Wirtschaft gestalten HAK I, Arbeitsbuch BW
41 Mit Ideen die Wirtschaft gestalten Ein Geschäftsmodell ist mehr als die Geschäftsidee – ein Produkt oder eine Dienstleistung, die ange- boten wird. Es zeigt, wie der Nutzen für die Kunden und Kundinnen erreicht wird, nämlich durch die angesteuerte Wertschöpfungsarchitektur. Es zeigt auch, dass es verschiedene Möglichkeiten der Um- setzung einer Wertschöpfungsarchitektur gibt. Ein Geschäftsmodell ist somit einfach die Beschrei- bung des „Geschäfts“. Ein Geschäftsmodell zu haben, ist also keine Strategie. Eine bewusste Verände- rung und Gestaltung des Geschäftsmodells kann eine Strategie sein. Geschäftsmodelle sind oft der Ansatz für eine Innovation: z. B. verkauft ein Online-Reisebüro noch immer Reisen, allerdings besteht kein realer, sondern ein virtueller Standort und der Reisebüroangestellte wird durch eine Software – eine Suchmaschine/Datenbank – ersetzt. Ein Beispiel: Sie haben die Idee, den Handel von gebrauchten Gütern zu organisieren. Die konventionelle Lösung wäre, einen Flohmarkt zu organisieren. Durch eine elektronische Umsetzung, wie bei eBay, entsteht eine besondere Form einer Netzwerkökonomie, die auch zusätzlichen Nutzen anbietet. Wurde die Online-Plattform ursprünglich für Konsumenten und Konsumentinnen und deren gebrauchte Güter verwendet, hat es sich heute zu einer Austauschplattform für Waren aller Art – und nicht nur für Kon- sumenten und Konsumentinnen – entwickelt. Die Art der Wertschöpfungsarchitektur (Umsetzung) bietet viele mögliche Innovationen. Ein weiteres Beispiel: Sie wollen etwas daran ändern, dass der/die durchschnittliche Österreicher/in nur drei Zahnbürsten pro Jahr nutzt. Ihre Geschäftsidee ist das Angebot einer ökologisch korrekten Zahnpasta und Zahnbürste. Eine konventionel- le Umsetzung wäre, zu überlegen, das Produkt selbst herzustellen und über den Einzelhandel bzw. Supermärkte zu ver- kaufen. Eine andere Wert- schöpfungsarchitektur wäre es, Zahnpasta und Zahnbürste – nach eigenem Design und Rezept – durch ein Partnerunternehmen herstellen zu lassen und die Auslieferung durch ein Postunternehmen durchführen zu lassen. Das Postunterneh- men verpackt und etikettiert die Pakete, damit sie direkt an den Kunden oder die Kundin versendet werden. Die eigentliche Innovation liegt im Vertrieb, die Art der Kundenbindung durch eine Abo-Lösung und die Finanzierung – die Kunden und Kundinnen leisten eine Vorauszah- lung. Für die Entwicklung eines Geschäftsmodells ist es günstig, nicht sofort eine konventionelle Art und Wei- se der Umsetzung zu wählen. Es bieten sich „Sicht- achsen“ an, damit verschiedene Varianten der Um- setzung angedacht werden. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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