Stoffe, Schulbuch
119 Die Dosis macht das Gift Abb. 119.1: Wie Schadstoffe (Gifte) aufge- nommen werden können: Peroral : Aufnahme über den Magen-Darm-Trakt Inhalativ : Aufnahme über den Atmungstrakt Percutan : Aufnahme über die Haut Parenteral : Aufnahme unter Umge- hung des Magen-Darm- Traktes (Injektion) Abb. 119.2: Kleinste Konzentrationsmaße Messung der Giftigkeit von Stoffen Medikamente , Lebensmittelzusätze und Stoffe, mit denen der Konsument in Berüh- rung kommt wie zB Kosmetika, müssen auf ihre Giftwirkung getestet werden. Als Maß für die akute Giftigkeit von Stoffen dient der LD 50 -Wert . Zu seiner Feststellung sind Tierversuche unumgänglich. Ein Experiment ist dabei zu wenig, es gibt auch bei Labortieren verschieden empfindliche Exemplare. Daher wird eine größere Zahl davon dem Stoff ausgesetzt. Der LD 50 -Wert gibt an, bei welcher Dosis die Hälfte der Versuchstiere stirbt. Heute versucht man die Tierversuche auf ein Minimum zu beschränken. Untersuchungen werden international anerkannt, Parallelversuche in verschiedenen Ländern vermieden. Die Umsetzung der Versuchsergebnisse auf andere Tierarten oder den Menschen ist zwar problematisch, trotzdem ist der LD 50 - Wert ein gutes Vergleichsinstrument für die Beurteilung der Giftwirkung. Am Arbeitsplatz sind die Arbeitnehmer trotz aller Schutzeinrichtungen oft Stoffen ausgesetzt, die die Gesundheit schädigen können. Das müssen nicht nur „Chemika- lien“ sein. Auch Holzstaub ist beim Einatmen sehr gefährlich und kann sogar Krebs auslösen. Zum Schutz der Arbeitnehmer wurde daher der MAK-Wert definiert (Maxi- male Arbeitsplatz-Konzentration). Darunter versteht man die Menge einer Substanz, der man am Arbeitsplatz in einer 40-Stunden-Woche ausgesetzt sein kann, ohne Schäden erwarten zu müssen. Natürlich ist der MAK-Wert viel niedriger als der LD 50 - Wert. Man untersucht, bei welcher Konzentration noch gesundheitliche Beeinträch- tigungen nachgewiesen werden können und setzt dann den MAK-Wert viel niedriger an. Kurzzeitig kann der MAK-Wert gefahrlos überschritten werden. Stellt man durch irgendeine Substanz langfristig verursachte Gesundheitsschäden fest, so wird der MAK-Wert weiter herabgesetzt. Die MAK-Wert-Liste wird daher jährlich neu veröf- fentlicht. Oft wird Kritik an den MAK-Werten geführt, da zu hohe MAK-Werte erst im Nachhin- ein festgestellt werden. Dies ist aber unvermeidlich, da sich chronische Vergiftun- gen viel schwerer feststellen lassen als akute. Wenn man die Gefahr am Arbeitsplatz allerdings mit den Gefahren vergleicht, denen sich viele Menschen beim Rauchen freiwillig aussetzen, so sind die MAK-Werte ein guter Schutz. Das Nicotin , das sich ein starker Raucher täglich zuführt, liegt weit über dem MAK-Wert. Zur Angabe sehr kleiner Konzentrationen, wie sie zB in der MAK-Wert- Tabelle benö- tigt werden, haben sich in der Chemie die Konzentrationsangaben ppm und ppb durchgesetzt. 1 ppm (= part per million) ist ein Teil Stoff auf eine Million Teile ande- rer Stoffe, also zB 1 mg/kg. 1 ppb (= part per billion) bedeutet ein Teil Stoff auf eine Milliarde Teile anderer Stoffe zB 1 mg/t. Beachte: 1 billion (engl.) bedeutet eine Milliarde und nicht eine Billion! Diese kleinen Konzentrationen kann man heute bei fast allen Substanzen sicher nachweisen. Erst die Fortschritte der modernen Analy- sentechnik haben die MAK-Wert-Kontrolle möglich gemacht. Durch zahlreiche gesetzliche Vorschriften und moderne Analysen-Verfahren sind die Menschen heute in Europa und Nordamerika viel weniger gefährlichen Stoffen ausgesetzt, als noch vor 50 Jahren. percutan inhalativ peroral parenteral 2 cl Schnaps (40%iger Alkohol) bewirkt einen Alkoholgehalt von: 1 Promille in 6,4 Litern Blut 1 ppm in einem Weinfass mit 6400 Litern Inhalt 1 ppb in 3 Schwimmbädern Liste besonders giftiger Stoffe Stoff LD 50 Tödliche Dosis für einen Menschen ca. KCN (Zyankali) 2000 µg/kg 150000 µg Nicotin 1000 µg/kg 7500 µg Amanitin 20 µg/kg 1500 µg TCDD 0.6 µg/kg 45 µg Tetanusgift 0.0001 µg/kg 0.0075 µg Botulinusgift 0.00003 µg/kg 0.00225 µg Abb. 119.4: Besonders giftige Stoffe Abb. 119.3: Formel von TCDD (2,3,6,7-Tetrachlor-dibenzo-dioxin), dem giftigsten von Menschen hergestellten Stoff O O Cl Cl Cl Cl Puh! Ist der aber gruselig! Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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