Stoffe, Schulbuch
71 Speisefette sind Ausgangsstoffe zur Seifenherstellung Abb. 71.1: Seife aus Fett Abb. 71.2: Aufbau eines Seifenteilchens Abb. 71.3: Anordnung von Seifenteilchen auf einer Wasseroberfläche Chemischer Aufbau der Fette 6.2 Speisefette sind Ausgangsstoffe zur Seifenherstellung Speisefette dienen nicht nur zur Ernährung des Menschen, sondern können auch als Ausgangsstoffe für eine Reihe wichtiger Produkte dienen. Der bekannteste Stoff, der aus Fett gewonnen wird, ist die Seife . Dazu wird Fett mit der stark basischen Natron- lauge mehrere Stunden gekocht. (Natronlauge ist die wässrige Lösung von Natrium- hydroxid NaOH.) Dabei wird der Ester zerlegt (Verseifung), es entsteht Glycerol und das Natriumsalz der Fettsäuren, die Seife. Darin liegt die Fettsäure als Anion vor, das Kation ist Natrium. Zur Seifenherstellung verwendet man billige Fette wie Rindertalg, Palmkernöl und Kokosfett. Nach der Verseifung liegt eine Mischung aus Glycerol, Seife und überschüs- siger Natronlauge vor. In der Mischung löst man große Mengen Kochsalz. Dadurch wird die Seife unlöslich und scheidet sich als Fest- stoff ab. Diese „Kernseife“ wird noch mit Farb- und Duftstoffen versetzt. Seife hat zwei Nachteile. Sie reagiert basisch, was für empfindliche Gewebe schädlich ist, und sie erzeugt in härterem Wasser unlösliche Verbin- dungen. Daher enthalten moderne Waschmittel statt Seife Tenside (Siehe auch Seite 8). Dies sind Substanzen mit ähnlichem Bau wie Seife, aber ohne die zwei genannten Nachteile. Die Waschwirkung der Seife Sie beruht darauf, dass sie in ihrem Anion eine stark was- serlösliche (hydrophile) Gruppe und eine stark wasserunlös- liche (hydrophobe) Gruppe besitzt. Dadurch wirkt Seife als Vermittler zwischen Fett und Wasser. Sie löst sich mit der hydrophoben Seite im Fett. So bekommt dieses durch die Anionen eine hydrophile Oberfläche. Das Fett verteilt sich im Wasser. Die Fetttröpfchen stoßen einan- der ab, da sie negativ geladen sind. Das Fett wird emulgiert. In reinem Wasser besetzen die Seifenmoleküle die Oberfläche. Ist diese besetzt, müssen weitere Seifenmoleküle „Micellen“ bilden. „Lieber“ wären die Sei- fenmoleküle aber an der Wasseroberfläche. Daher schäumt Seifenlösung. Der Schaum besteht aus dünnen Wasserschichten, deren Oberfläche von Seifenmolekülen besetzt ist. vereinfachte Darstellung hydrophil hydrophob O O C Abb. 71.4: Fettige Verschmutzungen werden von Wasser nicht benetzt. Seifenteilchen dringen mit ihren hydrophoben Enden in die Verschmutzung ein und lösen sie von ihrer Unterlage, da die jetzt außen liegenden hydrophilen Enden vom Was- ser benetzt werden. Fülle in einen 250 mL Rundkolben etwa 25 mL Ethanol, 10 mL Speiseöl und lasse deine/n Chemielehrer/in etwa 10 Plätzchen festes Natriumhydroxid zugeben. Setze einen durchbohrten Gummistoppel mit einem etwa 50 cm langem Glasrohr auf. Erhitze im Wasserbad bis zum Sieden. Entnimm nach etwa 5 Minuten eine kleine Menge der Mischung, versetze in einer Proberöhre mit etwas destilliertem Wasser und schüttle. Starke Schaumbildung weist auf Seife hin. Versuch 71.1 Herstellung von Seife Textilfaser Schmutz Seifenteilchen Wasser O O C O O C O O C Na O H O O C O O O H H H O H Na O H O O C O O C Fett- molekül Natron- lauge Seifenteilchen Glycerol- Molekül Na Na Na Na Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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