Zusammensetzen und zumTeil Verpacken von Fertiggeräten). Jeder die ser Fertigungsbereiche muss seine erzeugten Pro dukte selbst lagern und verwalten. Die nachfol gende Abteilung muss die Teile, die benötigt werden, vom vorherigen Bereich abrufen. Somit beeinflussen sich die Abteilungen zwar gegensei tig, sind aber dennoch sehr unabhängig. Dieses Pull-Prinzip zieht sich bei Fronius durch die ganze Versorgungskette. Artikel, welche auf grund der Planung eingekauft wurden, bleiben im Lager, bis der Abruf von der Fertigung kommt, dass diese Produkte benötigt werden. Das funkti oniert folgendermaßen: 1. Es erfolgt eine Leermeldung, d. h., ein Mit arbeiter in der Fertigung gibt im Computersys tem durch das Scannen eines Barcodes be kannt, welcher Artikel auf seinemArbeitsplatz zur Neige geht. Die Scannung erfolgt immer beim Leerwerden eines Behälters. 2. Diese Leermeldung, also den Abruf, sieht der Lagermitarbeiter am Bildschirm. SeineAufgabe ist es, alle Leermeldungen zu kontrollieren und die richtigenWaren in der richtigen Reihenfol ge aufzuladen, damit diese ohne Verzögerung in den Bereich der Fertigung gelangen, wo sie benötigt werden. 3. Die Auslieferung an die jeweiligen Fertigungs bereiche erfolgt bei Fronius durch einen Logis tikzug. Das ist ein Fahrzeug mitAnhängern, auf die Waren aufgeladen werden. Anhand eines Routenplanes werden dann die entsprechen den Fertigungsbereiche beliefert. 4.Während der Logistikzug dieWaren ausliefert, werden die abgegangenen Waren aus dem La ger verbucht. Bei Artikeln, bei denen der La gerstand danach sehr gering ist, erfolgt umge hend die Information aus dem Computersystem an die Lieferanten bzw. an den vorhergehen den Fertigungsbereich, dass derArtikel wieder nachgeliefert werden muss. DiesesVorgehen beginnt schon bei der Bestellung der Artikel beim Lieferanten und endet bei der Auslieferung der Ware an den Kunden. Dieses durchgängige System (Supply Chain, vgl. S.230) garantiert Fronius eine einwandfreie Abwicklung und Abarbeitung eines Kundenauftrages. Video 4fm7ra Nur zu Prüfzwecken – Eigentum d s Verlags öbv
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