Mathematik anwenden HUM 4, Schulbuch

98 3.2 Preistheorie Ich lerne die langfristige und die kurzfristige Preisuntergrenze eines Betriebes zu berechnen und zu interpretieren. Ich lerne Erlös, Gewinn und Deckungsbeitrag zu berechnen. Ich lerne Angebotund Nachfragefunktionen zu bestimmen, zu interpretieren und daraus den Gleichgewichtspreis zu ermitteln. Ich lerne die Punktelastizität und die Bogenelastizität zu berechnen und zu interpretieren. Ich lerne den Gewinnbereich und den Cournotschen Punkt zu berechnen. Langfristige und kurzfristige Preisuntergrenze Herr Baumgartner besitzt einen kleinen Bauernhof mit zehn Milchkühen. Die Milch verkauft er an den örtlichen Molkereiverband, der pro Liter Milch 0,33€ bezahlt. Herr Baum­ gartner ist nicht der Einzige, der den Molkereiverband beliefert. Er teilt sich den Milchmarkt mit vielen anderen Landwirten der Region, von denen manche wesentlich mehr Milchkühe, andere wiederum auch weniger Kühe als er besitzen. Jeder von ihnen erhält den gleichen Preis von 0,33€ pro Liter Milch. Ein solches Konkurrenzverhältnis heißt atomistische bzw. vollständige Konkurrenz . Ein Betrieb steht in atomistischer (oder vollständiger ) Konkurrenz , wenn das von ihm hergestellte Produkt auch von sehr vielen anderen Mitbewerbern am Markt angeboten wird. Er hat dann keinen Einfluss auf den Marktpreis, zu dem er sein Produkt verkaufen kann. Da Herr Baumgartner den Verkaufspreis für die Milch nicht frei wählen kann, stellt sich für ihn die Frage, welches der kleinste mögliche Verkaufspreis ist, bei dem die Milchproduktion für ihn noch rentabel ist. Dazu muss der Verkaufspreis mindestens so hoch sein, wie die Produktions­ kosten pro Liter Milch (= Stückkosten). Wenn der Marktpreis und die Stückkosten überein­ stimmen, macht der Betrieb zwar keinen Gewinn mehr, aber immerhin auch keinen Verlust. Nun könnte Herr Baumgartner versuchen, die tägliche Produktionsmenge (zum Beispiel durch die Anschaffung einer weiteren Milchkuh oder durch Spezialfutter) dahingehend zu ändern, dass die Stückkosten sinken. Das geht so lange gut, bis die Produktionsmenge gerade so groß ist, dass die minimal möglichen Stückkosten erreicht werden. Diese minimalen Stückkosten stellen die langfristige Preisuntergrenze für Herrn Baumgartner dar. Da Herr Baumgartner auch andere Erzeugnisse seines Bauernhofes verkauft, kann er die Fix­ kosten für seinen Hof bei der Kalkulation des Milchpreises auch vernachlässigen. Er kann sich für kurze Zeit auch erlauben, dass die Milchproduktion nur die variablen Kosten für die Haltung der Milchkühe decken. Entspricht der Marktpreis für einen Liter Milch dann den minimal möglichen variablen Stückkosten (= variable Kosten für 1 Liter Milch), so ist schließlich die kurzfristige Preisuntergrenze erreicht. Wir bezeichnen mit K die Kostenfunktion und mit ​ _ K​die Durchschnittskostenfunktion eines Betriebes. Mit ​ _ K​ v ​(x) bezeichnen wir die durchschnittlichen variablen Kosten in GE/ME bei der Produktion von xME. Wir bezeichnen mit x BO ME das Betriebsoptimum und mit x BM ME das Betriebsminimum. ​ _ K​(​x​ BO ​) sind die kleinstmöglichen Durchschnittskosten. Sie werden als langfristige Preis­ untergrenze ( ® PU) bezeichnet. Wenn der Verkaufspreis gleich der ® PU ist, so sind im Betriebs­ optimum gerade noch die Produktionskosten gedeckt. Man nennt dann den Betrieb einen Grenzbetrieb . atomistische Konkurrenz langfristige Preisuntergrenze Grenzbetrieb Kostenund Preistheorie Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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