weltweit 4, Geographie und Wirtschaftskunde, Schulbuch

Gesellschaftliche und wirtschaftliche Probleme Äthiopiens verstehen Mumina Fhara ist 17 Jahre alt. Sie stammt aus Denan, 670 km südlich der Hauptstadt Addis Abeba. Mumina zieht mit ihrer Familie wegen der bewaff- neten Konflikte und der langen regenlosen Zeit von Ort zu Ort. Zur Zeit lebt sie im Lager einer Hilfsorganisation. Sie hofft, dass ihr Mann aus dem Krieg wiederkommt, denn sie kann ihre drei Kinder nicht alleine ernähren. Sie hat keinen Beruf und keine Chance, ausreichend Geld zu verdienen. Wenn ihre Kinder größer sind, können sie helfen, Früchte zu verkaufen. Das haben Mu- mina und ihre Geschwister früher auch getan. Entwicklungsland Äthiopien Äthiopien gehört zu den Ländern, die einen sehr niedrigen Entwicklungs- stand aufweisen. Das zeigt sich z. B. in geringer Wirtschaftskraft, einem ge- ringen Bildungsgrad, hoher Arbeitslosigkeit, niedrigem Pro-Kopf-Einkom- men, unzureichender Ernährung und ärztlicher Versorgung sowie hoher Kin- dersterblichkeit. Länder mit solchen Merkmalen nennt man Entwicklungs- länder. Äthiopien Indien Österreich BIP/Kopf US-$ (2012) 498 1 499 49 074 Einwohner/Arzt (2010) 46 899 1 667 214 Kindersterblichkeit 6,8 5,6 0,4 Anteil der Bevölkerung mit Zugang zu Trinkwasser 42% 91% 100% Anteil der Bevölkerung mit Zugang zu Sanitäreinrichtungen (2012) 24% 36% 100% Lebenserwartung (2012) 63 Jahre 66 Jahre 81 Jahre 1 Stelle die Probleme aus M2, M3, M4, M5 einander gegenüber und erstelle eine Mindmap. Ergänze Probleme, die im Text erwähnt werden. 2 Arbeite mit den Materialien auf dieser Seite und erkläre, woran man erkennt, dass Äthio- pien ein Entwicklungsland ist. Du bist dran M1 Brunnen-Hilfsprojekt M2 Lange Wege zum Wasser Die österreichische Hilfsorgani- sation „Menschen für Men- schen“ ist in Äthiopien tätig: „Bis vor sieben Jahren hatten wir kein einziges Tier. Wir hatten zu wenig zu essen und konn- ten das Schulgeld für unsere Kinder nicht bezahlen“, erzählt die 36-jährige Zewde Tessema in ihrem Dorf Mamo Bukune im Bezirk Derra. Doch dann habe sie von einem Mikro-Kredit- Programm der Hilfsorganisation „Menschen für Menschen“ … profitiert. „Im Jahr 2005 habe ich 1 500 Birr (heute rund 68 Euro) aufgenommen und damit drei Schafe und Ziegen gekauft.“ Die Herde wuchs, der bescheidene Wohlstand auch. Jetzt denkt die geschäftstüchtige Frau, die zu- dem einen kleinen Getreidehan- del aufgezogen hat, an den Bau eines Gästehauses im Hauptort Gundo Meskel. Äcker, auf denen die Armut gedeiht „Wir haben wirklich sehr, sehr viel Geld aus dem Ausland bekommen, aber gebracht hat es nichts“, so äußert sich ein Wissenschaftler in Addis Abeba. Den Grund sieht er in einer falschen Agrarpolitik, die immer noch auf die Kleinbauern setzt, aber privaten Bodenbesitz verhindert. Dabei leben 85% der Bevölkerung von der Landwirtschaft, trotzdem reichen die Ernten selbst in guten Jahren nicht aus. Die Kleinbauern könnten vieles verbessern, wenn man sie ließe. Äthiopien hat so viel fruchtbares Land, dass es sich ohne Probleme selbst versorgen könnte. Aber in Äthiopien dürfen die Bauern den Boden nicht besitzen, den sie bearbeiten. So investieren sie nichts und arbeiten mit dem altertümlichen Holzpflug. Das bewirtschaftete Land wird beim Tod der Eltern zur Nutzung unter den Kindern aufgeteilt. So werden die Ackerflächen stets kleiner. Weil die Bevölkerung schnell wächst, müssen von kleineren Flächen immer mehr Menschen ernährt werden. M3 M4 M5 Äthiopien im Vergleich 68 Äthiopien – im Schatten der Weltwirtschaft Nur zu Prüfzw cken – Eigentum des Verlags öbv

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